Navy Seals Team 6
während es über Wellen springt, eine Felswand erklimmen, sich durch feindliches Territorium zum Ziel schleppen, ein dreistöckiges Gebäude hinaufklettern, seinen Job erledigen und dann so schnell wie möglich abhauen. Der Hindernisparcours soll angehende SEALs auf diese Aufgaben vorbereiten, doch haben sich dabei schon mehrere Auszubildende das Genick oder die Wirbelsäule gebrochen – wenn man über ein 18 Meter hohes Netz klettert, sollte man lieber nicht die Kraft in den Armen verlieren. Ein großer Teil unserer Ausbildung war gefährlich und wir verletzten uns oft.
Wir stellten uns alphabetisch nach Nachnamen auf. Ich stand ganz am Ende und alle anderen liefen vor mir los. Als ich an der Reihe war, schoss ich davon wie eine Rakete. Ich verstand gar nicht, warum ich so viele überholte.
Nach einem Teil der Strecke rannte ich zu einem zweistöckigen Turm. Ich sprang nach oben, griff nach dem Sims über dem Erdgeschoss und schwang die Beine nach oben. Von dort aus sprang ich nach oben, griff nach dem Sims über dem nächsten Stockwerk und schwang die Beine nach oben. Dann kam ich wieder herunter. Als ich zu den nächsten Hindernissen weiterlief, sah ich, wie jemand am Turm festhing. Es war Mike W., der für die University of Alabama Football gespielt hatte. Jetzt war er so frustriert, dass er weinte, weil er nicht bis zum zweiten Stock hinaufkam.
Der Ausbildungsleiter Stoneclam schrie mit seinem leichten Georgia-Akzent: »Auf einem Footballfeld kannst du herumlaufen, aber auf ein Hindernis kommst du nicht rauf! Du Weichei!«
Ich fragte mich, was mit Mike W. los war. Er war doch viel besser in Form als ich. Oder etwa nicht? (Mike zog sich später eine ernsthafte Rückenverletzung zu, doch Captain Bailey behielt ihn und ließ seine Verletzung fast ein Jahr lang behandeln. Er wurde schließlich ein hervorragender SEAL-Offizier.)
Einige der vermeintlichen Rennpferde waren richtige Heulsusen. Sie waren wahrscheinlich ihr ganzes Leben immer an der Spitze gestanden und wurden nun nicht damit fertig, dass zum ersten Mal in ihrem Leben ein rauer Wind wehte – und zwar ein Wind nach der Art von BUD/S.
Was haben diese Primadonnen nur?
Obwohl mir Laufen und Schwimmen nicht leichtfielen, machte mir der Hindernisparcours richtig Spaß. Bobby H. und ich verdrängten uns immer gegenseitig von der Spitze. Ausbilder Stoneclam riet sogar einem Auszubildenden: »Schau dir an, wie Wasdin an die Hindernisse herangeht.«
Das macht mir viel mehr Spaß, als Wassermelonen zu pflücken.
Die Gefahr war unser ständiger Begleiter geworden. Trotzdem sprach einer unserer Ausbilder immer sehr monoton. Nun stieg Ausbilder Sowienoch in einem Klassenzimmer des Naval Special Warfare Centers mit seinem Dschungelkampfstiefel auf ein 3,90 Meter langes Gummiboot, das auf dem Fußboden lag. »Heute werde ich Ihnen erklären, wie Sie die Brandung durchqueren. Das ist ein kleines Schlauchboot. Dazu gehört eine Besatzung von sechs bis acht Mann, die alle ungefähr gleich groß sind. Das ist dann Ihre Bootsmannschaft.«
An die Tafel malte er eine einfache Skizze: Strand, Meer und Strichmännchen verteilten sich um das Schlauchboot. Er zeigte auf die Strichmännchen im Wasser: »Das sind Sie, nachdem eine Welle Sie aus dem Boot gespült hat.«
Er zeichnete ein Strichmännchen an den Strand: »Hier ist einer von Ihnen vom Meer an Land gespült worden. Und soll ich Ihnen mal was sagen? Als Nächstes wird das Meer das Boot an Land spülen!«
Ausbilder Sowienoch verwendete seinen Schwamm als Boot. »Jetzt ist das 85 Kilogramm schwere Boot voll Wasser und wiegt so viel wie ein Kleinwagen. Und es kommt direkt auf Sie, auf den Strand zu. Was machen Sie jetzt? Was tun Sie, wenn Sie auf der Straße stehen und ein Kleinwagen direkt auf Sie zurast? Davonlaufen? Natürlich nicht! Sie gehen von der Straße runter. Das Gleiche gilt, wenn das Boot auf Sie zurast. Sie gehen ihm aus dem Weg und rennen parallel zum Wasser am Strand entlang. Einige von Ihnen sehen aus, als wären sie kurz vor dem Einschlafen. Alle hinlegen, die Müdigkeit rausdrücken!«
Nach den verordneten Liegestützen und weiteren Anweisungen gingen wir nach draußen. Dann stellten wir uns zu unseren Booten und blickten aufs Meer hinaus. Über unseren Kampfanzügen trugen wir dicke orange Kapok-Schwimmwesten. Unsere Mützen banden wir mit orangen Schnüren am obersten Knopfloch unserer Hemden fest. Wir hielten unsere Paddel in der Gewehr-bei-Fuß-Stellung und warteten auf unsere
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