Nasenduscher: Roman (German Edition)
Ich glaube, so hieß er.«
»Du hast mit Herrn Grilic gevögelt?«
»Klar. Ich habe ihn beim Frühsport getroffen. Er machte einen netten Eindruck. Wir haben uns über Schmetterlinge unterhalten und darüber, dass er einen neuen Job sucht …«
»Moment! Du hast mit Herrn Grilic gevögelt?«
»Ja, mein Gott. Was fragst du so?«
»Du hast mit Herrn Grilic gevögelt?«
»Meine Güte, Robert, ich habe schließlich seit meinem letzten Dreh keinen Sex mehr gehabt. Und wenn ich zurück bin, muss ich gleich weiter zu einem neuen Dreh, da spiele ich Kleopatra, die einen römischen Poolboy vernascht und …«
»Du hast mit Herrn Grilic gevögelt?«
Ich kann mich nicht beruhigen. Welch ein Glückspilz. Und alles nur, weil er die Ruhe bewahrt hat, als Madame keine Schmetterlinge essen wollte.
»Hätte ich gewusst, dass dich das so trifft, hätte ich nichts gesagt. Jedenfalls geht’s mir jetzt wieder besser. Ich werde so unleidlich, wenn ich keinen Sex habe. Kennst du das?«
In meinem Kopf sammeln sich Erinnerungen über Phasen von Unleidlichkeit. Keine davon hatte meines Erachtens mit mangelndem Sex zu tun. Allerdings ist mein letzter Sex nun auch schon einige Tage her. Am Tag, als Frau Schirmer uns die Kündigung geben wollte und mich Jana mit einer extra Portion Sex beglückte.
»Ich denke, ich weiß, was du meinst.«
»Na ja, wie auch immer. Jedenfalls habe ich ihn nach dem Sport mit in meine Kabine genommen.«
»Okay.«
Tiff schraubt die Cremetube wieder zu, streichelt Romeo zum Abschluss über das Fell und steht auf.
»Und genau dahin gehe ich jetzt auch wieder zurück.«
»Ja, Jerry wartet bestimmt schon auf dich.«
»Jerry? Nein, der ist in der Kindergruppe. Herr Grilic wartet dort auf mich für die zweite Runde. Es scheint ihm gefallen zu haben. Vielleicht gehen wir später noch an Land. Die Bahamas sollen ja so tolle Strände haben.«
»Ja, ich habe davon gehört.«
»Aber könntest du mir einen Gefallen tun?«
»Klar, welchen?«
»Könntest du Jerry aus der Kindergruppe abholen und für ein, zwei Stunden auf ihn aufpassen?«
»Jerry?«
»Ja.«
»Deinen Sohn?«
»Ja, was denkst du denn, welcher Jerry?«
»Na, man weiß ja nie, wen du auf dem Weg von deiner Kabine zu mir kennengelernt hast.«
»So bin ich ja nun auch nicht. Jedenfalls wäre es toll, wenn du das machen könntest. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht. Herr Grilic und ich wären dir sehr dankbar.«
Verzweifelt versuche ich eine halbgare Ausrede.
»Ich habe ziemlich Kopfschmerzen.«
»Ich gebe dir ein Aspirin von mir.«
Das war kläglich, Robert. Hier musst du größere Geschütze auffahren.
»Aber ich bin blind.«
»Das ist egal. Er schläft wahrscheinlich sowieso erst mal ’ne Runde nach der Kindergruppe.«
Kinder sind nicht gerade mein bevorzugter Zeitvertreib. Auch wenn Jana schon ein paar Mal angedeutet hat, dass sie bei erfolgreicher Beförderung nichts gegen ein eigenes Kind hätte. Aber wie soll ich einer Frau abschlagen, eine Stunde auf ihren Sohn aufzupassen, wenn sie meinem Kater die wunden Geschlechtsteile einschmiert.
»Na dann. Klar, kein Problem.«
TEIL 5
I am what I am
48
Babysitter
E s muss ein ziemlich erbärmliches Bild sein. Stillschweigend sitzen wir da und wissen nichts miteinander anzufangen. Romeo mag Jerry nicht, Jerry mag mich nicht, und ich mag weder Romeo noch Jerry. Das Schicksal hat uns in diese undankbare Situation gebracht. Das Schicksal und Tiffs Sexualtrieb.
Aufgrund von Romeos Sonnenunverträglichkeit und meinem Jahrhundert-Kopfschmerz haben wir uns einen schattigen Platz am Pool gesucht. Der Pool ist menschenleer. Wen wundert es? Wenn man direkt vor den Bahamas ankert, ist so ein Pool nicht der Hauptgewinn, um zu schwimmen. Wir nehmen zwei Liegen und einen Stuhl ein und schweigen uns an. Jerry schmollt, weil ich seine einzige Frage nach einem Bier verneinte. Wie kommt so ein Zwerg auf solch eine Frage? Ist wohl genetisch bedingt.
Ich unterbreche die Stille alle paar Minuten, um zu niesen, was mich zusätzlich benebelt. So sitzen wir wie in einer Stummfilmkulisse und warten darauf, dass der Ton erfunden wird. Ich schließe die Augen ein wenig, um zu dösen, als mich etwas in die Seite stupst und undefinierbare Wörter in mein Ohr brabbelt.
»Eddy, du solltest doch nur gucke, ob die Mann släft.«
Ist das etwa die Tonspur zu unserem Charlie-Chaplin-Programm? »Du musst entschuldige, aber de Eddy konnte nicht mehr warten und wollte zu dich.«
»Wie? Was?«
Ich fuchtele
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