NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)
zuerst angegriffen hatte, aufzufinden, ist keine Zeit mehr. Bleibt nur dieses hier, oder vielmehr das, was von ihm übrig ist. Die Analyse zeigt, dass es Reserve-Widerstände gibt, die mehrere, autonome Teile der Konstruktion geschützt haben.
»Glück gehabt«, sagt er zu Vince.
Trotz allem ist die Maschine noch intakt. Möglicherweise haben sogar die Sensoren weiter aufgezeichnet. Sol arbeitet an der Schädeldecke herum, verbindet sich mit den Datenarchiven und startet den Transfer. Das System kann gerettet werden. Als seine Arbeit getan ist, schließt er den Schutz, erhebt sich und blickt auf den schwarzen, zerrütteten Glanz. Der Neustart beginnt in 2 Minuten.
»Du gehst zurück, Vince.« Er lacht kurz. »Sie würden dich zu sehr vermissen.«
Sol lässt die Maschine wie einen Haufen Schrott in der Ecke stehen und verschwindet.
04 _ Quatai [Triumphator]
19:15:00 - NEW GUARDIAN - 19:15:00 local time
[Newsfeed Mont Catharaq]
Freitag, 20. Oktober 2090. Heute am späten Nachmittag wurden Zivilisten und Geschäftsleute im Stadtteil Blue Jardin Zeugen eines Angriffs feindlicher Spezialeinheiten auf die Infrastruktur unserer Stadt. Ohne Vorwarnung und offenbar begünstigt durch das klägliche Versagen der Luftraumüberwachung über Mont Catharaq, drangen gegen 17:30 Uhr mehrere, schwerbewaffnete Angreifer hoch über den Dächern der anliegenden Wohnblocks in die oberste Etage des NAM-Tech-Hauptquartiers ein. Unmittelbar nach dem Einbruch, der die gesamte Glasfront in fünfhundert Metern Höhe zerstörte und Trümmer und Scherben auf die tief unten befindlichen Passanten herabfallen ließ, wurden laut Augenzeugenberichten mehrere Schüsse vernommen und mindestens zwei Explosionen beobachtet. Dem schnellen Einsatz der kommunalen Sicherheitskräfte ist es zu verdanken, dass die ersten Schockreaktionen in der Bevölkerung erfolgreich abgeschwächt und im Zaum gehalten werden konnten. Es ist fraglich, ob die Panik, die kurz darauf ausbrach, allein durch Polizei und Rettungskräfte hätte verhindert werden können. Die kritischen Stimmen gegen die Stadtverwaltung, die sich schon seit langem weigert, die corporate forces der ansässigen Firmen oder zumindest nationale Truppen in ihren Dienst zu nehmen, sind seit dem Vorfall lauter geworden.
Tatsache ist, dass – so unglaublich es klingen mag – der Krieg mitten in unsere Stadt getragen wurde, als gegen 17:45 Uhr eine schwelende Masse aus der Chefetage des gewaltigen Gebäudes herausdrang und sich in mehrere Wesen offenbar künstlicher Bauart aufteilte, die mit zerstörerischer Waffengewalt gegeneinander zu kämpfen schienen. Anwohner vergleichen den Anblick dieses Ausbruchs mit den Eindrücken eines Raketenstarts, nicht zuletzt aufgrund der weißen Wolkensäule, die sich im Nachzug dieser Wesen in die Luft erhob. Zum Entsetzen der Anwesenden wurden zahlreiche menschliche oder menschenähnliche Wesen beim Absturz beobachtet. Schockierte Passanten sprachen von einem »Menschenregen«, der in Blue Jardin niederging. Über den Ausgang des Gefechts am Himmel der Stadt kursieren verschiedene Gerüchte. Allen gemeinsam ist jedoch die gewollte oder ungewollte Teilnahme einer Gestalt, die Züge des Konzernchefs Nathan Aether Marksman aufweist. Es besteht kein Zweifel, dass der Anschlag ihm persönlich galt. Das Hauptquartier der Firma, sowie zahlreiche der umliegenden Gebäude haben durch die Kampfhandlungen erheblichen Schaden genommen. Über das Schicksal der in den obersten Etagen der zerstörten Gebäude befindlichen Menschen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Aussage getroffen werden. Die Bergungsarbeiten sind im vollen Gange.
Wir fordern den Bürgermeister auf, einerseits den Widerstand gegen die Verbesserung unser aller Sicherheit aufzugeben und andererseits alles in seiner Macht stehende zu tun, um der schwer geschädigten Firma NAM-Tech Unterstützung beim Wiederaufbau zukommen zu lassen.
[/Newsfeed]
19:15:00 - NEW GUARDIAN - 19:15:00 local time
In Quatai ist die Hölle los.
Der Scheich lässt sich feiern, und die künstliche Insel, auf der die Pyramide steht, ist überfüllt mit lärmendem Volk aus allen Ecken der Erde. Strahlende Lichtkutschen durchpflügen den dämmrigen Himmel, sprühen verschwenderisches Neon in die Wolken, und kreisen um die Spitze des riesigen Glaswerks, das wie ein überdimensionaler Feuerwerks-Vulkan bunte Blumen reflektiert. Wenige Menschen verstehen, warum Rasul al Wahed heute ein solch überschwängliches
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