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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Zeit habe ich noch nie in Olgas unmittelbarer Nähe verbracht.
    Im Fall des verschwundenen Staatsanwaltes liegt dagegen noch immer alles im Dunkeln. Seine privaten und die meisten beruflichen Aufzeichnungen sind verschlüsselt. Der Code konnte bisher nicht geöffnet werden. Er war außergewöhnlich vorsichtig. Alles erscheint sehr merkwürdig.
    Hätte man ihn wirklich entführt, gäbe es eigentlich eine Forderung. Wer war das hübsche Mädchen, welches er angeblich nach dem Barbesuch getroffen hat? Warum tauchte es dort auf? Hatten beide sich verabredet und kannten sich? Viele Fragen bleiben bisher unbeantwortet.
    Das private Umfeld des Gesuchten ist sehr groß. Er traf sich zudem mit vielen Mädchen, auch Prostituierten. Der Mann hatte sadistische Neigungen, schlug und würgte gern Frauen. Wir verfolgen das weiter. Vielleicht hat sein Verschwinden ja einen sexuellen Hintergrund und eine der misshandelten Frauen hat sich an ihm gerächt. Die Ermittlungen ziehen sich also hin.
    Wenn wir wenigstens den Taxifahrer finden würden, der die beiden gefahren hat. Wir werden im nächsten Monat einen Aufruf über die Fernsehsendung Aktenzeichen XY starten. Vielleicht ergeben sich dadurch neue Aspekte.
    Olga klärt mich leider wenig darüber auf, was sie selbst so macht und wirft mit immer nur Häppchen zu. Ich denke ungewöhnlich viel an sie. Das hat jedoch nichts mit der Arbeit zu tun. Es ist ein seltsam hitziges Fieber, welches mich in dunkle Nächte voller sinnlicher Träume begleitet. Die Russin umgibt eine nicht zu beschreibende, geheimnisvolle, lüsterne Aura.
    Sie ist jedoch eine Kollegin, ich muss mich deswegen beherrschen und nicht lächerlich machen.
    Ein, zwei Mal pro Woche treffen wir uns und mimen für die Öffentlichkeit ein Paar. Die dabei gespielte Vertrautheit macht es besonders schwer, denn ich muss die wirklichen Gefühle verbergen. Eine Offenbarung würde nur meine fehlende Professionalität im Umgang mit einer Kollegin offenbaren. Bisher konnte ich noch die Maske des Ehrenmannes aufrecht halten. Sollte ich sie um ein privates Rendezvous bitten? Würde sie sich darauf einlassen?

Die Pathologie

    Die Pathologie war eines dieser in Berlin häufig anzutreffenden Backsteingebäude. Ich war mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist und zur Sicherheit noch durch den Gebäudekomplex spazieren gegangen. Mehrere medizinische Einrichtungen befanden sich auf dem Gelände. Erst als ich vollends sicher war, dass mich niemand verfolgte, ging ich zurück und trat ein. Man stirbt selten an übertriebener Vorsicht, aber häufig durch Leichtsinn. Der unerwartete Überfall durch Marc hatte mir das wieder einmal gezeigt.
    Gordons Ankündigung öffnete mir wie erwartet alle Türen. Der Pförtner brachte mich direkt zum leitenden Pathologen. Äußerlich erfüllte der alle Klischees, die man mit Personen dieses Berufsstandes verband.
    Menschen, die freiwillig eine solche Arbeit ausübten, waren auf eine spezielle Art ungewöhnlich, auch wenn sie sich gern unter einem Mantel angeblicher Normalität zu verbergen suchten. Der Pathologe war zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt, sein Aussehen wenig attraktiv. Er hatte zu meinem Erstaunen keine dunkle Aura.
    Wahrscheinlich fühlte er sich bei den Toten wohler und weniger verspottet als bei den angeblich schönen Menschen. Vielleicht spielte auch ein anderer, für mich im Moment nicht ersichtlicher Sachverhalt, eine Rolle.
    Freundlich und leicht süffisant reichte er mir eine kraftlos herabhängende bleiche Hand. Sie war stark rötlich behaart. Ich mochte diesen deutschen Gruß nicht und tat zuerst, als bemerkte ich ihn nicht.
    Leider war der Mann sehr hartnäckig und bewertete die Verweigerung offenbar als eine Form der persönlichen Kränkung. Er streckte mir seine Hand noch auffälliger hin.
    „Ein solcher Gruß ist mir ungewohnt“, entgegnete ich, meinen Akzent betonend.
    „Und hier ist er üblich“, belehrte der Totenarzt mich und hielt weiter seine ausgestreckte Hand vor.
    In Russland mochten wir solche Besserwisser nicht und hatten dafür einen schmutzigen Begriff, den man gewöhnlich ins Deutsche verniedlichend mit „Klugscheißer“ übersetzte. Russisch klang das aber unendlich beleidigender. Die korrekte Übertragung bezeichnet solche Personen als Schmerz verursachende geöffnete Fotze.
    Zorn über diese andauernde Impertinenz des Leichenfledderers schoss in mir hoch. Ich gab ihm wie gewünscht die Hand. Vor Schmerz knickten seine Beine ein.
    „Bei uns wiederum

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