Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
in diese Gemächer einzog. Es gab keine Zeit zu verlieren. Die Krankheit musste warten. Er ließ Giovanni rufen.
Kapitel 82
„… es sollte der wunderbarste Tag im Leben meiner älteren Schwester sein. Sie war die schönste Braut, die ich je gesehen hatte. Ich war sehr stolz und freute mich für sie. Aber ich beneidete sie auch ein wenig. Meine Eltern waren zwar nicht vermögend, aber auch nicht arm. Sie ließen sich nicht lumpen. Es war ein sehr großes Fest. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Ich wünschte mir, der Tag würde nie enden …“, sprach Rebecca und hielt kurz inne. Sie schluckte kurz und fuhr fort:
„… und dann geschah alles so schnell. Ich weiß nicht mehr genau, wie es geschah, aber Bomben erschütterten den Festsaal. Steine, Tische, Stühle und Menschen flogen durch die Luft, als wären sie nichts.
Überall Trümmer- und neben diesen lagen Schwerverletzte und Tote. Auch ich wurde schwer verletzt und wachte nach 4 Tagen aus dem Koma im Krankenhaus wieder auf.
Die traurige Realität wurde mir eröffnet. 256 Tote, davon 168 Frauen und Kinder. Ich war die einzige Überlebende. Meine Familie wurde an diesem Tag ausgelöscht. Aber die leeren Augen der toten Kinder begleiteten mich nachts in meinen Träumen.
Es gab nur noch meine Großmutter, die zu Hause geblieben war, weil ihre schwere Krankheit es ihr nicht gestattet hatte, dabei zu sein, was sie sehr traurig machte, denn sie hatte sich so sehr gewünscht, der Hochzeit ihres Enkelkindes beizuwohnen. Sie hat ihre Enkelkinder vergöttert.
Man entließ mich aus dem Krankenhaus und ich ging zu meiner Oma. Doch ich nahm noch etwas anderes mit mir, meinen Hass gegen die Juden und den Westen.
Verstehst du, ich war ein Kind. Ein Kind, dem man an diesem Tag gesagt hat, du darfst kein Kind mehr sein. Dem man gesagt hat, dass Menschenleben nichts zählen“, schluchzte Rebecca und zitterte am ganzen Körper. Nick nahm ihre rechte Hand und legte sie in die Seinige.
„… Wie sich später herausstellte, war unter den Toten ein hohes Rangmitglied der Hamas. Aber rechtfertigte dass den Tod so vieler Unschuldiger? Für die jüdische Regierung anscheinend schon. Es waren schon einige Tage vergangen, ich streunte orientierungslos herum und wünschte mir nichts sehnlicher als Rache.
Viele Männer suchten in den folgenden Tagen meine Oma auf. Sie brachten großzügige Geschenke mit und erzählten, welch Held ich sei, dass ich von Gott auserwählt wurde, die Stimme Palästinas in die Welt hinauszurufen und wie ich dem Volke Palästinas helfen konnte, ihre lang ersehnte Freiheit zu gewinnen. Doch meine Oma schickte sie alle mitsamt ihren Geschenken nach Hause. Ich verstand sie nicht, zu sehr war ich von meinem Hass geblendet. Aber ich zeigte es ihr nicht, da ich mir große Sorgen um sie machte und nicht wollte, dass sie starb. Denn wen hätte ich dann noch gehabt? Sie war der einzige Mensch, der mir noch geblieben war.
Und dann einige Tage später klopfte es an der Tür.
Meiner Großmutter ging es immer schlechter. Ich öffnete die Tür und wollte meinen Augen nicht trauen.
Eine Christin stand vor mir. Es war Esther. Die Wut kochte in mir und ich wollte sie beschimpfen und die Tür zuknallen, als ich die Stimme meiner Oma vernahm, die mir das untersagte.
Sie lud Esther in unser Haus ein und entschuldigte sich, dass sie nicht aufstehen könne, da sie krank sei, aber dass ich ihr gleich einen Tee bringen würde.
Ich verstand meine Oma nicht, wie konnte sie so etwas tun? Ich hatte einen Tag vorher mich heimlich in einem Hamas-Rekrutierungsbüro erkundigt und da hatte man mir erzählt, dass nicht nur die Juden die schlimmen seien, sondern auch die Christen, da diese den Juden mit ihrer Macht und ihrer politischen Unterstützung diese feigen Morde erlauben würden.
Und meine Oma hatte so eine Christin in unser Haus gelassen und eingeladen am selben Tisch zu sitzen. Ich dachte, dass sie den Verstand verliert. Am liebsten hätte ich Esther angespuckt und ihr die Haare rausgerissen. Welch schlimmen Gedanken mich zu der Zeit plagten, kannst du dir gar nicht vorstellen. Nick“, sagte sie und ihre Augen wurden immer feuchter. Nick streichelte ihr sanft übers Gesicht. Wie zerbrechlich sie auf einmal war.
„Du brauchst nicht weitererzählen, wenn es dich so sehr schmerzt. Ich liebe dich, egal welche Vergangenheit du hast.“
Sie lächelte ihn an und drückte seine Hand.
„Nein, ich will, dass du es weißt. Ich fragte mich, was wollte diese
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