Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
offenbar mehr zugesetzt, als ich dachte, und ich konnte nur noch mit Mühe die Augen offen halten. „Ich hätte nie damit gerechnet.“
Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und ließ die Fingerspitze von meiner Stirn über meine Schläfe zur Wange und weiter zum Kinn wandern, ehe er die Hand auf meine Hüfte legte. „Ich weiß.“
Ein Gähnen unterbrach mein Lachen. „Der Ring ist so wunderschön.“
„Ich habe ihn in Philadelphia von einem befreundeten Juwelier gekauft.“
Ich blinzelte und malte ein Herz auf seine Brust. „Du hattest heute Abend also gar kein Geschäftsessen?“
„Nö.“
Ich kniff die Augen leicht zusammen, fand aber, dass man hin und wieder auch mal eine Lüge vergeben konnte. Ich streichelte sein Gesicht, und er küsste meine Handfläche. Ich dachte, ichmüsse noch irgendwas sagen. Irgendwas Bedeutsames. Aber ich schlief ein, ehe ich es aussprechen konnte.
Wir waren verlobt.
Zum zweiten Mal im Leben rief ich meine Eltern, meine Brüder und meine Großeltern an, um allen zu erzählen, dass ich heiraten würde. Meine Stimme zitterte, und ich brach jedes Mal in halb hysterisches Lachen aus. Sarah reagierte auf die Neuigkeit mit einem vorhersehbaren Kreischen und verlangte sofort einen Junggesellinnenabschied, obwohl wir noch nicht mal ein Datum für die Hochzeit festgelegt hatten. Nach dem Telefonat mit ihr blieb mir nicht mal mehr eine Stunde, um mich zu duschen und für die Arbeit umzuziehen.
Hastig loggte ich mich in meinen Connex-Account ein, den ich in den letzten Monaten vernachlässigt hatte. Ich hatte so viel Zeit mit Alex und dem echten Leben verbracht, dass ich meine virtuellen Kontakte nicht mehr gepflegt hatte. Ich hatte ihn noch nicht mal zu meiner Freundesliste hinzugefügt. Hatte ihn auch gar nicht gefragt, ob er etwas so Dummes wie eine eigene Connex-Seite hatte. Ich lud schnell eines der anständigen Fotos von gestern Nacht hoch, auf dem der Ring und meine Hand unsere Gesichter größtenteils verdeckten und man nicht zu viel von uns sehen konnte. Dann änderte ich meinen Beziehungsstatus von „Single“ zu „verlobt“.
Ich starrte mein aktualisiertes Profil ein paar Minuten an und grinste dämlich. Irgendwie machte es die Tatsache, dass ich es jetzt der ganzen Welt verkündet hatte, noch offizieller als der Moment, in dem er mir den Ring angesteckt hatte.
Die Mädels bei Foto Folks quietschten begeistert, als ich den Ring zeigte, zumal der Stein mindestens doppelt so groß war wie die, die ihre eigenen Ringe zierten. Wenn sie neidisch waren, verbargen sie das ziemlich gut – oder ich ignorierte ihren Neid ziemlich gut. Ich lief den ganzen Tag mit einem seligen Grinsen,das auf meinem Gesicht festgetackert schien, durch die Gegend und zeigte jeder Kundin meinen Ring. An diesem Tag machte ich einige der besten Fotos, die mir dort je gelungen waren. Ich gurrte mit den Babys, wie ich das bisher nie getan hatte. Babys waren plötzlich wieder realer für mich als zuvor. Sogar die grellsten Verkleidungen für die erotischen Fotos lobte ich, denn ich freute mich für die Frauen, die vielleicht nie darüber nachgedacht hätten, für sich selbst solche Fotos machen zu lassen. Bis sie jemanden hatten, den sie liebten und damit überraschen wollten.
Ich schwebte durch diesen Tag. Jedes Mal, wenn ich meinen Ring ansah, spürte ich wieder ein aufgeregtes Flattern. Ich war verlobt! Ich würde bald heiraten!
Ich arbeitete bis Ladenschluss und lehnte das Angebot ab, mit den Mädels noch was trinken zu gehen, um zu feiern. Ich ertrug stoisch die gut gemeinten Neckereien, dass ich nun, nachdem ich verlobt war, wohl nach Hause eilen müsse, um meinen Mann zu besänftigen, statt mit den anderen Mädels rumzuhängen. Allerdings stimmte es irgendwie auch, dass ich einfach nur heimgehen wollte. Ich versprach ihnen, ein anderes Mal mitzukommen, und dachte, dass sie es bestimmt verstanden. Es fühlte sich für mich immer noch neu und frisch und aufregend an, jeden Abend zu Alex nach Hause zu kommen.
Der Tag war so warm gewesen, dass man den nahenden Sommer spüren konnte, und auf dem Weg zum Auto legte ich mir die Jacke über den Arm. Mein Wagen stand auf dem Parkplatz hinter dem Einkaufszentrum. Beim Anblick einer Gestalt, die dort wartete, verkrampfte ich mich einen Moment, doch ich entspannte mich sofort wieder, als ich sah, dass es Patrick war. Was mich im Übrigen nicht wirklich überraschte.
„Hi.“ Meine Stimme klang immer noch so ausgelassen und albern. Ich war einfach
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