Nathan King - der Rinderbaron
sollte die Gefahr bestehen, dass rufschädigende Lügen über den Ferienpark verbreitet würden, weil sie dort die Managerin war. War Nathans und Tommys Zuversicht berechtigt, dass das Problem endgültig aus der Welt sei?
Sie konnte es nur hoffen. Es würde ein gutes Gefühl sein, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen in dem Wissen, dass sie nie wieder auftauchen könnte, um ihr oder den Menschen zu schaden, die ihr wichtig waren … und das schloss alle ein, die in “King’s Eden” so loyal zu ihr gestanden hatten. Als Nathan sie jetzt zum Gästehaus des Ferienparks zurückfuhr, hatte sie das Gefühl, wirklich hierher zu gehören. Vielleicht brachte das Leben im Outback genau das mit sich: Es weckte innere Kräfte, um sich der Herausforderung zu stellen.
Sam und Tommy erwarteten sie bereits auf der Veranda des Gästehauses, wie üblich in eins ihrer unvermeidlichen Wortgefechte vertieft. Sie hörten allerdings sofort auf, als Nathan und Miranda aus dem Jeep stiegen, und blickten den beiden neugierig entgegen.
“Bevor ich mich verdrücke, Nathan”, sagte Sam ohne Umschweife, “solltest du mich besser aufklären, ob ich die Gerüchte unterdrücken oder ruhig blühen lassen soll. Dieser schmierige Kerl Hewson wollte nicht aufhören, darüber zu quatschen, Miranda hätte dich in ihren Krallen. Und ich habe ihm unverblümt gesagt, wenn es so wäre, dann nur, weil du ihre Krallen gern spüren würdest, denn an dich käme keiner heran, dem du es nicht erlauben würdest.”
“Wie scharfsinnig von dir, Sam”, erwiderte Nathan gut gelaunt.
“Und?” Sie sah ihn forschend an. “Was soll ich den Leuten nun erzählen?”
“Sag ihnen, dass mir die Spuren von Mirandas Krallen größtes Vergnügen bereiten und ich es nicht erwarten kann, mehr davon zu bekommen.”
“Wie?” Sam warf Miranda einen erstaunten Blick zu. “Dann seid ihr beide jetzt wirklich ein Paar?”
“Ja”, bestätigte Miranda, wobei sie Nathan tadelnd ansah. “Allerdings ist es nicht meine Art, die Krallen zu zeigen.”
“Wunderbar! Toll!”, rief Sam begeistert aus. Dann wandte sie sich Tommy zu, der die Neuigkeiten scheinbar ungerührt zur Kenntnis genommen hatte, und fügte bezeichnend hinzu: “Wie es aussieht, musst du dich damit zufriedengeben, dass Celine dich vergöttert. Und das wird auch nur so lange anhalten, bis sie in Broome auf Jared trifft und sich an ihm versucht.”
“Celine ist mir völlig schnuppe”, entgegnete Tommy gelangweilt. “Das war alles nur Teil der Inszenierung.”
“Und was für ein guter Schauspieler du doch bist!” Sam verließ die Veranda und ging lächelnd an Miranda und Nathan vorbei. “Ich freue mich für euch beide.” Sie tätschelte Nathan freundschaftlich die Schulter. “Und ich werde versuchen, Miranda dazu zu überreden, sich die Fingernägel wachsen zu lassen. Wenn ein Mann verdient, was er sich wünscht, dann bist du es!”
Mit diesem letzten Seitenhieb auf Tommy ging sie fröhlich davon.
Tommy blickte ihr wütend nach. “Eines Tages, wenn diese kleine Hexe einmal von ihrem Besen steigt, dann …”
“Dann wirst du sie damit versohlen?”, schloss Nathan messerscharf.
Tommy winkte verächtlich ab. “Sam kann man nicht einmal durch Prügel Gehorsam beibringen.”
“Du willst ja gar keinen Gehorsam, Tommy”, sagte Nathan ruhig.
Sein jüngerer Bruder lächelte schief. “Nein, aber etwas Respekt wäre nicht schlecht.” Er sah Nathan zufrieden an. “Und genau den habe ich Hewson gelehrt. Darüber hinaus habe ich ihm unmissverständlich klargemacht, dass uns keiner schadet, ohne einen Preis dafür zu bezahlen.”
“Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen dafür zu danken, dass Sie das Wochenende hier für mich eingesprungen sind, Tommy”, sagte Miranda herzlich.
Ein fröhliches Lächeln erhellte sein Gesicht. “Es war einer der denkwürdigsten Augenblicke in meinem Leben … als Nathan mich tatsächlich bat, Schulter an Schulter mit ihm gegen den Feind vorzugehen. Allein dafür werden Sie für mich immer etwas ganz Besonderes sein, Miranda.” Er trat einen Schritt zur Seite. “Bringen wir Ihr Gepäck ins Haus. Die Zeit bleibt nicht stehen, und ich muss gleich fort.”
“Nicht, bevor du uns nicht alles erzählt hast”, sagte Nathan, als sie das Gästehaus betraten.
“Ich muss erst meine Sachen aus dem Büro holen.”
“Tommy …!”
“Komm schon, Nathan, gib’s zu”, schmeichelte Tommy, als er vor ihnen her zum Verwaltungsflügel ging, “keiner kann eine
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