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Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Natalia, ein Mädchen aus der Taiga

Titel: Natalia, ein Mädchen aus der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Väterchen Tigran, sofort. Das Wasser kocht gleich. Ein paar Sekunden noch …«, sagte Anastasia bedrückt.
    Der Pope faltete die Hände. »Wissen Sie jetzt, lieber Bruder Michail Sofronowitsch, warum Sie in dem Haus nicht wohnen können? Man kann es nicht verantworten, einen so lieben Gast so schnell wieder zu verlieren.«
    Bis dahin hatte Tassburg der Erzählung zugehört, ohne ein Wort dazwischen zu werfen. Es wäre auch unmöglich gewesen, Väterchen Tigran war nicht zu bremsen. Aber jetzt, wo er schmatzend an seiner Pfeife zog und auf den Verdauungstee wartete, schüttelte Tassburg den Kopf. »Sie glauben an so etwas?« fragte er. »Sie glauben an Verwünschungen?«
    »Wir haben die Beweise!« Tigran knurrte wie ein Bär. »Hat es nicht genug Tote gegeben?«
    »Als Priester glauben Sie an solchen Unsinn?«
    »Unsinn?« Tigrans langer schwarzer Bart sträubte sich. Anastasia, die den Tee gebracht hatte, flüchtete in die Ofenecke. »Wollen Sie anzweifeln, daß der Satan immer noch im Kampf mit Gott steht?«
    Michail schüttelte den Kopf. »Ich werde das Haus säubern und mein Konstruktionsbüro darin einrichten. Dann kann der Satan mir bei den Zeichnungen und beim Suchen nach Erdgas helfen! Das müßte ihm doch liegen, als Herr der Hölle kennt er doch alles, was unter der Erde liegt!« Tassburg erhob sich. »Ich werde sofort alles Nötige veranlassen.«
    »Sie Ignorant!« rief der Pope dröhnend.
    »Warum wollen Sie so jung sterben, Michail Sofronowitsch?« rief Anastasia aus dem Hintergrund. »Niemand kann Sie schützen …«
    »Da ist noch etwas anderes«, erklärte der Pope dunkel. »Vier Bewohner des Hauses erzählten vor ihrem Tode, daß der Geist der Gräfin Albina darin umgehe. Nicht immer, aber manchmal …«
    »Das ist doch Idiotie!« Tassburg lachte.
    »Sie stand nachts vor dem Bett, in einem langen weißen Gewand, und hatte den Krummdolch in der Hand!« beharrte Tigran. »Und wenn die Entsetzten ›Hilf Maria!‹ schrien, löste sie sich sofort in Nichts auf! Es ist aktenkundig, unter Zeugen ausgesagt, vom Starost beglaubigt. Wollen Sie noch mehr?«
    »Ja, das Haus! Ich nehme es!«
    »Gott ist auch bei den Verstockten!« Tigran hob resignierend die Schultern, blies noch eine Wolke übelriechenden Tabakqualm ins Zimmer, schlug über Anastasia das Kreuz und stampfte hinaus. Tassburg beobachtete ihn vom Fenster aus.
    Der Pope war im Vorgarten vor dem verfluchten Haus stehengeblieben, hatte die Hände gefaltet und betete. Auf der Straße standen noch immer die Männer und starrten ihn an. Der Fremde hatte tatsächlich die Absicht, sich umbringen zu lassen …
    »Und das in unserer Zeit!« sagte Michail laut. »Anastasia Alexejewna, Sie kennen Radio und Sie wissen, was Fernsehen ist. Sie haben von unseren Kosmonauten gelesen; Sie wissen, daß Menschen auf dem Mond gelandet sind …«
    »Das geht doch einen Geist wie den der Gräfin Albina Igorewna nichts an! Als mein Mann von der verfluchten Bank fiel und sich das Genick brach, gab es auch schon Radio und Fernsehen! Und die Hündin Laika kreiste im Raumschiff um die Erde! Aber meinetwegen – wenn Sie die dunklen Mächte auslachen –, Sie sollen den Schlüssel bekommen!«
    Sie holte aus einem Schrank einen langen, handgeschmiedeten Schlüssel und legte ihn auf den Tisch. Sie hatte ihn nur mit zwei Fingern angefaßt, als sei er ein Schwanzhaar des Teufels. Tassburg steckte ihn ein und gab der Witwe drei Rubel. »Die Miete«, sagte er dabei.
    »Ich werde die Rubel sparen für einen Kranz.« Anastasia brachte das Geld zum Schrank und tat es in eine Schublade. »Einen schönen Kranz werde ich Ihnen kaufen, Michail Sofronowitsch. Wie lange wollten Sie in Satowka bleiben?«
    »Das hängt davon ab, wie die Bodenproben ausfallen, was wir finden oder nicht. Aber bis zum nächsten Frühjahr wird es schon dauern.«
    »Viele, viele Monate! Sie sollten ein großes Kreuz vor Ihr Bett stellen und in der ›Schönen Ecke‹ immer das Ewige Licht brennen lassen. Es hilft nicht viel, denn auch die Gräfin war eine tiefgläubige Christin, aber es beruhigt.«
    »Ich werde mit meiner Pistole ins Bett gehen«, sagte Tassburg laut. »Das ist ein besserer Schutz.« Er verabschiedete sich von Anastasia und ging.
    Sie wartete nur, bis er in seinem Geländewagen abgefahren war, dann lief sie durch das Dorf und erzählte allen, was sich bei ihr abgespielt hatte. Daraufhin marschierte eine Abordnung von vier Männern, an der Spitze der Dorfsowjet, zum Popen Tigran Rassulowitsch und

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