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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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katholisch.«
    »Aha.«
    »Also keine blöden Sprüche.«
    »Okay.«
    »Und keine anzüglichen Bemerkungen über den Papst.«
    »Nicht mal eine kleine?«
    »Robert!«
    »Okay, okay. Ich werde nichts sagen.«
    »Hoffentlich.«
    Jana verschwindet für fünf Minuten im Bad. Kurz bevor ich das Haus verlassen will, kommt sie perfekt gestylt heraus. Ich habe keinen Schimmer, wie sie das immer schafft.
    »Und hol dir in der Apotheke was gegen deinen Heuschnupfen.«
    »Ich habe keinen Heuschnupfen.«
    »Hol dir trotzdem was. Was soll es deiner Meinung nach denn sonst sein?«
    Hm, gute Frage, was könnte das sonst sein? Ich zucke mit den Schultern.
    »Vielleicht eine Hautirritation. So was wie Pickel.«
    Hastig bindet sie sich die Haare zusammen und schießt an mir vorbei. Dabei zischt sie mir etwas zwischen Haargummi und Zähnen zu: »Du meinst also, dass du jetzt erst in die Pubertät kommst?!«
    »Haha, sehr witzig, Jana. Nein, ich meine das ernst. Vielleicht ist das eine Art Stressreaktion.«
    »Eine Stressreaktion?«
    »Ja.«
    »Bei dir?«
    »Ja.«
    »Auf was?«
    »Wie, auf was?«
    »Auf was gerade du so reagieren sollst? Du hast keinen Stress in deinem Leben. Du hast Semesterferien und bist nicht gerade das, was man einen Workaholic nennen würde.«
    Ich gebe es ja zu. Natürlich arbeitet Jana momentan härter als ich.
    Momentan.
    Und sie verdient momentan auch den Großteil unseres Einkommens.
    Momentan.
    Na ja, eigentlich alles.
    Momentan noch.
    Aber da mein Studium nun beinahe beendet ist, wird sich dies bald ändern.
    Bald.
    »Aber ich habe meine Diplomarbeit abgegeben und muss nun auf die Auswertung warten. Das ist auch Stress. Irgendwie.«
    »Irgendwie«, äfft mich Jana nach, jedoch lächelt sie dabei so wunderbar, dass ich ihr nicht böse sein kann. »Hier«, sie drückt mir einen Einkaufszettel in die Hand, »wenn du rausgehst, wäre es nett, wenn du mir die Sachen in der Drogerie holen könntest.«
    »Aber ich bin krank, ich habe Pickel.«
    »Du bist nicht krank, und du hast auch keine Pickel, du hast Heuschnupfen. Schau mal, ob du alles findest, was draufsteht. Wenn nicht, frage jemanden.«
    »Brauch ich nicht. Schaffe ich schon alleine. Bin ja kein Kleinkind. Und ich habe keinen Heuschnupfen, sondern eine Hautirritation.«
    »Dann hol doch die Höhensonne aus dem Keller, die ich mir von meiner Mutter wegen der Hautprobleme im Winter geliehen hatte.«
    Ich erinnere mich mit Grauen daran, dass Jana Mitte Dezember plötzlich so trockene Stellen im Gesicht und am Oberkörper hatte. Die gingen zwar mit der Höhensonne tatsächlich weg, aber sie erinnerte mich dabei mit der blauen Schutzbrille auf der Nase und der roten Lampe fünf Zentimeter vor dem Gesicht an eine Science-Fiction-Nutte aus einem Hollywood-Streifen.
    »Das könnte dir wohl so passen. Aber wenn ich schwul aussehen will, wende ich mich lieber an Hubsi.«
    »Wie du meinst. Ich muss los, Schatz.«
    Jana gibt mir einen Kuss.
    »Warte, ich komme gleich mit runter«, sage ich, schnappe mir den Einkaufszettel sowie meine Jacke und gehe hinter ihr die Treppen hinab. Vor der Haustür verabschieden wir uns, und ich gehe die birkengesäumte Straße in entgegengesetzter Richtung entlang.
    Heuschnupfen.
    Ich.
    Pah.
    Dass ich nicht lache. Ich schüttele den Kopf und reibe mir die brennenden Augen, bevor ich die Straßenseite wechsle.

2
    Die Einkaufsliste
    J anas Liste umfasst vier Positionen: eine Haartönung in Virginie Goldbraun 5.3 von L’Oréal, Tampons Super Plus, Gesichtswasser und einen Hornhauthobel. Ich habe zwar keine Ahnung, was das sein soll, dennoch sollte alles zu schaffen sein. Ich betrete die Rossmann Filiale Janas Vertrauens in dem irrwitzigen Glauben, tatsächlich alles eigenständig finden zu können. Genetisch ist es aber nahezu unmöglich, die Utensilien einer Fraueneinkaufsliste vollständig abzuarbeiten. Hilfe suchend schaue ich mich um.
    An der Kasse steht eine Schlange von ungefähr sechs Personen. Allesamt Frauen. Frau Jakobi sitzt an der Kasse und zieht die einzelnen Waren über den Scanner. Immer wieder piept es. Ich kenne Frau Jakobi, seit ich klein bin, da sie die Nachbarin meiner Eltern ist. Eine nette und zuvorkommende Dame Ende fünfzig. Dennoch möchte ich mit meiner Liste nicht zu ihr. Stattdessen laufe ich durch die Drogeriegänge, wobei ich immer wieder niese. Die Tampons finde ich Gott sei Dank noch aus eigener Kraft. Ein Mann schätzt es nicht besonders, in einem Geschäft voller Frauen nach Tampons fragen zu müssen.

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