Namibia
Vater war Jager Afrikaner, der um die Jahrhundertwende in das Gebiet am Oranje kam. Nach dem Tode seines Vaters ließ Jonker seine Brüder am Oranje zurück, um einem Hilferuf der Häuptlingsfrau Games der im heutigen Namibia ansässigen „Roten Nation“ (Nama) im Kampf gegen die Herero zu folgen. Die aus Südafrika kommenden Oorlam waren den anderen Stämmen in Namibia, auch den Herero, durch den Besitz von Gewehren überlegen. So konnte sich Jonker Afrikaner 1840 als oberster Herrscher über Zentral-Namibia etablieren. Er war für den Bau der ersten Kirche, die Schießscharten statt Fenster hatte, verantwortlich. Steinhäuser und sogar Schanzen soll er angelegt haben, um seine kleine Ortschaft verteidigen zu können.
Windhoek entwickelte sich zum Handelszentrum und zu einer aufblühenden Ortschaft mit kultiviertem Land – die Felder wurden tatsächlich bewässert. Jonker ließ außerdem die ersten Straßen nach Süden über die Auasberge bauen sowie den „Baaiweg“ (= Küstenweg) nach Walvis Bay.
Anfangs hielt Jonker selbst die Predigten in der Kirche, die bis zu 600 Menschen fasste. Wenig später übernahmen dies die Missionare Hahn und Kleinschmidt, die auf seine Einladung hin nach Windhoek gekommen waren. Um den Rinderhandel aufrecht zu erhalten, aber auch um seine wachsenden (Trink-)Schulden bei den Händlern zu bezahlen, brauchte Jonker Afrikaner mehr Rinder, als er hatte. So fing er an, kleine Raubzüge zu unternehmen. Als die deutschen Missionare diese Praxis tadelten, wurden sie 1844 von Jonker weiter in Richtung Okahandja geschickt. Die Wesleyan Mission Society war offensichtlich nicht so kritisch und durfte die Missionsarbeit in Windhoek übernehmen.
Hosea Kutako
Hosea Kutako, 1872 geboren und mütterlicherseits mit Samuel Maharero verwandt, wurde 1915 der Vormann und Sprecher der Herero Windhoeks. Wenig später ernannte ihn der im Exil lebende Samuel Maharero zum Führer aller Herero in Südwestafrika. 1925 wurde er zum Senior-Häuptling der Herero ernannt und zum Oberhaupt des Häuptlingsrates. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode. Kutako war der einzige, der den andauernden Streit zwischen den Herero Zentral-Namibias und den Mbanderu (Herero im Osten des Landes) zumindest zeitweise schlichten konnte.
Mit der Durchsetzung der Apartheidpolitik in SWA und dem wachsenden politischen Bewusstsein der Schwarzen im Land wurde Kutako zum erklärten, stimmgewaltigen Gegner südafrikanischer Politik und zu einem der stärksten Führer des Widerstandes im Lande. Er sandte mehrere Petitionen an die UNO, in denen er den Abzug Südafrikas aus Südwestafrika forderte. Kutako war dabei immer für eine friedliche Lösung des Konfliktes ohne Gewaltanwendung.
Er starb 1970 und wurde auf seinen Wunsch neben Jonker Afrikaner in Okahandja beerdigt – über die Hintergründe dieses Wunsches wird bis heute spekuliert.
Die Raubzüge weiteten sich mit der Zeit immer mehr aus. Jonker Afrikaner hatte es vor allem auf die großen Herden der Herero abgesehen, wobei er sich Zwistigkeiten unter den Herero-Gruppen zunutze machte. Er griff allerdings nie den Herero-Führer Tjamuaha an, der zwischen Windhoek und Okahandja hin- und herzog. Beide hatten einen Friedens- und Freundschaftsvertrag geschlossen. 1861 lebten Jonker Afrikaner und Tjamuaha in Okahandja, im gleichen Jahr erlagen die beiden großen Führer einer schweren Erkrankung. Bei Jonker wird vermutet, dass es Malaria war, da er kurz zuvor einen Raubzug ins Ovamboland – Malaria-Risikogebiet – unternommen hatte.
Nachdem Tjamuaha gestorben war, übernahm sein Sohn Maharero die Führung der Herero im zentralen Teil Namibias. Jonker Afrikaner hatte die Führung der Nama seinem Sohn Christiaan übergeben, der jedoch wenig später in einer Schlacht bei Otjimbingwe fiel. Jan Jonker war nunmehr rechtmäßiger Nachfolger Jonker Afrikaners. Die beiden jungen Männer lebten zunächst im Gedenken an ihre Väter in stillschweigendem Einverständnis nebeneinander. Ab 1862 jedoch bekriegten sie sich fast ununterbrochen, bis 1870 ein Friedensvertrag geschlossen wurde. 1880 brach Maharero den Vertrag und überfiel Jan Jonker in Windhoek.
Die Stadt war inzwischen mehr und mehr verwahrlost, die Menschen flohen vor den nicht enden wollenden Kämpfen, Jan Jonker selbst hielt sich mehr im Osten auf als in Windhoek selbst. Als der Missionar Schröder 1871 von Keetmanshoop nach Windhoek kam, beklagte er, dass heidnisches Leben und Trunksucht alle Anfänge der Missionsarbeit
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