Nasenduscher: Roman (German Edition)
dabei.
»Frau Jakobi, da ist Mann und will Produkt. Aber ich kenne nicht.«
»Was sucht er denn genau, Leyla?«
»Vorhauthobel. Er sucht Vorhauthobel. Welcher Gang?«
»Was«, fragt Frau Jakobi.
»Was?«, frage auch ich laut hörbar hinter dem Regal. Verständlicherweise scheint Frau Jakobi wegen dieser neuen Rossmann-Sortimentserweiterung sichtlich überrascht.
»Wie bitte? Was sucht der Kunde?«
»Vorhauthobel. Ich ihm gesagt, dass wir nix haben, aber er sagt, Freundin hat schon mal hier gekauft Vorhauthobel.«
»Himmel, nein!« Ich schieße um das Regal herum, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist, und stolpere dabei in die sichtlich amüsierte Kassenschlange. »Hornhauthobel«, rufe ich lauthals. »Das ist ein Missverständnis. Ich suche einen Hornhauthobel.«
Frau Jakobi verharrt einen Moment mit offenem Mund, bevor sie mit einem lauten Prusten loslacht. Auch die anderen Damen an der Kasse stimmen mit ein und bilden eine Art Lachspalier, an dem Frau Gülseren und ich peinlich berührt vorbeisalutieren müssen. Frau Jakobi bekommt sich derweil kaum mehr ein und deutet irgendwo nach hinten.
»Im dritten Gang neben den Pflastern, Leyla. Ach, Robert, wenn ich das beim nächsten Kaffeeklatsch erzähle. Deine Mutter wird sich totlachen.«
Ich denke nicht, dass meine Mutter es sonderlich erfreuen dürfte, dass ihr Sohn im Drogeriemarkt nach einem Vorhauthobel verlangt. Gerne würde ich sie daher anflehen: Bitte nicht! , doch Frau Gülseren und ich sind bereits aus dem Lachkreis ausgeschieden, um ins Pflasterregal abzubiegen. Sie deutet ohne weitere Worte in das Regal. Und tatsächlich, da hängt er, der Fusswohl Hornhauthobel mit Ersatzklingen für 4,99 Euro.
Frau Gülseren sagt derweil nichts mehr. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich sie da reingezogen habe.
»Tut mir leid, ich kannte das Ding auch nicht. Aber wenigstens wissen Sie jetzt, dass ich nicht pervers bin.«
Sie nickt und schenkt mir sogar ein winziges Lächeln. Dann wendet sie sich mit hochrotem Kopf wieder den Wattestäbchen zu.
3
Der Sie-Gustav
M it juckender Nase, dafür aber im feinsten Zwirn, den ich im Kleiderschrank finden konnte, stehe ich um exakt fünf Minuten vor neunzehn Uhr mit Jana vor dem schmiedeeisernen Eingangstor ihres Chefs.
»Hatschi.«
»Gesundheit.«
»Danke.«
»Doch Heuschnupfen?«
»Nein.«
Ein prüfender Blick meinerseits wandert zu Janas offenen Schuhen. Hm, ihre Füße sehen gar nicht so aus, als würden sie vor Hornhaut strotzen. Vielleicht ist der Hornhauthobel ja nur ein Geschenk für jemanden gewesen.
Den Vorfall aus der Drogerie mitsamt den neu aufgeworfenen Fragen habe ich ihr jedenfalls verschwiegen. Sie war nach der Arbeit sowieso kaum ansprechbar. Ich sah sie nur ins Bad stürmen und zwei Stunden später wieder herauskommen. Das ist neuer Rekord. Seither hat sie mich acht Mal gefragt, ob das Kleid am Po nicht zu sehr einschnüren würde. Ich verneinte jedes Mal. Jetzt steht sie neben mir und nestelt nervös an dem Geschenkpapier in ihren Händen, das etwas Quadratisches verhüllt. O Gott? Der Hornhauthobel?
Das Anwesen, das sich vor uns ausbreitet, besteht aus einem mehrteiligen Ensemble verschiedener Häuser. Eine schicke Villa mit eingewachsenem Baumbestand und nebenliegendem Gästehaus sowie einer Art Jagdhütte. Zumindest ziert ein Geweih die Eingangstür des kleinsten der drei Häuser. Alles ist fein säuberlich mit frisch geharkten Kieswegen verbunden und so spießig, dass mir neben dem unangenehmen Gefühl in der Nase auch noch beinahe schlecht wird. Insgesamt scheint hier die Bankenkrise nicht ganz so tiefe Narben hinterlassen zu haben.
»Eilhoff?«, ertönt eine papierdünne, aber nette Frauenstimme am Eingangstor.
»Jana Klopp hier, guten Abend, Frau Eilhoff.«
»Ja-ha«, hallt es melodisch aus dem Lautsprecher, der in einer goldenen Löwenkopfapplikatur untergebracht wurde. Ein Summen, und das Tor schwingt auf. Vor uns breitet sich die Neverland-Ranch der Eilhoffs aus. Wir folgen dem Weg, der sich wie ein gekiester Bandwurm bis zum Haupthaus hinaufschlängelt. In Höhe des Jagdhauses schubse ich Jana kurz an und deute zur Jagdhütte hinüber.
»Wahrscheinlich wird zur Nachspeise eine kleine Treibjagd zu unserer Belustigung veranstaltet.«
»Pscht«, faucht Jana. »Du hast mir versprochen, dich zu benehmen. Das ist ein super wichtiger Termin für mich, Robert.«
»Wie du schon hundert Mal erwähnt hast.«
»Und keine blöden Grimassen wegen des Essens.«
»Ist
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