Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
er sich beim Vatikan verzockt. Ihn hätte es nicht gewundert, wenn Ali auch von diesem Priester aufgesucht wurde und er ihn zum Sprechen gebracht hatte.
So musste es gewesen sein. Wie konnte er so leichtsinnig gewesen sein? Wieso hatte er seine Handy Nummer Ali anvertraut? Für den Vatikan war es sicherlich ein leichtes Spiel, anhand der Handynummer seine Adresse ausfindig zu machen.
So eine Scheiße, dachte Andreas. Aber dennoch stieg die Hoffnung in ihm auf, denn er konnte sich schwerlich vorstellen, dass der Vatikan des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu einem Mord fähig gewesen wäre. Einschüchterung ja, aber Mord, nein. Dafür war der Papst zu besonnen.
Aber so ausweglos die Situation auch war und so pervers es klang: Andreas konnte eine kleine Freude nicht verbergen. Die Gewissheit, dass das Buch echt sein musste. Warum sonst sollte der Vatikan ihn aufsuchen?
Aber leider hatte er das Buch nicht mehr. Dieser verdammte Nick hatte es. Welche Rolle er in dieser Geschichte spielte, war ihm schleierhaft. Vielleicht CIA, dachte er und musste schlucken.
Seine Ausgangslage war nicht zu beneiden. Aber Andreas würde es diesem Ami heimzahlen. Egal ob CIA oder irgendeine andere Geheimdienstorganisation der Amis.
So leicht würde er das Feld nicht räumen und Nick das Buch überlassen. Und wer weiß, vielleicht konnte er diesen Hünen gar für seine Zwecke nutzen, wenn er klug agierte. Denn einen intelligenten Eindruck machte dieser arabische Christ nicht auf Andreas.
„Was für ein Amerikaner?“, fragte Ismail nochmals.
„Weiß ich nicht, so’n Agent vo n der CIA“, stammelte Andreas.
„CIA? Wehe du verarscht mich. Was soll d ie CIA mit dem Buch zu tun haben?“
„Das weiß ich nicht. Aber Sie müssen mir glauben. Beim Leben meiner Mutter. Dieser verdammte Agent war im selber Flieger wie ich und hat mir irgendwelche Drogen in mein Getränk gemischt, und dann das Buch an sich gerissen. Ich schwöre!“, sagte Andreas und versuchte aus der Regung Ismails zu lesen, wie seine Chancen standen.
Ismail sah ihn an und sagte nichts.
„Man sollte immer ganz genau überlegen, was und wann man schwört. Einen Menschen mögen Worte in die Irre leiten, aber Gott niemals. Früher oder später wird er einen jeden von uns zur Rechenschaft ziehen. Erzähl mir alles was du weißt und Gott wird über dich richten“, sagte Ismail.
Andreas verstand zwar nicht ganz, was der Schwachsinn mit “Gott wird richten“ bedeuten sollte, aber das interessierte ihn nicht. Denn er hatte den Hünen dazu gekriegt, nicht mehr auf ihn einzuschlagen. Und vor allem war er jetzt am Zug, die Geschichte nach seinen Wünschen zu lenken.
So erzählte er ihm seine erste Begegnung mit Nick. Er schmückte sie natürlich aus. Er erzählte, wie er sich in Israel von Männern verfolgt glaubte und er erzählte ihm letztlich, dass dieser Nick ganz zufällig den Platz neben ihm im Flieger zurück nach Deutschland hatte und dass er das Buch, welches er nach beste m Wissen und Gewissen erworben hatte, mit im Flieger hatte. Und dann erzählte er ihm, dass er im Krankenzimmer des Flughafens Frankfurt aufgewacht war und das Buch nicht mehr in seinem Besitz war.
Während er erzählte, hatte sich Ismail auf den Sessel gesetzt und aufmerksam gelauscht.
Nachdem Andreas zu Ende erzählt hatte, fiel sein Blick auf Ismail, doch dieser regte sich nicht und schaute auf den Boden. Nur das tiefe Ein- und Ausatmen, schon fast einem Schnauben gleich, machte Andreas Angst.
Plötzlich schlug Ismail mit der rechten Faust, mit voller Kraft, auf den Glastisch, der vor dem Sofa stand. Andreas erschrak.
Der Glastisch gab dem Druck nach und zerbrach. Ismails Hand blutete und Andreas war wieder angsterfüllt. Hatte sich sein Plan vielleicht in Luft aufgelöst? Über welch ungeheuerliche Kraft dieser Priester verfügen musste, hatte der Glastisch gezeigt, der nun wirklich nicht zu der Sorte billigen Ikea-Schrott gehörte.
Ismails Blick war auf Andreas gerichtet. Andreas saß auf der Couch wie ein vom Raubtier in die Ecke getriebenes Tier, welches sein Ende kommen sah.
„Glaubst du an Gott?“
„Ja“, sagte Andreas, denn er wollte diesen Priester nicht erzürnen.
„Warum wolltest du dann das Buch in deinen Besitz nehmen?“
Was sollte Andreas darauf antworten? Er wusste es nicht.
„Nun, äh … weil ich mich für das Leben Jesus interessiere.“
„Dieser Nick Adams, der tut es, weil es sein Land von ihm einfordert. Daher kann man ihm eine Vaterlandstreue
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