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Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Titel: Nächstenliebe: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salim Güler
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mich geradezu beängstigend.
    Mein Vater schaute ihn an und legte seine beiden Hände in die Seinigen.
    Keiner der Gäste, nicht einmal meine Mutter, wagte dieses Bild zu stören.
    Ich weiß nicht was in diesem Augenblick geschah, aber ich konnte am Blick meines Vaters sehen, wie all die Wut verschwand.
    Mir lief es eiskalt den Rücken runter , aber nicht weil es mir Angst machte, sondern weil ich das Gefühl hatte, das Joshua mit seinen Worten die Seele meines Vaters berührt hatte, wie er auch die Meinige berührte.
    „Verzeiht Herr , aber an der Tür sind Reisende“, unterbrach dann endlich ein Diener die Stille.
    Mein Vater nahm seine Hände aus denen Joshuas und blickte zum Diener.
    „Lass sie eintreten. Heute Abend sollen alle Fremde unsere Freunde sein.“
    Der Diener ging fort und kehrte mit sechs Personen zurück.
    Mein Vater und meine Mutter empfingen sie, wie es sich für Gastgeber gehörte.
    Es wurde ihnen Platz gemacht.
    Drei von ihnen waren Hohepriester. Sie hießen Kaiphas, Nikodemus und Simon. Ein weiterer war ein sehr guter Freund von meinem Vater Josef von Arimathäa mit seinen Dienern.
    Josef war Ratsherr in Jerusalem und Mitglied des Sanhedrins, wie auch mein Vater.
    Warum sie in der Gegend waren wusste ich nicht, sie hatten meinem Vater irgendwas von einer persönlichen Einladung eines anderen hohen Ratsmitgliedes erzählt.
    Die Herren schienen erstaunt, dass mein Vater solch ein großes Fest abhielt für Menschen, die augenscheinlich der untersten Schicht Judäas angehörten, zumal kein besonderer Anlass dafür bestand.
    „Josef, darf ich dir Joshua vorstellen? Er hat meiner Tochter das Leben gerettet. Ich berichtete dir davon. Er ist ein Wanderprediger, der mit seinem Gefolge am See Halt gemacht hat. Da habe ich sie alle zum Essen eingeladen, um mich noch einmal bei ihm zu bedanken.“
    „Sei mir gegrüßt, Joshua. Ich glaube ich hörte schon von dir. Bist du nicht der, der angeblich Blinde sehend und Taube hörend gemacht hat? Der gar eine Leprakranke geheilt haben soll?“
    „Nicht ich habe dies gemacht. Es war ihr Glaube.“
    „Ihr Glaube sagt ihnen aber auch, ehret den Schabbat“, antwortete Kaiphas.
    Mir ist dieser Kaiphas sehr unsympathisch , da er  eine kalte, hinterlistige Ausstrahlung signalisiert.
    „Und so viel mir zu Ohren gekommen ist, sollst du deinen Zuhörern sagen, dass sie dies nicht tun sollen?“
    „Habt ihr denn nicht gelesen was David getan hat, als er und seine Männer hungerten?
    Er ging in das Haus Gottes hinein, nahm die dort ausgelegten Brote , aß sie und gab sie auch seinen Begleitern zu essen. Dabei ist das nicht erlaubt, das dürfen nur die Priester tun.
    Und er sagte zu ihnen: „Der Sohn des Menschen ist Herr über den Schabbat.“ Und ich sage euch: „Der Schabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Schabbat.“
    „Du solltest deine Worte mit Bedacht wählen. Manch einer wurde schon für weniger von den Römern gehängt.“
    „Ob Rom oder Judäa, nicht Nationen prangere ich an, sondern die Ungerechtigkeit.“
    „Ich hörte, dass du auch gesagt haben solltest, dass man Sünder und Verbrecher verzeihen und lieben soll.“
    „Wenn der Bruder sündigt, so weise ihn zurecht. Wenn es ihn reut, so vergib ihm. Denn wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut auch ihnen.
    Denn unser Gott ist ein Gott der Liebe und nur in der Liebe ist die Erlösung. Denn es steht geschrieben: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.“
    „Das ist Ketzerei“, antwortete Kaiphas und stand voller Zorn empört von seinem Stuhl auf.
    „Wer da sagt, das sei Ketzerei, der sieht die Zeichen der Zeit nicht, denn zu sehr klebt er am Stuhl der Macht. Doch ewig währt nur die Liebe, denn aus ihr ward das Leben und das Leben gebärt die Liebe.“
    Die Menge wurde still. Alle spürten die explosive Situation. Ich fürchtete das Schlimmste, schließlich bekleidet Kaiphas das Amt des Hohepriesters. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, Joshua der Ketzerei wegen verhaften zu lassen, zumal er auch noch über sehr gute Beziehungen zu Pilatus verfügt.
    Ich empfand es als sehr unklug, was Joshua da sprach.
    Ja, liebes Tagebuch, ich hatte Angst. Angst um Joshua.
    Auch wenn ich seinen Worten Recht gebe, so ist es doch manchmal ratsamer zu schweigen.
    „Politik, Religion. An solch einem schönen Abend mit wohl duftenden und noch besser schmeckenden Speisen sollten wir uns nicht mit diesen Dingen ärgern. Komm Kaiphas, trink einen Schluck Wein zum Wohle meiner Tochter, dass

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