Namibia
verloren hatten, nicht ahnend, was da auf sie zukommen sollte.Die Mandatsadministration beeilte sich, die von den Deutschen eingeführte Bevormundung der Schwarzen durch Gesetze festzuschreiben und auszubauen. In Windhoek wurden die Schwarzen von einer Werft zur nächsten umgesiedelt. Zunächst wohnten sie in Klein Windhoek nahe den alten Quellen, dann mussten sie in das Gebiet zwischen dem heutigen Hosea Kutako Drive und der Bismarckstraße ziehen, bis sie abermals weiter westlich umgesiedelt wurden in die
old location
(der heutige Stadtteil Hochland Park). Die
old location
hatte zwar eine Verwaltung mit Vorsitz von Bowker, diese besaß jedoch keinerlei Entscheidungsbefugnis.
Namensgebung
Brigitte Lau schreibt in ihrem Buch
Three views into the past of Windhoek
über die Namen der Stadt Folgendes: Erstmals erscheint eine der Namensvarianten in einem Brief von Jonker Afrikaner an die Wesleyan Mission Society, den er dem Missionar Tindall diktiert und selber unterschrieben hatte. Im Briefkopf heißt es „Wind Hoock, 12 August 1844“.
In den nachfolgenden 20 Jahren benutzten die Nama und Herero den Namen „Windhoek“ in ihrer diplomatischen Korrespondenz in vielen Varianten (Went Hoek, Windhoek, Windhoeken, Windhoekt, Wienhoek). Eine der Geschichten über die Entstehung besagt, Jonker Afrikaner hätte diesen Ort nach der Ursprungssiedlung der Oorlam Sippe genannt, Winterhoecken im Kap (oder Winterhoekberge bei Tulbagh). Eine solche Schreibweise taucht jedoch nie auf. Die Sippe verließ ca. 100 Jahre vor Jonker Afrikaners Geburt dieses Gebiet, daher ist dieser Hintergrund der Namengebung sehr unwahrscheinlich.
Die Nama nannten diesen Platz mit den heißen Quellen
/Ae//gams
(Feuerwasser), und der Otjiherero-Name ist
Otjimuise
(Platz des Rauchs) und der Klein Windhoeks
Okongava
. James Alexander, der britische Abenteurer, nannte es, als er wahrscheinlich um 1837 dort war, „Queen Adelaide’s Bath“. 1842 gaben Hugo Hahn und Heinrich Kleinschmidt, die rheinischen Missionare, der Stadt dann den Namen „Barmen“ nach ihrem Hauptsitz in Wuppertal. Klein Windhoek nannten sie „Elberfeld“. Als sie auf Befehl Jonker Afrikaners Windhoek verlassen mussten, tauften sie es auf Elberfeld-Esek um, laut Bibel ein Ort des Streits. Die Wesleyans nannten es wiederum „Concordiaville“.
Außerdem tauchte noch die europäische, falsch geschriebene Variante des Nama-Namens
/Ae// gams
„Eikhams“ auf. Seit ca. 1870 wird nur noch „Windhoek“ benutzt. Die Zusätze Groß und Klein Windhoek erscheinen erstmalig um 1875 in den Dokumenten. 1884 korrigierte Hugo Hahn in seinen Tagebüchern mit einem Rotstift Barmen und Elberfeld in Windhoek und Klein Windhoek. 1910 wurde aufgrund der Tatsache, dass Windhoek mit „u“ gesprochen wird, die deutsche Schreibweise auf Windhuk angepasst. 1920 hat die Mandatsverwaltung das „oe“ wieder eingeführt und auch den Zusatz Groß gestrichen, während Klein Windhoek bestehen blieb. Seitdem gibt es eine andauernde Diskussion: Konservative und auch die Bundesregierung mit der deutschen Botschaft beharren auf der deutschen Schreibweise, in Namibia selbst verwenden alle, einschließlich
Allgemeine Zeitung
, NaDS / Goethe-Zentrum Windhoek und Konrad-Adenauer-Stiftung die ortsübliche Schreibweise. Frisch Eingereiste outen sich, wenn sie die Hauptstadt als „Windhök“ aussprechen.
Von 1920 bis zum Depressionsjahr 1929 wuchs die Stadt unter dem damaligen Stadtverwalter George Kerby sehr schnell. Straßen entstanden, Bohrlöcher wurden geschlagen, ein Elektrizitätswerk, ein Schlachthof und Kühlhäuser wurden gebaut.
Nach der Machtübernahme der Nationalen Partei in Südafrika 1948 wurde die Apartheidpolitik zunehmend auch in Windhoek durchgesetzt. Der Bau der neuen Werft (Katutura) begann 1958 unter Windhoeks Bürgermeister Snyman. Die schwarze Gemeinschaft lehnte die erneute Umsiedlung aus mehreren guten Gründen ab: In der
old location
konnten sie Grundstücke und Häuser besitzen und ihr eigenes Leben führen. Dort waren ihr Friedhof, ihre Kirche, ihre Schule. Sie lebten nahe dem Stadtzentrum, konnten zur Arbeit und zu den Geschäften laufen. In Katutura dagegen mussten sie Häuser von der Stadt mieten. Es gab fast keine Geschäfte und Schulen. Katutura ist so weit vom Zentrum entfernt, dass die Stadt bis heute Busunternehmen mit rund N$13 Mill. jährlich subventionieren muss.
Die Spannungen erreichten ihren Höhepunkt am 10. Dezember 1959, als viele Schwarze gegen die Vertreibung
Weitere Kostenlose Bücher