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Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17

Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17

Titel: Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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brachte ihn zu Fall und begrub ihn unter sich.
    Kai ergriff die Flucht. Er begann sich durch das Gerümpel in die Richtung zu kämpfen, wo er den Hallenausgang vermutete.
    Seine Hoffnung, Leikart ausgeschaltet zu haben, trog. Hinter sich hörte er Leikarts Schnaufen und das Scharren von Metall auf Beton. Offenbar hatte der verrückte Doktor nicht genug abbekommen und arbeitete sich unter dem Laborschrank hervor.
    Ständig kollidierte Kai mit dem angesammelten Klinik-Altmaterial, prellte sich die Glieder an harten Vorsprüngen und Kanten. Aber ausnahmsweise hatte sein Richtungssinn ihn nicht getrogen. Angeschlagen erreichte er den Ausgang und stolperte in den Raum mit dem Wäscheberg.
    Er hatte keine Ahnung, wie dicht sein Verfolger ihm auf den Fersen war oder in welchem Zustand Leikart sich befand. Kai selbst bemerkte schon seit einer Weile, dass die Wirkung der Spritze, die der Glatzkopf in der Notaufnahme ihm verabreicht hatte, schwächer wurde. Doch inzwischen ließ die Wirkung so rasch nach, wie sie eingetreten war. Die Symptome der Krankenhausphobie kündigten sich an.
    Kai untersuchte seinen schmerzenden Handrücken. Er fand einen Bluterguss. Offenbar hatte ihn nur die Kante des Messerrückens getroffen, aber nicht die Messerschneide.
    Kai wischte sich den Schweißfilm von der Stirn. Doch seine Handfläche schwitzte ebenfalls, und seine Hände zitterten wieder.
    Es war zu befürchten, dass er auf der Flucht nicht weit kam, zumal er sich im Gegensatz zu seinem Verfolger in den Klinik-Katakomben nicht auskannte.
    Kai sah sich nach einem Versteck um. Es gab keins. Jedenfalls kein brauchbares. Außer …
    Er musterte den riesigen Haufen aus gebrauchter Krankenhauswäsche. Allein der Anblick befeuerte seine Phobie und stülpte ihm den Magen um.
    Vollgekotzte Klinikhemden. Vollgepisste, vollgekotete Bettlaken. Blutige, eiterbespritzte OP-Kittel. Und alles verseucht von allen möglichen Bakterien und Keimen.
    Aber was der Heuhaufen für den Landstreicher war, das war der Wäscheberg für Kai. Ein ideales Versteck. Ja, die Wäsche war sogar besser als das Heu. Denn wer würde vermuten, dass er sich im Brennpunkt des Ekels verbarg? Sogar viel besser: Wer würde denn im Brennpunkt des Ekels nach ihm suchen wollen?
    Egal. Es ging nicht.In dem Moment, wo Kai den Kopf in den stinkenden, verpesteten Höcker steckte, würde er vor Ekel glatt den Geist aufgeben.
    Was er brauchte, war eine Kriegslist. Er musste seinen Feind täuschen.
    Kai horchte in die Gerümpelhalle hinein. Aber von seinem Verfolger war noch nichts zu vernehmen.
    Er überlegte fieberhaft. Leikart hatte gespürt, wie er Kai mit dem Messer getroffen hatte, und er hatte Kais Schrei gehört. Wahrscheinlich hoffte er, Kai eine gefährliche Wunde beigebracht zu haben.
    Kai betrachtete den Verband an seinem Unterarm, der die Braunüle verbarg. Sie war nicht zu spüren und behinderte ihn auch nicht, da sie auf der linken Seite lag. Daher hatte er die ganze Zeit über nicht mehr darauf geachtet. Andernfalls hätte er wohl Doktor Leikart gebeten, ihn von der Nadel zu befreien. Doch zum Glück hatte er das versäumt.
    Er wickelte den Mullverband ab und stopfte ihn in die Hosentasche.
    Die Braunüle war mit einem Spezialpflaster auf seiner Haut festgeklebt. Die Stelle, wo die Nadel in der angehobenen, bläulich durch die Haut schimmernden Vene verschwand, lag frei. Am anderen Ende mündete die Nadel in einen Plastikverschluss.
    Kai probierte an dem Verschluss herum; er ließ sich aufschrauben. Dunkles venöses Blut sickerte aus dem Zugang und lief über seinen Arm.
    Indem er mit der linken Faust pumpte und die punktierte Vene massierte, gelang es Kai, auf dem Betonboden eine Spur aus gut sichtbaren Blutstropfen vom dunklen Eingang der Gerümpelhalle bis zum Wäscheberg zu ziehen. Am Ende der Fährte wühlte er die Wäschehalde mit dem Fuß auf. Das musste genügen.
    Jedenfalls hoffte er, dass es genügte, um den Jäger eine Zeit lang abzulenken.
    Er verschloss die dünne Nadel, die jetzt kaum noch Blut hergab, und verließ den Wäscheraum durch den zweiten Eingang.
    Seine Hoffnung war, bald eine Treppe oder einen Aufzug zu finden, die ihn aus dem dritten Kreis der Hölle in die Oberwelt befördern würden.
    Kai rang jetzt bereits heftiger mit den wiederkehrenden Phobie-Anzeichen. Zwar sah die Umgebung für normale Vorstellungen nicht sehr nach Krankenhaus aus. Aber Kai wusste, wo er sich befand, und das genügte.
    Er dachte an Annika. Am liebsten hätte er geschrien

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