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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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rollt sich Ramy seufzend von mir herunter und liegt nun ebenfalls auf dem Rücken in Nimmer-Nimmer-Land. Kein Wunder, dass Peter Pan und Wendy nie zur Sache gekommen sind. Nimmer-Nimmer-Land ist sexfreie Zone.
    »Verzeihung.«
    Er seufzt.
    »Sex ist sowieso überbewertet«, erklärt er. »In Kapitel fünf von
Liebe für Anfänger
steht, dass man sich Zeit lassen sollte, wenn man länger nicht …«
    »Ramy?« Ich schiebe mir die Brille wieder auf die Nase.
    »Hm?«
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Wer ist Kuppitschek?«
    »Wer ist wer?«
    »Na,
KUPPITSCHEK
Spezialservices.
Was wolltest du mir damit sagen?«
    »Ich kenne keinen Kuppitschek.«
    Ich setze mich auf. Plötzlich meldet sich mein Herz aus dem akuten Winterschlaf zurück und klopft unkontrolliert. Der Kater, der sich neben dem Bett zusammengerollt hat, hebt den Kopf und sieht mich interessiert an.
    »Das ewige Wachstum«, flüstere ich.
    »Ist dir nicht gut?«
    »Welche Schuhgröße trägst du?«
    »Vierundvierzig, warum?«
    Ich springe auf und eile aus dem Schlafzimmer.
    »Jetzt bist du albern, Dotti. Ich brauche keine Hausschuhe«, ruft Ramy mir hinterher. Im Flur angekommen, untersuche ich die Schuhe des Radiomoderators. Vierundvierzig. Die Zahl verschwimmt vor meinen Augen. Mit dem Schuh in der Hand kehre ich ins Schlafzimmer zurück.
    »Du bist nicht djfleming!«
    » DJ wer? Gestatten: Kareem. Ramy Kareem. Moderator bei
Radio Wien Eins.
Kennen wir uns?«
    Tief in Gedanken hebe ich sein Shirt vom Boden auf und reiche es ihm zusammen mit dem Schuh.
    »Woher wusstest du, dass ich um acht im
EIGHT
sein wollte?«
    Er zögert.
    »Ramy?«
    »Um ehrlich zu sein, war ich zuerst hier. Nachdem du nicht zu Hause warst, bin ich zum
Pies & Pages
gegangen. Dort fand eine Art geheimes Treffen der dicksten Damen Wiens statt, die allesamt mit Nudelhölzern auf Teigkugeln einschlugen. Ich hatte ein wenig Angst, im Backofen zu landen. Deine Mutter war so freundlich«, fährt er hastig fort, als ich keine Anstalten mache, über seinen Witz zu lachen, »mir mitzuteilen, dass ich dich im englischen Pub finde.«
    Grandios! Meine Mutter, das fröhliche Auskunftsbüro.
    »Du hast mich nie auf
Literally in Love
kontaktiert?«
    »Nein.«
    »Du hast den Song in deiner Sendung nicht für mich gespielt?«
    »Welchen Song?«
    »Und du hast mir keine Nachrichten an sonderbaren Plätzen hinterlassen?«
    »Herrgott. Nein.«
    »Wir haben auch nie getwittert?«
    »Nein.«
    »Uns nicht im Pub verabredet?«
    »Nein.«
    »Kein
Sound of Silence?
«
    »Nein.«
    »Was hattest du letzte Woche im Café Gloriette zu suchen?«
    »Ist das ein Verhör? Ich wohne in Hietzing. Ich frühstücke manchmal dort und lese meine Zeitung.«
    »Also hast du nichts mit Hornby am Hut?«
    »Wieso schon wieder Hornby? Dotti …«
    Wumm!
    Zeitgleich mit meinem Bettgestell, das mit einem Knacken endgültig in sich zusammensackt, meldet sich eine Erinnerung so in mir zu Wort, dass ich mir mit der Hand an die Stirn schlage. Natürlich! Wie habe ich das übersehen können?
Vor Ort.
Kein Date, sondern …
    »Dotti?«
    Eilig schnappe ich mir das erstbeste Kleidungsstück, das auf meinem Boden liegt, renne aus dem Schlafzimmer und schlüpfe im Vorzimmer in meine Chucks. Ich kümmere mich nicht um den halbnackten Mann oder das demolierte Nimmer-Nimmer-Land. Nicht mal um den Kater, der sich soeben mit einem restlos verstörten Gesichtsausdruck in Ramys Vierundvierziger-Slipper übergibt, denn ich bin bereits auf dem Weg zu meinem persönlichen Happy End.
    Wie ging das noch mal? Am zweiten Stern rechts und dann immer geradeaus bis zur Morgendämmerung.
     
    »Entschuldigung, ich müsste nur kurz …«
    »Schatzi, wir müssen alle nur kurz.«
    Die Blondine vor mir ist bestimmt über einen Meter achtzig groß. Ein bunter Fetzen baumelt an ihren knochigen Hüften, und ihr Make-up sieht so angegriffen aus wie ihre Gesundheit. Immer wieder zieht sie die Nase hoch und nestelt an ihrem winzigen Täschchen herum.
    »Warum geht denn da nichts weiter?«
    Die Ungeduld schlägt Purzelbäume in meinem Magen.
    »Irgendein Vollkoffer hat versucht, Papier runterzuspülen, und damit die Schüssel verstopft. Es hat fast eine Stunde gedauert, bis man es wieder benutzen konnte. Jetzt müssen natürlich alle gleichzeitig.«
    Die Blondine zuckt mit den Schultern und zieht die Nase hoch.
    »Papier? Was für Papier?«, frage ich alarmiert.
    »Das ist doch
irrelevant
«, mischt sich eine kleine Kurzhaarige in Hippieklamotten

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