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Navy Seals Team 6

Navy Seals Team 6

Titel: Navy Seals Team 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard E. Wasdin , Stephen Templin
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Schleifstein, einer asphaltierten Fläche von der Größe eines Parkplatzes, explodierte Übungsartillerie – wir hörten sie kreischend näherkommen, dann folgte ein Knall. Die M-60 ratterten weiter. Eine Nebelmaschine hüllte die ganze Gegend in dichte Schwaden. Grüne Leuchtstäbe markierten den Rand der Fläche. Wir wurden mit Gartenschläuchen angespritzt und der Geruch von Schießpulver hing in der Luft. Aus den Lautsprechern dröhnte Highway to Hell von AC/DC.
    Vielen stand die Angst ins Gesicht geschrieben, ihre Augen waren weit aufgerissen. Nach wenigen Minuten klingelte es – einige wollten gehen. Das kann doch nicht euer Ernst sein. Was ist denn hier los? Ja, Ausbilder ballern mit Maschinengewehren herum, aber niemand hat mir bis jetzt eine runtergehauen oder mich mit einem Gürtel geschlagen. Ich konnte nicht verstehen, warum sie wieder gehen wollten. Meine schwierige Kindheit hatte mich auf solche Augenblicke vorbereitet, und zwar nicht nur körperlich. Vor allem geistig hatte ich Schmerzen und harte Arbeit durchgestanden und daher wusste ich, dass ich noch mehr aushalten konnte. Da mein Vater immer sehr viel Leistung von mir erwartet hatte, erwartete ich auch selbst sehr viel von mir. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich nicht aufgeben würde. Ich musste diese Überzeugung gar nicht in Worte fassen – Worte sagen gar nichts. Meine Überzeugung war echt. Ohne diese Überzeugung kann eine Kaulquappe, ein angehender Froschmann, nur versagen.
    Eine legendäre Etappe der Höllenwoche spielte sich auf einem Eisenpier ab, an dem die Marine kleine Boote vertäute. Wir zogen unsere Stiefel aus und stopften Socken und Gürtel hinein. Meine Finger waren so taub und zitterten so sehr, dass ich mir kaum die Stiefel ausziehen konnte.
    Wir sprangen in unseren olivgrauen Uniformen ins Wasser, ohne Schwimmwesten, Schuhe und Socken. Ich ließ mich sofort mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser treiben und öffnete den Reißverschluss an meiner Hose. Nur zum Atmen hob ich kurz mein Gesicht aus dem eiskalten Meer. Wenn ich zu sehr nach unten sank, machte ich ein paar Beinschläge. Unterdessen zog ich meine Hose aus und machte den Reißverschluss wieder zu.
    Ich band die Hosenbeine mit einem Kreuzknoten zusammen, dann hielt ich mich mit beiden Händen am Hosenbund fest und brachte meinen Körper in eine aufrechte Position. Ich hob die Hose hoch und klatschte sie vor mir auf die Wasseroberfläche, sodass sich Luft in den Hosenbeinen fing.
    Als ich mit dem Oberkörper auf meinem selbst gemachten Rettungsschwimmkörper lag, atmete ich erleichtert auf. Ich hatte so viel Angst vor dem Ertrinken gehabt, dass ich gar nicht mehr bemerkt hatte, wie kalt das Wasser war. Doch nun, da ich sicher war, spürte ich es wieder deutlich.
    Einige von uns schwammen zum Pier zurück. Wir riefen sie zwar zurück, aber sie hatten genug. Ding dong, ding dong, ding dong.
    Ausbilder Stoneclam sagte: »Wenn der Nächste klingelt, kann der Rest auch aus dem Wasser kommen. Im Krankenwagen sind Decken und eine Thermoskanne mit Kaffee.«
    Nach dem nächsten Klingeln rief Stoneclam: »Alle raus aus dem Wasser!«
    »Hurra!«
    Wir zogen uns auf das Eisenpier hoch.
    Ausbilder Stoneclam befahl uns: »Zieht euch aus, nur die Unterhosen dürft ihr anbehalten. Dann legt euch auf den Pier. Wer keine Unterhosen anhat, trägt eben sein Adamskostüm.«
    Ich zog mich also nackt aus und legte mich hin. Die Ausbilder hatten den Pier mit Wasser abgespritzt und Mutter Natur hatte ihren kalten Atem darübergeblasen. Es fühlte sich an, als würde ich auf blankem Eis liegen. Dann bespritzten uns die Ausbilder noch mit kaltem Wasser. Unsere Muskeln zuckten wie wild, wir hatten keine Kontrolle mehr über unsere Bewegungen. Wie gestrandete Fische zappelten wir auf dem Eisenpier herum.
    Die Ausbilder machten so lange weiter, bis wir leicht unterkühlt waren. Ich hätte fast alles dafür gegeben, nur um wieder warm zu werden. Mike sagte: »Tut mir leid, ich muss pinkeln.«
    »Ist schon in Ordnung. Pinkel hierhin.«
    Sein Urin lief mir über die Hände.
    »Vielen Dank, Alter.« Die Wärme tat einfach gut.
    Die meisten finden das wahrscheinlich widerlich – doch wahrscheinlich haben sie noch nie richtig gefroren.
    Am Mittwochabend – die Höllenwoche war zur Hälfte vorbei – dachte ich zum einzigen Mal darüber nach, auszusteigen. Die Ausbilder begannen mit dem Lyon’s Lope, einer Übung, die nach einem SEAL aus Vietnam benannt war. Wir paddelten mit

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