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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Dies rangiert auf der Beliebtheitsskala von geschlechtsreifen Mitteleuropäern irgendwo zwischen »Wo sind die Kondome?« und der Anschlussfrage »Gibt’s die auch kleiner?«. Und man stellt solche Fragen schon gar nicht, wenn die Nachbarin der eigenen Eltern die Adressatin der Fragen ist.
    Es ist erstaunlich, was man über seine Freundin erfährt, wenn man mal die Produkte ihres Einkaufszettels schwarz auf weiß vor sich sieht. Dass Jana trotz ihrer schmalen Figur Tampons der Stärke Super Plus benötigt, wirft eine verwirrende Vaginal-Frage auf. Auch der Grauabdeckungseffekt der Haartönung lässt mich verblüfft vor dem Regal verharren. Nicht, dass es mich stören würde, aber ich dachte nicht, dass Jana überhaupt altern würde und sich dieser Produkte bemächtigen müsste. Da hilft auch der Packungszusatz »Seidiges Haargefühl« und »unübertroffener Glanz« nicht mehr, um meine Scheinwelt zu retten. Zumindest finde ich beides und lege es in den Warenkorb.
    Ebenso verblüffend kommt sogleich mein nächster Fund daher: das Gesichtswasser. In breitestem Schriftfond informiert mich das Wässerchen über die anscheinende Unreinheit der Haut meiner Freundin.
    HAUTKLAR . Tägliches Anti-Pickel-Gesichtswasser mit Salizylsäure und Zink. Auf zu Pickeln neigender Haut getestet.
    Danke für die Info! Auch dass Jana ihr Gesicht täglich mit Bestandteilen aus einem Chemiebaukasten behandeln muss, um ihre zu Pickeln neigende Haut zu retten, desillusioniert mich etwas. Aber was hilft’s? Also, rein ins Körbchen und weiter. Es fehlt ja noch der Hornhauthobel, und ich habe nicht den blassesten Schimmer, was dies sein könnte. Und aufgrund der bereits entdeckten Artikel will ich es eigentlich auch gar nicht mehr wissen. Es klingt jedenfalls nicht so, als ob es mir die Illusion von Janas gottgegebener Schönheit zurückgeben könnte.
    Zunächst versuche ich mein Glück im Nagellackgang. Ohne Erfolg. Es folgen Versuche in den Gängen Fotoshop und Baby-Utensilien – mit dem gleichen Ergebnis. Mir bleibt also wohl nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge ohne den Hobel nach Hause zurückzukehren. Denn Frau Jakobi ist – wie bereits erwähnt – keine adäquate Alternative. Doch gerade als ich mich mit Tampons, Haartönung und Gesichtswasser zur Kasse bewegen möchte, kreuzt eine weitere Mitarbeiterin mit Kopftuch meinen Weg, die gerade das Wattestäbchenregal mit Gebinden zu je zweihundert Stück der hygienisch sanften Artikel auffüllt. Na, wer sagt’s denn!
    »Entschuldigen Sie, ich hätte eine Frage. Ich suche etwas.«
    Die Dame dreht sich zu mir um und schaut mich unsicher an. Auf ihrem Namensschild steht Fr. Gülseren. Sie wirkt leicht nervös, nickt aber höflich und deutet in mein Gesicht.
    »Für Nase?«
    »Nase?« Ich fasse mir an die krustige Spitze. »Ach so, nein. Das ist nur eine Hautirri… ach, egal. Jedenfalls suche ich etwas anderes.«
    »Name?«
    Name? Warum will sie meinen Namen wissen. Aber gut. Man möchte keine völkischen Gepflogenheiten verletzen.
    »Äh … Robert.«
    »Nein, nix Herr Roberts. Name von Produkt. Bin nur Regal-Aushilfe, aber vielleicht ich kann helfen.«
    »Ah, verstehe. Das ist sehr nett von Ihnen.« Ich trete etwas näher zu ihr und betone jede Silbe, damit sie es besser verstehen kann. »Horn-haut-ho-bel.«
    »Was?«
    »Hornhauthobel.«
    »Was?«
    »Hornhauthobel.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Nein. Nein.«
    »Doch. Doch.«
    Wir könnten das Spiel sicher noch ein Weilchen fortsetzen, aber ich bevorzuge den Abbruch. Auch Frau Gülseren scheint es bereits unangenehm genug zu sein. Sie schüttelt verlegen den Kopf.
    »Nix. Nein. So was nix haben hier in Drogerie.«
    »Doch, doch, das muss es hier aber geben. Meine Freundin hat es schließlich schon mal hier gekauft.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Es folgen türkisch-deutsche Wortfetzen, die Frau Gülserens Unverständnis gegenüber der westlichen Welt zum Ausdruck bringen. Dennoch liegt ihr mein Kundenwunsch am Herzen, und sie nickt.
    »Gut, ich frage Kollegin. Moment, Herr Roberts.«
    »Sehr freundlich. Ich heiße übrigens nicht Herr Roberts …« Doch meine Wortfetzen verebben im Raum, denn sie hat sich bereits um das Regal herumbewegt.
    Die Kasse befindet sich direkt hinter dem Regal, und Frau Gülseren räuspert sich, bevor sie für alle gut hörbar nachfragt. Mit ein wenig Glück erklärt Frau Jakobi der netten Kollegin, wo ich den Hornhauthobel finden kann, und sieht mich nicht mal

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