Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
für einen Nicht-Christen faszinierend.
Welche Lawine Andreas damit ausgelöst hätte, wollte sich Nick nicht ausmalen.
Glücklicherweise hatte er das unterbunden.
Aber wenn er ehrlich war, wollte er wissen, wie die Geschichte weiter geht. Was wurde aus Jesus? Er musste erwacht sein und dann hatte er sicherlich Maria geheiratet und sie wären glücklich gewesen, mit eigenen Kindern. Und beide hatten Jerusalem verlassen. Aber wohin? Frankreich, Indien, die Türkei oder gar Afrika?
Was für ein Leben hatten sie geführt? Wie konnte Jesus von heute auf morgen seine Überzeugungen aufgeben und das Leben eines einfachen Menschen leben? Er war sicherlich nicht Gottes Sohn, aber er verfügte über besondere Gaben, die auch seine Nachkommen noch immer besaßen, wie Esther.
Viele Fragen drängten sich ihm auf. Und mit diesen schlief er ein.
Er schlief ohne die geringste Ahnung davon, dass Esther und Rebecca im Flieger nach Frankfurt saßen und er sie daher nicht erreichen konnte, und dass sie in Kürze im selben Hotel wie er einchecken würden.
So träumte er an diesem Abend von Rebecca, die er Tausende von Kilometern weit weg wähnte und hoffte im Traum, dass sie das Buch vielleicht doch noch zueinander führen könnte.
Das jedenfalls wünschte er sich mehr als alles andere, denn er liebte sie. Wo sonst, wenn nicht in der Liebe , waren die Menschen selbstlos?
Kapitel 78
Ismail erschrak durch das Klingeln. Was sollte er machen? Reflexartig ließ seine rechte Hand von Andreas. Der sackte in sich zusammen. Aber er lebte noch. Dann klingelte es nochmals. Ismail ließ Andreas auf der Couch liegen und ging zur Tür.
Er schaute durch den Spion und wollte seinen Augen nicht trauen. Er öffnete die Tür und sagte mit einem breiten Grinsen: „Hallo.“
Die Person die geklingelt hatte war Rebecca. Neben ihr stand Esther.
„Du“, sagte Esther ungläubig.
„Ja, ich“, antwortete Ismail, schnappte sich Rebecca und zerrte sie in die Wohnung.
„Kein Wort“, sagte er zu Esther gerichtet und zwang sie auch hinein.
Esther folgte ihm ins Wohnzimmer. Sie hatte mit allem gerechnet gehabt, aber nicht damit.
Ismail sah ihr sorgenvolles Gesicht und das verschaffte ihm Befriedigung. Denn diesmal würde er sich nicht von ihren Psychotricks einlullen lassen.
Vielleicht, dachte er, vielleicht war die Begegnung mit dieser Frau Schicksal. Esther sah, dass der übel zugerichtete Andreas auf der Couch noch am Leben war. Ismail sah zu ihr und dann zu Andreas.
„Er scheint einen Schutzengel zu haben, denn wie Abraham einst seinen Sohn dem Herren opfern wollte, so sollte auch Andreas das gleiche Schicksal ereilen. Aber anscheinend hat die Barmherzigkeit des Herren keine Grenzen. Selbst für Schaben und Gotteslästerer wie diesen.“
„Wie können Sie Gottes Gnade in den Mund nehmen und dann zu solch einer Brutalität fähig sein ? Sie sind kein Mensch, sondern ein Tier“, antwortete Rebecca entsetzt. Ismail hatte sie mit der rechten Hand fest im Griff. Sie wirkte geradezu zerbrechlich. Ismail lachte.
„Weib, was weißt du von der Gnade Gottes? Der Herr hat mich aus dem Dunkeln geführt, um sein Licht hinaus in die Welt zu tragen. Aber genug der Worte. Wo ist das Buch?“, sagte er und gab ein wenig Druck mit der rechten Hand. Rebecca verkniff sich den Schrei.
„Wir haben es nicht, deswegen sind wir hier. Das musst du uns glauben, Ismail. Wenn du nicht meinen Worten glauben willst, dann höre auf die Stimme des Herren in deinem Herzen. Wir beide dienen ihm.“
„Klappe, alte Frau noch ein mal lasse ich mich nicht von dir einlullen! Wo ist das Buch?“, schrie Ismail und seine Augen wurden groß und Furcht einflößend.
„Wenn wir es hätten, warum sollten wir hier sein?“, schrie Rebecca mehr aus Angst als aus Stärke. Anscheinend fürchtete sie, dass Ismail ihrer Tante etwas antun könnte.
Ismail schaute Rebecca an und schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Aber schon längst hatte die Wut die Kontrolle über ihn übernommen, sodass er gar nicht in der Lage war, rational zu denken. Er wusste, dass die alte Frau der Mittelpunkt dieser Geschichte war.
Aber vielleicht hatte sie Recht und war deswegen hier, weil sie ihr Buch wiederhaben wollte.
„Sie haben es nicht …“, kam ganz schwach ein Satz hinterm Rücken Ismails. Es war Andreas.
Die Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn.
„Klappe, Heide.“
„Ich sagte doch, dieser Amerikaner hat es. Nick. Nick Adams“, antwortete Andreas, dem man anmerkte,
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