Naechte der Leidenschaft
kalt ließ. Anscheinend war sie tief in ihrem Herzen noch immer dieses elfjährige Mädchen, das ein wenig in ihn vernarrt war.
Er deutete mit dem Daumen zur Tür hinter sich. “Ich warte draußen.”
“Gute Idee.”
Nachdem er gegangen war, stieß Eileen den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte. Sie beugte sich vor und starrte auf ihr Spiegelbild. “Dieser Aushilfsjob war eine schlechte Idee, Eileen Ryan. Eine sehr schlechte.”
3. Kapitel
Rick hatte zwar schon lange kein mexikanisches Essen mehr gegessen, doch er konnte sich nicht erinnern, dass Tacos und Nachos je so gut geschmeckt hatten.
Aber er hatte ja auch noch nie daran gedacht, ein Picknick auf dem Fußboden in seinem Büro zu veranstalten. Und viel eicht lag es auch gar nicht am Essen.
Vielleicht lag es daran, dass Eileen ihm Gesellschaft leistete. Sie ärgerte ihn, sie irritierte ihn, doch sie war unterhaltsamer, als er je vermutet hätte.
Als er sie jetzt betrachtete, während sie über einige ihrer Kunden sprach, sah er, dass ihre Augen humorvoll aufleuchteten.
“Da ist dieser eine Stammkunde”, erzählte sie, bevor sie von ihrem Taco abbiss. Sie kaute, schluckte hinunter und fuhr fort: “Er kauft jede Woche ein Dutzend Rosen.”
“Wohl ein guter Ehemann, was?” vermutete Rick.
“Kaum”, erwiderte sie kopfschüttelnd. “Nein, der Strauß ist für die Dame der Woche.
Immer jemand anderes, immer eine andere Rosenfarbe – je nach Persönlichkeit, sagt er. Aber einmal hat er die Bestel ung geändert und verlangt, dass wir die hässlichsten Blumen, die wir haben, zu der Dame schicken.”
Rick zog eine Augenbraue hoch. “Da wundert man sich.”
“Ich wundere mich vor allem darüber, wo er so viele Frauen findet, die mit ihm ausgehen.” Eileen seufzte und lehnte sich zurück, wobei sie sich mit den Händen auf dem Boden hinter sich abstützte. “Sein Schlafzimmer hat anscheinend Ähnlichkeit mit einem Fließband.”
“Und da hältst du mich für zynisch?” Rick zog die Knie an und stützte sich darauf ab.
“Eins zu null für dich.”
“Und”, wechselte er nach einem Moment des Schweigens das Thema, “was macht Bridget denn so?”
Eileen lächelte. “Meiner großen Schwester geht’s gut. Dreieinhalb Kinder und ein Ehemann, den sie vergöttert. Sie ist geradezu grässlich glücklich.”
“Dreieinhalb Kinder?”
“Sie ist gerade wieder schwanger”, erklärte Eileen und schüttelte den Kopf. “Kaum vorstel bar, aber Bridget liebt es, schwanger zu sein, und Jefferson, ihr Mann, ist genauso verrückt nach Kindern wie sie.” Eileen schaute Rick an. “Wenn ihr euch damals nicht getrennt hättet, könntest du jetzt ein viel beschäftigter Vater sein.”
Rick runzelte die Stirn, griff nach seinem Mineralwasser und trank einen großen Schluck. “Nein, danke.” Er stel t den Becher wieder auf den Teppich. “Ich habe mich als Ehemann versucht, und es hat nicht funktioniert. Außerdem tauge ich nicht als Vater.”
“Da ist er ja wieder, der positive Ausblick aufs Leben, den ich inzwischen schon so gut kenne”, meinte Eileen.
“Diesmal geht der Punkt an dich”, gab er zu. Dann fragte er: “Und was ist mit dir?”
“Was soll mit mir sein?”
“Bist du mit jemandem zusammen?” Was geht dich das an? fragte Rick sich.
Eigentlich gar nichts. Er hatte nur eine höfliche Frage stellen wollen, oder? So oder so, es war ihm ohnehin egal. Auf jeden Fall versuchte er sich das einzureden.
Eileen setzte sich wieder auf und begann, den Müll zusammenzusammeln und in eine Papiertüte zu stopfen. “Im Moment nicht.”
Gut, dachte er, obwohl er wusste, es wäre besser gewesen, wenn sie verlobt gewesen wäre. Oder verheiratet. Oder am besten Nonne. “Kaum zu glauben.”
“Warum?” Sie schaute ihn fragend an.
Er zuckte mit den Schultern. “Weil, na ja …” Er deutete mit der Hand auf sie. “Ich meine …”
Sie lächelte. “Willst du mir etwa ein Kompliment machen?”
Stirnrunzelnd zerknül te Rick seinen Müll, riss Eileen die Tüte aus der Hand und stopfte ihn hinein. “Es sol en schon merkwürdigere Dinge vorgekommen sein.”
“In Science-Fiction-Filmen.”
“Du bist wirklich kein einfacher Mensch, weißt du das, Fratz?”
Sie bewarf ihn mit dem zusammengeknüllten Einwickelpapier eines Tacos. Es pral te von seiner Stirn ab. “Granny sagte immer, von nichts kommt nichts.”
“Ja, aber wer wusste, dass sie von dir sprach?”
Sie verfielen in Schweigen. Während draußen die Sonne gerade langsam
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