Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17

… was machen wir mit …«
    »Die Allerheiligen-Leiche muss umgehend kremiert werden«, beschied ihn Romano. »Aber zuerst wird zu Ende gefrühstückt.«
*
    Mittwoch, 12. November 2014, 11:34 Uhr.
Unfallchirurgische Station des Klinikums, Intensivabteilung.
    Die Mumie im Trockendock.
    Ein seltsames Bild … Aber es passte.
    Der Mann lag von den Füßen bis zum Hals in Gips. Das Bett, in dem er ruhte, war eine Konstruktion aus Bügeln und Schienen, die seine eingegipsten Glieder in den vorgesehenen Stellungen festhielten. Die um seinen Kopf geschlungenen Bandagen ließen die Augenpartie, die Nase und den Mund frei.
    Der Blick der Augen wanderte entlang der Kabel und Schläuche, die aus dem eingegipsten Körper drangen, zu den Maschinen neben dem Kopfende des Bettes. Und sie wanderten von den Maschinen zu der Gruppe weiß gewandeter Männer und Frauen, die am Fußende standen.
    »Sie hatten Glück, dass Sie im untersten Kellergeschoss waren, als Sie in den Fahrstuhlschacht gefallen sind, Herr Wehrmann«, sagte der Arzt mit den meisten Kugelschreiberclips an der Brusttasche. »Da war der Schacht nicht mehr so tief. Dennoch ist kaum ein einziger Ihrer Knochen heil geblieben, und es gab innere Verletzungen. Sie haben sechs Operationen hinter sich, und etliche stehen Ihnen noch bevor. Eben sind Sie aus dem künstlichen Koma erwacht.«
    »Wie gesagt«, fuhr der Arzt fort, »dass Sie leben, kommt einem Wunder gleich. Aber Sie werden noch ein Weilchen bei uns bleiben müssen. Ich denke, Sie, die Kollegen und ich werden uns in den kommenden Monaten noch häufig sehen. Aber jetzt überlassen wir Sie erst einmal den netten Schwestern und Pflegern. Bis später, Herr Wehrmann!«
    Der Ärztepulk hatte die Tür noch nicht erreicht, da drang ein Wimmern aus dem Mundloch des Patienten, das zu einem Heulen anschwoll und schließlich in einen grauenvollen Schrei mündete, der endlos andauerte und die gesamte Station ausfüllte.
    ENDE

In der nächsten Ausgabe
    ACHTUNG: Hören Sie auf Ihr Navi! Nehmen Sie nie die falsche Autobahnabfahrt!
    Es könnte Ihnen sonst ergehen wie Günter Krebs, der einmal nicht achtgibt. Sein bis dahin scheinbar gradlinig verlaufendes Leben erfährt daraufhin eine unerwartete Wendung. Es gerät buchstäblich aus der Bahn. Er gelangt ins mittelalterlich geprägte Mahringen, das von einem geheimnisumwitterten Schloss überragt wird. Nach und nach reift in Günter Krebs die Erkenntnis, dass das Schloss mit seinem bisherigen Leben zusammenhängt. Mahringen, so findet er heraus, wird von einem geheimnisvollen Grafen beherrscht und hütet in seinen engen Gassen ein Wissen, das ihm leicht zum Verhängnis werden kann …
    HORROR FACTORY
German Gothic
Von Jörg Kleudgen
    HORROR FACTORY erscheint vierzehntäglich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und als Audio-Download (ungekürztes Hörbuch).

BASTEI ENTERTAINMENT
    Digitale Originalausgabe
    Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
    Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
    Redaktion: Uwe Voehl
    Projektmanagement: Nils Neumeier
    Titelillustration: © shutterstock/liubomir
    Titelgestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de
    E-Book-Erstellung: Urban SatzKonzept , Düsseldorf
    ISBN 978-3-8387-5099-6
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    Michael Marrak
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