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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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knien die Männer gern zum Handkuss“, erwiderte ich seine Belehrung.
    Entsetzt schaute der bebrillte Glatzkopf zu mir hoch.
    Der Gekränkte wusste für den Moment nicht, was er zu meiner Unhöflichkeit sagen sollte und war aus seinem dünkelhaften Konzept geraten. Ich verabscheute überhebliche Lakaien und wies ihnen gern wieder ihren Platz in der Welt zu.
    Die Abteilung wirkte sehr aufgeräumt, medizinisch und keineswegs erschreckend. Ich war mit solchen Plätzen in allen Teilen der Welt gut vertraut und hatte da schon anderes gesehen. Läge nicht der von Chlor überlagerte süßliche Geruch des Todes in der Luft, könnte man glauben, dieser Ort wäre der Lagerraum einer Großküche.
    Der dickliche Pathologe sah mich nun weniger abschätzig, dafür aber äußerst missmutig an.
    „Schaffen Sie das? Die Tote sieht übel aus, denn Tiere haben schon ordentlich an ihr gefressen.“
    Ich nickte nur, da ich keine Lust auf weitere Gespräche hatte.
    Der Mann humpelte vor und zog dann eine der Wandbahren heraus. Kältedampf und Leichengeruch traten aus der Tür.
    „Wir mussten die Temperatur auf das maximale Maß reduzieren, damit wir sie lange aufbewahren können.“
    Ich sah mir die Reste des Geschöpfs an.
    Mein Führer musterte mich dabei neugierig. Ihn interessierte meine Reaktion. Sicher rechnete er mit einem Schock oder zumindest Übelkeit. Doch auch hier konnte der Arzt keine Überlegenheit demonstrieren. Das missfiel ihm offensichtlich erneut.
    „Gibt es außer Ihrem Bericht weitere Informationen?“, erkundigte ich mich der Form halber.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. Wir waren keine Freunde.
    „Bei Tötungsdelikten sind wir eigentlich sehr gründlich.“
    Laut Autopsiebericht war das Opfer von vorn im Oberbauch von einer kleinkalibrigen Kugel getroffen worden. Diese war am Rücken wieder ausgetreten. Es handelte sich um einen sogenannten glatten Durchschuss. Er war nicht tödlich gewesen, hatte aber nach und nach zu einem hohen Blutverlust geführt, da die Austrittsstelle sehr groß war. Das Mädchen musste sich längere Zeit versteckt haben, ohne die Wunde versorgen zu können. Sie war langsam verblutet.
    Unter der linken Fußsohle konnte man den Rest eines runden Brandmals mit einer Welle in der Mitte erkennen, das fast ausgeheilt war. Es war somit in der Zeit des Verschwindens angebracht worden. An Händen und Knien fanden sich Schürfwunden, als wäre sie gekrabbelt. Die Bodenspuren darin wurden noch ausgewertet. Am linken Bein hatte sie zudem Hundebisse. Eine Vergewaltigung hatte nicht stattgefunden, da die Jungfernhaut unversehrt war. Die Droge im Blut war vermutlich die schnell wirkende Form eines Schlafmittels, so wie es Marc bei mir benutzt hatte. Die genauere Bestimmung stand ebenfalls noch aus.
    Das Brandzeichen konnte vielerlei bedeuten. Es war ein Hinweis auf eine Klassifizierung oder symbolische Inbesitznahme. Da es eine simple Welle in einem Kreis war, konnte man bisher nichts Genaues daraus schließen. Ich war diesem Symbol jedoch schon einmal auf einem Gestüt in Amerika begegnet. Das konnte aber auch ein Zufall sein.
    Ich reite noch immer gern und kenne mich mit Pferden gut aus. In Sankt Petersburg hatte ich einst sogar ein eigenes Kosakenregiment befehligt. Hier in Berlin war jedoch nicht der richtige Ort für dieses Hobby, da die Tiere anfangs eine große Furcht vor mir empfanden. Es dauerte sehr lange, bis sie sich an mich gewöhnten. Reitklubs und die hiesigen Ställe waren daher nicht für mich geeignet.
    „Dankeschön! Ich wäre gern noch etwas allein mit der Leiche“, verabschiedete ich den Mann.
    Er knurrte etwas wie: „Das ist nicht üblich“, fügte sich jedoch.
    Nachdem er fort war, nahm ich die Untersuchung auf meine Weise vor. Besonders wichtig waren die hinterlassenen Gerüche und das Blut. Beides verriet einem Vampir sehr viel.
    Ich musste dazu an den alten Wunden des Opfers lecken. Das kostete erhebliche Überwindung, da das Blut geronnen und faul war. Mein Magen wollte sich fast umdrehen, doch mein Wille bezwang ihn. Mit der Nase analysierte ich jeden Zentimeter der Haut. Die noch fehlende Garderobe musste mir Gordon beschaffen. Diese lieferte weitere Informationen.
    Die Untersuchung verschaffte mir neues Wissen. Verschiedene Personen, auch einige der fehlenden Mädchen, hatten Kontakt mit der Umgekommenen gehabt. Die anderen Gerüche mussten von den Tätern stammen. Es handelte sich nicht um eine, sondern um mehrere Personen. Das Netz zog sich also enger.
    Das

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