Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
gut gelaunt, und niemand würde es schaffen, mir die Stimmung zu verderben. Nicht mal Patrick.
„Können wir reden?“ Er hatte den Kragen hochgeschlagenund den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Die Hände hatte er tief in den Taschen vergraben. Er wippte auf den Fußballen vor und zurück. Irgendwie sah er blass und angeschlagen aus, was so gar nicht zu ihm passte.
Ich schloss meinen Wagen auf, stieg aber nicht ein. „Worüber?“
Irgendwie erwartete ich, dass er verärgert reagierte, doch er runzelte nur die Stirn. „Ich kann nicht glauben, dass du es mir nicht persönlich gesagt hast.“
Ich hatte keinen Grund, mich deswegen schlecht zu fühlen. Und ich fühlte mich auch nicht schlecht. Ich warf meine Tasche und die Jacke auf den Rücksitz, aber die Schlüssel behielt ich in der Hand. „Wir haben in letzter Zeit ja nicht gerade jeden Tag miteinander geredet, Patrick.“
„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich es über deine Connex-Seite erfahren musste.“ Er klang ehrlich bekümmert, was mich denn doch überraschte. „Ich und fünfhundert andere deiner engsten Freunde erfahren es auf diese Weise. Himmel, Liv. Ich dachte … Scheiße. Ich dachte, ich würde dir mehr bedeuten.“
Ich erinnerte mich daran, dass das früher auch so gewesen war, und umfasste den Schlüssel fester. Nein, ich würde ihm jetzt nicht entgegenkommen. „Wir sind uns in letzter Zeit nicht besonders nahe gewesen.“
„Das waren nur ein paar Monate!“, erwiderte er heftig. „Wir hatten einen Streit, mehr nicht! Und plötzlich stehe ich nicht mehr auf der Liste derer, die du sofort anrufst? Was zum Teufel ist denn mit all den gemeinsamen Jahren passiert?“
„Ich hab einfach nicht gedacht, dass es dich interessiert“, sagte ich und wusste im selben Moment, dass das eine Lüge war.
„Dass es mich nicht interessiert?“ Er zog die Hände aus den Taschen und warf sie in die Luft. „Nicht interessieren? Verdammt noch mal, Liv! Wie kannst du das behaupten? Als ich erfahren habe, dass du ausgerechnet dieses Arschloch heiratest … “
„Hey! Nenn ihn nicht so!“
Patricks schöne Gesichtszüge wurden hart. Er kniff die Augen und den Mund zusammen. „Du machst einen Fehler, mehr wollte ich damit nicht sagen.“
„Wie den Fehler, den ich mal fast mit dir gemacht habe, nicht wahr?“ Mir war es egal, ob meine Worte ihm wehtaten. Von mir aus konnten sie sich gar nicht tief genug in seine Seele graben.
Patrick zuckte zusammen. „Er wird dir wehtun. Ich will nicht, dass dir jemand wehtut. Ich liebe dich doch, Liv …“
„Du“, schleuderte ich ihm gehässig entgegen, „hältst jetzt verdammt noch mal die Klappe.“
Patrick wich einen Schritt zurück. Die Tage waren jetzt im Frühling noch recht kurz, und es war schon dunkel gewesen, als ich aus dem Einkaufszentrum kam. Die Lampen auf dem Parkplatz warfen gelbe Lichtinseln auf den Asphalt, es war kein schmeichelhaftes Licht für Patrick. Ein plötzlicher Windstoß ließ mich frösteln. Ich wünschte, ich könnte mir die Jacke überwerfen, holte sie aber nicht wieder aus dem Auto.
„Ich habe dich immer geliebt, das weißt du.“ Er war zumindest so mutig, einen zweiten Anlauf zu machen, und obwohl ich noch aufgebracht war, schmolz meine Wut unter der Wucht der Nostalgie langsam dahin.
Ich wollte ihn nicht hassen.
„Ach Patrick. Kannst du dich nicht einfach für mich freuen, so wie ich mich immer für dich und Teddy gefreut habe?“
Er zuckte wieder zusammen und senkte den Blick. Mit dem Fuß fuhr er über den Boden und schob die Hände wieder in die Taschen. Seine Stimme klang leise und beschämt.
„Wir haben uns getrennt.“
„Oh nein.“ Früher hätte ich ihn umarmt, aber jetzt schien meine Hand mit dem Ring am Finger zu schwer, um sie zu heben. „Wie ist das passiert?“
Patrick warf mir ein schiefes Grinsen zu. „Ich hab’s versaut, das ist passiert. Ich habe wild in der Gegend rumgevögelt, undTeddy hat es herausgefunden. Ich war es leid, ihn länger anzulügen. Ich wollte nicht länger derjenige sein, der immer log. Und ich dachte, er würde mir vergeben, weil Teddy mir bisher immer vergeben hat.“
Ich war mir nicht sicher, ob Patrick mein Mitgefühl verdiente. Immerhin fand ich ein bisschen Mitleid in meinem Herzen. „Das tut mir leid.“
„Es tut dir leid.“ Er schnaubte und trat wieder gegen den Beton. „Dass es mir leidtut, beschreibt nicht annähernd, wie ich mich fühle.“
Er schaute zu mir auf. Sein Blick war leer. „Und dann
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