Namibia
aus ihren Wohnungen und Häusern auf der „Alten Werft“ demonstrierten. Die Polizei schoss in die Menge, elf Menschen wurden getötet, 44 verletzt. Dieses traurige Ereignis bedeutete jedoch auch einen Neuanfang: Der Widerstand begann sich zu organisieren. Nichtsdestotrotz mussten alle Bewohner der
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ab 1960 nach Katutura umziehen, die letzten erst 1967.
Die Durchsetzung der Apartheidpolitik Südafrikas in Namibia nach dem Odendaal-Plan bedeutete einen enormen Verwaltungsaufwand. Die Infrastruktur der Hauptstadt wurde ausgebaut, mehrere Gebäude, etwa das heutige Office of the Prime Minister, das Staatshospital für Weiße und für Schwarze, das Gerichtsgebäude (High Court) und das Van Eck Kraftwerk, wurden errichtet.
Weiße und Schwarze hatten außerhalb der Arbeit überhaupt keine Berührungspunkte mehr, sie lebten wirklich getrennte Leben.
Der Befreiungskampf, der mit der Revolte in der
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1959 begann und sich drei Jahrzehnte lang hinzog, hinterließ auch in Windhoek Spuren. Viele Verhandlungen wurden hier geführt, beispielsweise die Turnhallenkonferenz 1975. Die Umsetzung der UN-Resolution 435 wurde von Windhoek aus überwacht, als Resultat fanden im November 1989 die Wahlen für die verfassungsgebende Versammlung statt. Am 21. März 1990 wurde Namibia unabhängig, als Sitz der neuen Regierung wurde Windhoek festgelegt.
Seither hat sich einiges in der Stadt getan, insbesondere in Katutura. Die Infrastruktur wurde enorm ausgebaut, Straßen, Supermärkte, Schulen und Verwaltungsgebäude entstanden, Wasseranschlüsse wurden gelegt, Häuser errichtet. Die Bundesrepublik finanzierte übrigens mehrere Bauprojekte in Katutura, so auch das
Low-cost-housing
-Projekt Oshatotwa.
Im Stadtzentrum gab und gibt es Neuerungen. Straßen wurden umbenannt, teilweise nach noch lebenden Personen, normalerweise eine Besonderheit von totalitären Regimes. So gibt es die Nelson Mandela Avenue, den Sam Nujoma Drive und die Robert Mugabe Avenue. Das auffälligste neue Gebäude ist der Supreme Court, der in der kleinen beschaulichen Stadt, die Windhoek noch immer ist, mit seinen monumentalen Ausmaßen leicht deplatziert wirkt.
Bevölkerung
Die Windhoeker Bevölkerung nahm in den vergangenen Jahren um 5,4 % jährlich zu (landesweit beträgt das Bevölkerungswachstum 2,8–3,5 %). Im Jahre 1975 lebten in Windhoek 74 349 Menschen. Im Jahre 1985 waren es 97 000, sechs Jahre später bereits 147 000; 1995lebten schon 182 000 Menschen in der Stadt, 2001 etwa 200 000. Seit 2001 gab es keine Volkszählung mehr, sondern nur grobe Berechnungen. Demzufolge lebten 2006 rund 280 000 Einwohner in Windhoek. Inoffiziell wird jedoch bereits von schätzungsweise 500 000 Einwohnern inklusive der wilden Siedler gesprochen. Prognosen nennen für das Jahr 2020 eine Einwohnerzahl Windhoeks von mehr als 620 000 Menschen.
Die meisten Zugereisten kommen aus den nördlichen Gebieten. Pro Monat nimmt die Stadt durchschnittlich 1650 Zuwanderer auf. 1991 lebten ungefähr 500 wilde Siedler in Windhoek, inzwischen sind 28 wilde Siedlungen gemeldet, in denen mindestens 40 000 Menschen leben.
36 % der städtischen Bewohner des Landes und damit 9 % der Gesamtbevölkerung leben in Windhoek. Sie gliedern sich ungefähr wie folgt auf: 30 % Weiße, 20 % Ovambo, 18 % Mischlinge, 16 % Damara, dann folgen Herero, Baster und Nama.
Windhoek erstreckt sich über 8000 ha bebauten Landes. Im Windhoeker Tal stehen noch weitere 5000 ha zur Verfügung. Sind auch die bewohnt, müsste sich Windhoek nach Norden in Richtung Okahandja ausdehnen.
Orientierung
Windhoek ist klein, das Stadtzentrum wird von den Einheimischen liebevoll als „Dorf“ bezeichnet, und entsprechend leicht fällt die Orientierung. Die geänderten Straßennamen und das schnelle Wachstum der Stadt lassen Stadtpläne allerdings überdurchschnittlich schnell veralten.
Vom Internationalen Flughafen kommend fährt man von Osten in die Stadt hinein. Die B 6 wird zum Sam Nujoma Drive, der die Stadt von Ost nach West durchquert, im Westen geht es dann durch das Khomashochland in Richtung Küste. Von Süden führt die B 1 in die Stadt hinein, der Western Bypass umfährt Windhoek westlich nach Norden, wobei es dann auf der B 1 weiter nach Norden Richtung Okahandja geht.
Im Osten der Stadt liegen die Stadtteile der höheren Einkommensschichten wie Klein Windhoek und Ludwigsdorf, im Norden liegen Katutura und andere Viertel der unteren Einkommensschichten. Im Westen, beispielsweise in Hochland
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