Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
weil das der Satz ist, der hinter jedem der Sätze steckt, das Gefühl hinter jedem einzelnen Wort.
»Ich hab mich in dich verliebt« hört sich bei mir so an: »Ich weiß, dass ich total herumbaggere, und ich weiß, dass es einfach tödlich sein muss, mein Freund zu sein, und ich bin mir sicher, wenn du meine Exfreunde befragen würdest, dann würden sie dir zu 110 Prozent erzählen, dass du schreiend vor mir davonrennen sollst. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich alles zu schnell will, und ich weiß, dass ich immer alles falsch mache, und ich weiß, dass du wahrscheinlich das Gefühl hast, gerade noch rechtzeitig davongekommen zu sein, dass es vernünftig und richtig war, mich wieder aus deinem Leben zu verbannen. Ich weiß, dass ich es wahrscheinlich nicht verdient habe, weil du viel zu süß und nett und klug für mich bist. Ich weiß, dass ich dich total überrumpelt habe und dass du es wahrscheinlich jetzt bereust. Aber ich hoffe trotzdem ganz stark, dass du spürst, da war was zwischen uns, denn ich fühl mich immer so unglaublich wohl, wenn ich mit dir zusammen bin, und ich hab das Gefühl, ich könnte der Mensch werden, der ich wirklich sein möchte, wenn ich mit dir zusammen bin, und ich glaube, ich könnte dich wirklich so respektieren, wie du es verdienst, wenn wir zusammenbleiben. Und ich merke, dass ich wahrscheinlich gerade alles kaputt mache, wenn ich nicht sowieso schon alles kaputt gemacht habe, aber vielleicht spürst du ja in deinem Herzen, dass wir es miteinander probieren sollten und einfach sehen sollten, was passiert. Hoffentlich.«
Ich höre auf und die Musik liegt erstarrt in der Luft. Alles wartet auf die Antwort der Buchhändlerin. Denn dann werden die Töne zu neuem Leben erweckt werden oder auf den Boden fallen und klirrend zerbrechen.
Eine Pause. Und dann...
Bruce öffnet den Mund und singt ebenfalls: »Nein - du verstehst nicht. Ich bin nicht gut genug für dich.«
Und plötzlich ist es ein Duett.
»Ich bin nicht sexy«, singt er.
»Doch, das bist du«, singe ich zurück.
»Ich bin ein Egoist«, singe ich.
»Nein, das bist du nicht«, singt er zurück.
»Ich habe Angst«, singt er.
»Macht nichts«, singe ich zurück.
»Ich habe Angst«, singe ich.
»Das gehört dazu«, singt er zurück.
Wir nehmen an uns immer unsere schlimmsten Seiten wahr. Unsere verletzlichsten Seiten. Wir brauchen jemand, der uns nahe ist. Nahe genug, um uns sagen zu können, dass wir uns täuschen. Jemand, dem wir vertrauen.
Ich weiß, dass Bruce nie der Typ für die Clubs sein wird. Er wird auf dem Dancefloor nie eine gute Figur machen. Ich weiß, wo er seine Grenzen hat. Ich weiß, dass er ein Mutant ist.
Aber das mag ich.
Ich muss ihn nur davon überzeugen. So wie er mich davon überzeugen muss, dass er mich nicht für niederträchtig und herzlos hält.
Das ist es, was wir tun müssen.
Wir wissen beide, dass das alles nicht gleich geschehen kann. Und es kann nie vollkommen geschehen.
Aber wir können nahe drankommen.
Er fragt mich, warum wir noch nicht miteinander geschlafen haben, und ich erkläre ihm, warum ich noch warten will, warum das für mich so viel bedeutet, und ich denke, wie dumm von mir, dass ich es ihm nicht schon früher erklärt habe, dass ich ihn davon ausgeschlossen habe. Und ich frage ihn, warum er damals aus dem Club verschwunden ist, einfach so, und er erzählt mir, wie eingeschüchtert er da war und wie unwichtig er sich gefühlt hat.
»Ich war mir viel zu sicher«, sage ich.
Und er sagt: »Nein. Ich habe viel zu schnell aufgegeben. Ich hätte was zu dir sagen sollen. Dann hätte ich gemerkt, dass es sich in meinem Kopf abgespielt hat, nicht in deinem.«
Ich habe schon Leute geküsst, nur damit sie aufgehört haben zu reden, das gebe ich zu. Ich habe Jungs (und Mädchen) aus Mitleid geküsst oder um das Gefühl von Macht zu haben oder einfach nur, weil ich es gerade wollte. Aber als ich Bruce jetzt küsse - als wir uns umarmen und uns küssen und ganz ineinander versunken sind -, versuche ich nicht, irgendetwas zu unterdrücken oder zu vermeiden oder hervorzukitzeln oder zu beherrschen. Ich küsse ihn aus Liebe. So einfach ist das.
Wenn wir in einem Musical wären, dann würde das Orchester jetzt nach einem mächtigen Akkord aussetzen, das Publikum würde anfangen zu klatschen, die Scheinwerfer würden ausgehen. Und dann wäre alles vorbei.
Diesmal aber bleiben der Handelsreisende und die Buchhändlerin auf der Bühne. Sie warten, bis alle Zuschauer die Sitzreihen
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