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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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mittelamerikanische Landbrücke genommen hatte, ausstarb, schon lange bevor die ersten Menschen auf diesen Kontinent kamen. Es trug also auch die Eiszeit mit ihren starken Klimaschwankungen ihren Teil dazu bei. Die Regenwälder breiteten sich aus und schrumpften wieder. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals. Große Tiere fallen solchen Veränderungen viel schneller zum Opfer als kleine, wenn keine Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind. Diese Gefahr bringt das Leben auf Inseln mit sich, mögen sie kurzfristig noch so sehr wie glückliche Inseln aussehen.
    Die Wechselbäder der Eiszeiten stärkten die Säugetiere der Alten Welt. Sie wurden überlegen (Warum, erzähle ich in der nächsten Geschichte). Die südamerikanischen Säugetiere mit niedrigerem Stoffwechsel konnten sich gegen die Überlegenheit der altweltlichen nicht behaupten. Sie überlebten dort, wo von Natur aus die Nahrung dürftig ist – und zwar in den tropischen Wäldern Amazoniens, im Dornbuschwald des Gran Chaco, in den staubtrockenen Halbwüsten Patagoniens und in den eisigen Höhen der Anden.
    Mehr als irgendwo sonst drückt sich in der Welt der Säugetiere Südamerikas Geschichte, die Naturgeschichte ferner Zeiten, aus. Unsere Gegenwart ist nur ein Augenblick, verglichen mit den Jahrmillionen der Erdgeschichte. Südamerika war sehr lange Zeit eine Zweite Welt, wie auch das noch andersartigere Australien. Die Naturgeschichte des Lebens, die Evolution, folgte auf diesen beiden Inselkontinenten eigenen Entwicklungen. So gesehen gab es auf der Erde nicht nur » eine Welt«, sondern deren drei.

Der Hund und der Dinosaurier
    Warum ist unser Körper
dauerhaft warm?

    Die Welt wurde über 100 Millionen Jahre lang von Reptilien beherrscht. Die bekanntesten sind die Dinosaurier. Doch klammheimlich kam etwas Neues: Tiere, die ihren Körper Tag und Nacht, jahrein, jahraus gleichbleibend warm hielten, und zwar fast immer wärmer als die Temperatur der Umgebung. Aber wieso wurde das plötzlich wichtig, wenn es doch vorher so lange Zeit auch anders gut geklappt hatte und die konstante Körperwärme so viel zusätzliche Energie kostete?
    Der Vorteil liegt zwar auf der Hand, aber die Kosten sind gewaltig. Daher beschäftigt diese Frage seit Langem die Evolutionsforscher. Sehen wir uns zunächst ein vertrautes Beispiel aus der Technik an, nämlich ein Auto: Es war abgestellt. Wir starten den Motor. Es dauert ein wenig, bis er auf Touren kommt. Lassen wir die Kupplung zu schnell los, wenn der Motor noch kalt ist, würgen wir ihn ab. Ist der Motor erst warmgelaufen, können wir starten. Mit viel Gas und sehr hohen Drehzahlen lässt sich ein ebenso verschwenderischer wie die Umwelt belastender » Kavalierstart« hinlegen. Wer in wenigen Sekunden auf Tempo 80 oder 100 Stundenkilometer kommen will, verbraucht ein Vielfaches an Sprit, verglichen mit dem Normalbetrieb. Ein strapaziöser Kaltstart im Winter tut dem Motor gar nicht gut. Durchaus ähnlich verhält es sich mit dem Körper eines Tieres, das plötzlich Höchstleistungen vollbringen soll, weil ein Feind naht, vor dem es flüchten muss, oder weil es umgekehrt eine attraktive Beute gesichtet hat. Wenn der Stoffwechsel bereits auf Hochtouren läuft, kann die Höchstleistung ohne Zeitverzögerung vollbracht werden. So weit, so klar. Leider ist das zu kurz gedacht. Das Problem ist der Spritverbrauch.
    Lassen wir den Motor immer im Leerlauf, auch wenn wir längere Zeit gar nicht fahren, frisst uns sein Spritverbrauch regelrecht auf. Wir sparen teure Energie, wenn wir den Motor nur bei wirklichem Bedarf anwerfen. Eigentlich sollte es mit dem Körper auch so sein. Bewegung kostet Energie. Am meisten verbraucht der Flug der Vögel. (An zweiter Stelle folgt übrigens unser Gehirn, aber das ist ein anderes Thema. Behalten wir es im Hinterkopf.) Wechseln wir mit unseren Überlegungen nun also zu uns selbst. Wir müssen uns ja nicht extra warmlaufen wie ein Motor, wenn die Umgebung, in der wir uns aufhalten, warm genug ist. Und wenn es für alle außen gleich warm ist, hat keiner einen Vor- oder Nachteil, wenn es ums Laufen geht, sei es auf der Flucht oder auf der Jagd nach Beute. Deshalb ist die hohe Körpertemperatur in den Tropen, die uns müde und leistungsschwach macht, sogar eher eine Belastung als ein Vorteil. Wir wünschen uns dann Kühlung und ziehen um die heiße Mittagszeit die Hängematte anstrengender Arbeit vor.
    Eine andauernd hohe Körpertemperatur ist dann gut, wenn es darum geht, zu verhindern, dass wir

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