Nana - der Tod traegt Pink
Zimmer betritt, ist sie Barbara für die Vorwarnung dankbar:
Sonst wäre ich entweder rückwärts wieder raus oder umgekippt. Ich bin so erschrocken! Diese schwere Atmung. So stellt man sich wirklich einen sterbenden Menschen vor. Dass jemand da liegt und so keucht. Dann hat sie mich allein mit ihr gelassen.
In den ersten Minuten hatte ich echt Angst! Ich dachte, Nana stirbt gerade.Was, wenn jetzt, in diesem Moment? Die ganze Zeit klickten und Piepsten diese Apparate. Ich hatte richtig Panik, dass sie einfach so stirbt und ich kriege es vielleicht noch nicht einmal mit! Dann habe ich angefangen, mit ihr zu reden, und mir gedacht. Wenn es passiert, dann passiert es eben. Ich nahm Nanas Hand und hatte das Gefühl, dass sich dadurch ihre Atmung etwas beruhigt. Dann habe ich über alte Zeiten geredet: Kannst du dich noch daran oder daran erinnern? Das Überraschende war: Je näher der Moment rückte, an dem ich aufstehen sollte, desto mehr versuchte ich ihn hinauszuzögern. Ich sagte ihr noch, dass ich einerseits wahnsinnig traurig bin und auf der anderen Seite froh. Sie hat es uns mal wieder bewiesen! Indem sie es uns allen so einfach gemacht hat.
Von Anfang Januar bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich überlegt. Wie verabschiedest du dich von jemandem, von dem du weißt, dass du ihn nie wieder sehen wirst? Man redet, man macht Späße, aber irgendwann kommt der Moment an dem man gehen muss. Ich hätte ja nicht zwei Wochen bleiben können! Ich glaube, es war ihre Absicht, und ich habe mich bei ihr bedankt.«
Auch Sandra Kader folgt Barbaras Einladung:
Ich wollte mich nicht aufdrängen. Ich wusste, dass Nana im künstlichen Koma lag, und als ich mit Barbara telefonierte, traute ich mich nicht, nach einem Besuch zu fragen. Als kurz darauf erneut das Telefon klingelte mit der Frage ›Magst du kommen?‹, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht.
Auf der einen Seite wäre ich gerne davongelaufen und hatte Angst davor. Aber es war gut. Es war so friedlich. Ich habe ungeheuren Respekt vor ihrer Familie. Ich durfte eine Stunde allein mit ihr sein. Wie groß ist das von ihrer Familie, dass ich mir diese Zeit nehmen durfte. Sie hätte ja auch genau in dem Moment gehen können! Es war ein Geschenk für mich.«.
Der Familie gelingt es, Nanas letzte Tage in bemerkenswerter Weise zu gestalten. Zu Hause – wie sie es sich gewünscht hatte. Doch nicht für alle scheint dies der adäquate Weg zu sein, so die Erfahrung von Serap Tari von lebensmut e.V.:
Oft bekommt man zu hören, das gute Sterben sei zu Hause. Meine Erfahrung aber sagt: Das gute Sterben ist da, wo es stimmig ist. Denn es gibt Angehörige, die so eine Situation gar nicht aushalten können. Nur weil die Gesellschaft sagt, stimmiges Sterben sei nur im Persönlichen möglich und nicht im Krankenhaus, muss es nicht für jeden gültig sein. Wenn man vor Angst bibbert, wenn man zudem noch Sorge hat, Fehler zu machen, dann ist der stimmige Abschied auf der Palliativstation, im Hospiz oder letztendlich auch auf einer Akutstation. Wir fordern in unseren Gesprächen die Angehörigen auf zu artikulieren, was sie aushalten können. Wenn der Betroffene unbedingt zu Hause sterben möchte, die Angehörigen aber sagen, sie können das nicht leisten, dann ist es unsere Aufgabe zu schauen: Wo würde es denn gehen?«
Schwester Conny sind diese Ängste bekannt:
Wenn die Angehörigen sagen: ›Hier sterben? Um Gottes willen!‹, frage ich: ›Und? Wo ist das Problem?‹ Erleben sie dann die Zeit der Begleitung und sind vielleicht sogar direkt beim Sterben dabei, dann hören wir: ›Das war gar nicht so schlimm. Eigentlich war es sogar schön. Und ich bin froh, dass wir das so gemacht haben.‹ Da merke ich oft: Die Angehörigen haben sich noch nie davor damit auseinandergesetzt und hatten wohl auch kein Sterbeerlebnis in der Familie. Das macht wahnsinnig viel aus.«
Auch Dr. Berend Feddersen beobachtet mittlerweile einen Schneeballeffekt:
Wenn die Menschen merken, es ist daheim möglich, es hat etwas sehr Intimes und es gibt einem auch selbst Kraft für danach, dann ist das
Sterben zu Hause plötzlich wieder eine Option, die im Raum steht. Ich persönlich glaube, dass jeder am Ende das Sterben erlebt das er sich vorstellt. Dies als Anregung: Man sollte sich Gedanken darüber machen!«
Bild 75
Barbara:
»Am Fensterbrett stand ein großes Glaswindlicht, in dem eine Kerze ruhig brannte. Ich hatte sie in der Nacht angezündet, als Nanas Sterben begann.«
Der magische
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