Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
verlassen haben. Sie warten, bis das Orchester seine Instrumente eingepackt hat und nach Hause gegangen ist. Sie bleiben auf der Bühne stehen, bis nur noch sie beide übrig sind.
Und sie singen immer noch, auch als niemand mehr im Theater ist.
Es ist früh am Morgen, als ich nach Hause zu Naomi gehe.
Auf dem Weg zum Aufzug komme ich an Gabriel vorbei.
»Wehe, wenn du nicht gut zu ihr bist«, sage ich zu ihm. Mehr nicht.
»Werd ich«, sagt er. Das ist alles.
Ich schleiche auf Zehenspitzen durch unsere Wohnung, um meine Mütter nicht aufzuwecken. Naomi liegt in meinem Bett und schläft - als müsste sie den ganzen Schlaf der vergangenen schlaflosen Monate nachholen, all die Müdigkeit überwinden. Als ich sie so sehe, die Decke fest umklammernd (sie hat sich schon immer an der Decke festhalten müssen), ein Fuß an der Seite herunterbaumelnd (sie braucht immer ihre Freiheit), spüre ich, wie vertraut sie mir ist. Wirklich vertraut. Und weil ich sie so gut kenne, spüre ich auch, wo die Grenze ist, hinter der sie mir fremd zu werden beginnt. Was ganz in Ordnung ist. Wir sollten alle unsere eigenen Seelen haben.
Ich ziehe meine Schuhe aus, die Jacke, streife die Krawatte über den Kopf. Sie bewegt sich etwas, als ich mich zu ihr aufs Bett lege - vorsichtig. Ich habe vier Kissen, jedes mit dem gleichen Überzug, aber sie schafft es immer, das beste zu erwischen. Ich rutsche ein wenig herum, bis ich es auf dem zweitbesten Kissen bequem habe. Ich drehe mich auf die Seite, sodass ich sie in der Dunkelheit sehen kann.
»Wie war’s?«, fragt sie schlaftrunken.
»Gut«, sage ich, »gut.«
»Gott sei Dank«, sagt sie und zieht ihr Knie etwas höher. Unsere Knie berühren sich. Näher werden sich unsere Körper nicht kommen - das ist die Distanz und die Nähe, die wir beide brauchen.
Ich hätte auch bei Bruce bleiben können, aber ich wollte, dass diese Nacht hier zu Ende geht. Bei Naomi. Ich wollte hierher zurückkommen. Dies hier gehört zu meiner Geschichte so wie alles andere. Zu Freundschaft gehört die Liebe genauso wie zur Liebe. Und wie jede Liebe ist auch eine Freundschaft schwierig und verwirrend und voller Fallstricke. Aber in dem Augenblick, als sich unsere Knie berühren, bin ich restlos glücklich.
»Gute Nacht, Robin«, sage ich.
»Gute Nacht, Robin«, antwortet Naomi.
»Gute Nacht, Mrs Loy.«
»Gute Nacht, Kelly.«
»Gute Nacht, Zuckerstückchen.«
»Zuckertörtchen. «
»Entschuldigung. Gute Nacht, Zuckertörtchen.«
»Buenas noches, Donnie Weisberg.«
»Gute Nacht, Shaun, Art, Neal und Ink.«
»Gute Nacht, Bruce der Erste.«
»Gute Nacht, Mütter.«
»Gute Nacht, Mom. Und Dad.«
»Gute Nacht, Gabriel.«
»Gute Nacht, Bruce.«
»Gute Nacht, Naomi.«
»Gute Nacht, Ely.«
Es ist eine riesengroße Lüge, wenn immer behauptet wird, dass man nur mit einer Person sein Leben teilen kann.
Wenn man Glück hat - und wenn man sich anstrengt -, dann wird es immer mehr als eine Person geben.
Wie immer danken wir alle unseren Freundinnen und Freunden, unseren beiden Familien und unserer Clique von Jugendbuchautorinnen und -autoren.
Unser besonderes Dankeschön gilt bei diesem Buch Anna, Martha, Nick, Patty, Robin und allen Leuten bei Knopf (hört ihr uns, Nancy, Allison und Noreen?) und den netten Leuten bei William Morris (vor allem Alicia und Jennifer).
Und danke an alle unsere Fans! Wenn ihr uns schreibt, macht uns das immer glücklich.
Rachel Cohn & David Levithan sind beide renommierte Jugendbuchautoren und seit Langem miteinander befreundet. Sie lebt in New York City, er auf der anderen Seite des Hudson River in Hoboken/New Jersey. Nach »Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht« (von der Jugendjury nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis) ist dies ihr zweiter gemeinsamer Roman.
Verlagsgruppe Random House
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2009
© 2007 by Rachel Cohn & David Levithan
Die Originalausgabe erschien 2007 unter dem Titel
»Naomi & Ely’s No Kiss List«
bei Random House Children’s Books, New York
© 2009 für die deutschsprachige Ausgabe cbt, München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
Lektorat: Stefanie Rahnfeld
Umschlagbild: shutterstock_5339962.eps ,
© fee graphic / shutterstock
Umschlagkonzeption: zeichenpool, München
st. Herstellung: WM
eISBN : 978-3-641-02489-5
www.cbt-jugendbuch.de
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