Naturgeschichte(n)
Gebiete, in denen besonders reichliche und sehr ergiebige Nahrung vorhanden war. So wie auch beim Vogelzug der Gegenwart.
Als der Pangäa genannte Superkontinent im Erdmittelalter zerbrach und Teile davon in Richtung der Pole abdrifteten, wurde es auf den Kontinenten und in den Meeren immer kälter. Eine Entwicklung, die für die Säugetiere und die Vögel sehr vorteilhaft war.
Die verschwenderische Ratte
und die genügsame Natter
Warum kann es von Vorteil sein, viel Energie zu verbrauchen?
Das Leben geht haushälterisch mit Energie um, heißt es häufig. So gesehen scheint der Energiehaushalt der Säugetiere verschwenderisch. Schlangen oder Krokodile brauchen viel weniger Nahrung als körperlich vergleichbar große Säugetiere oder Vögel. Einmal im Monat eine Maus oder ein größerer Fisch genügen völlig. Schlangen sind Hungerkünstler, Krokodile weit weniger hungrig, als das oft dargestellt wird.
Außer in den kalten Regionen gibt es überall, auch im Meer, Reptilien. Sie beherrschten die Erde nahezu doppelt so lange wie die Säugetiere, von der »Eintagsfliege« Mensch ganz zu schweigen. Wie konnten die Energieverschwender doch die Oberhand gewinnen? Nun, die Vorstellung von der haushälterischen Natur ist nicht mehr als ein Wunschbild. Knappheit wirkt als Zwang. Verknappung ist kein Ziel. Leben ist verschwenderisch – in der Erzeugung von Nachwuchs und im Einsatz von Energie. Und dieses Verhältnis zwischen Nachwuchs und Einsatz von Energie unterscheidet sich bei den Reptilien ganz gravierend von dem der Säugetiere.
Betrachten wir als Beispiele eine heimische Schlange wie die Ringelnatter und eine Ratte. Die Natter jagt nach Fröschen, Fischen oder erwischt, wenn sie Glück hat, auch einmal eine Maus. Die Ratte, die mehr als zehnmal soviel Nahrung braucht, wäre ihr, zumindest als ausgewachsenes Tier, viel zu groß. Die Natter legt zwischen 30 und 100 Eier, die 60 bis 75 Tage brauchen, bis die kleinen Schlangen schlüpfen. Sie hat keinen Aufwand beim Brüten oder der Versorgung ihrer Jungen. Das Rattenweibchen ist gut drei Wochen trächtig und bringt pro Schwangerschaft sieben bis acht Junge zur Welt und das etwa dreimal pro Jahr. Die Jungen werden von der Mutter gesäugt. Sie sind nach drei bis vier Monaten erwachsen und selbst fortpflanzungsfähig.
Trotz der höheren Eizahl der Schlange übertrifft die Ratte diese an Fortpflanzungsleistung beträchtlich. Es dauert mehrere Jahre, bis die jungen Nattern groß genug für die Fortpflanzung sind. In der Natur zählt der erfolgreiche Nachwuchs. So dauert es lediglich ein Jahr, bis die Ratte die Schlange überholt hat. Deshalb gibt es viel mehr Ratten auf der Erde als Ringelnattern oder Schlangen insgesamt.
Der zweite entscheidende Vorteil des stark erhöhten Einsatzes von Energie betrifft die Ausbreitung. Nirgendwo bleiben auf Dauer die Lebensbedingungen unverändert. Selbst stabile Verhältnisse verändern sich irgendwann, wer nicht mitziehen kann, bleibt schließlich auf der Strecke. Auf die Evolution bezogen heißt das, dass eine Art ausstirbt.
Die Dinosaurier waren nicht flexibel genug, um mit dem extrem raschen Wechsel der Lebensverhältnisse auf der Erde zurechtzukommen, nachdem vor 65 Millionen Jahren ein Riesenmeteorit die Erde getroffen und fast alles verändert hatte. Es überlebten nicht die sparsamsten unter ihnen, sondern ausgerechnet jener Stamm, der am meisten Energie fürs tägliche Leben verbraucht, die Vögel.
Ihr Leben läuft noch hochtouriger als das der allermeisten Säugetiere. Mit 40 bis 43 Grad Celsius Körpertemperatur leben die Vögel kurz vor der Todesgrenze. Höchst erfolgreich aber, wie wir sehen. Denn die Vögel sind die einzigen Lebewesen, die sogar den Menschen und seine technischen Fähigkeiten, für sein Überleben zu sorgen, übertreffen. Es gibt sie überall, von den feuchttropischen Regenwäldern, in denen sie in besonderer großer Vielfalt vorkommen, bis zu den höchsten Gebirgen und über den Rand des Eises hinaus im Innern der Antarktis. Dort, wo es am kältesten ist und monatelang Dunkelheit herrscht, bebrüten die Kaiserpinguine ihr Ei unter einer Hautfalte auf den eigenen Füßen und ziehen ihre Jungen groß, bis sie in der Lage sind, den langen Marsch zum Meer zu bewältigen. Sie und andere Pinguine » fliegen« mit ihren flossenartigen Vordergliedmaßen durchs Wasser wie andere Vögel durch die Luft und tauchen Hunderte von Metern tief hinab ins eiskalte Meer. Über den Hochanden oder dem hohen Himalaja
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