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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Beschränkungen hinsichtlich des Jammerns galten, zum Wasser. Die Kleidung des jungen Mannes war durchgeschwitzt und besudelt. Missgelaunt zerrte Iyen sie ihm vom Leib – vielleicht etwas rauer als zwingend notwendig. Dann tauchte er Rouven erst einmal in den Fluss, wogegen dieser sich nur schwach wehrte, und wusch anschließend flüchtig die Sachen durch. Es war auch heute Nacht warm genug, der Stoff wurde bis morgen früh trocknen und der Prinz garantiert nicht erfrieren. Unsinnig, sich so viel Mühe geben zu müssen; doch noch hatte Jarne nicht den Befehl gegeben, ihn zu töten.
    „Trink!“, befahl er und presste Rouven einen Wasserschlauch an die Lippen. Obwohl er durstig sein musste, schluckte der halb bewusstlose Junge nur langsam und wehrte schon bald ab. Iyen war gleichgültig, ob Rouvens sämtliche Innereien vom Übergeben wund und entzündet waren oder vielleicht sogar die nächste Attacke bevorstand – er brauchte Flüssigkeit, ob er sie wollte oder nicht.
    „Trink, oder ich schlage dir die Zähne aus und stopfe dir den Schlauch in den Rachen!“, drohte er. Rouven schlug die Augen auf, blinzelte die Tränen fort und starrte ihn vorwurfsvoll an. Iyen war überrascht von so viel Widerstand. Er war sicher gewesen, dass der Gefangene auch seelisch am Ende seiner Kräfte sei. „Trink!“, befahl er wieder und drückte ihm den Wasserschlauch zurück an die Lippen. Mehr als drei Schlucke schaffte Rouven nicht und Iyen sah ein, dass es vorerst genügen musste. Als er ihn hochhob, um ihn zum Lager zurückzutragen, öffnete Rouven noch einmal die Lider und betrachtete ihn still. Seine Augen schimmerten wie dunkle Smaragde und beherrschten das schmale, ebenmäßige Gesicht, gerade jetzt, wo er so bleich war. Strähnen seines dunklen Haares klebten ihm an Stirn und Wangen. Iyen hob unwillkürlich die Hand und wischte sie fort. Unaufhörlich rannen Tränen über Rouvens Wangen, mussten ihn halb blind machen, und trotzdem suchte er Iyens Blick. Seine Lippen zitterten, als würde er zu sprechen versuchen. Iyen erwartete alles: Betteln um Hilfe, Gnade oder den Tod, vielleicht Flüche und Verwünschungen oder Fragen nach dem Warum, wo sie waren, wohin sie gingen, wer ihn zu all dem hier verdammt hatte. Als es Rouven allerdings gelang, einige heisere Silben hervorzustoßen, hätte Iyen ihn fast vor Überraschung fallen gelassen:
    „Du bist ein guter Mensch“, sagte er, lächelte entrückt – und verlor das Bewusstsein. Fassungslos starrte Iyen auf ihn herab. Man hatte ihm schon alles Mögliche darüber gesagt, was und wer er war, als gut hingegen hatte ihn noch niemand bezeichnet.
    Nimm dich zusammen, er hat fantasiert. Wahrscheinlich hat er dich mit einem Diener oder einem seiner zahllosen Brüder verwechselt.
    Rasch trug er ihn zurück und legte ihn in der Nähe des Feuers ab, das Jarne mittlerweile entzündet hatte. Es würde Insekten anlocken, für den ausgezehrten Körper des Gefangenen war die Wärme allerdings besser, und auch Oshanta bevorzugten den Komfort von Licht und warmen Essen. Er warf Rouven eine Decke über, hängte die nasse Kleidung zum Trocknen auf und ging dann zu Bero, um ihm mit den Pferden und den anderen Arbeiten zu helfen. Der intensive Blick und die Worte des Jungen ließen ihn dabei nicht los, egal wie energisch er sie zu verdrängen versuchte und sich immer wieder ermahnte, dass Rouven nicht zu ihm, sondern zu einem Gespinst seines verwirrten Verstandes gesprochen hatte.

Nach dem Essen saßen sie zusammen am Feuer, pflegten schweigend ihre Waffen und Ausrüstung. Obwohl sie sich seit vielen Jahren kannten und häufig zusammenarbeiteten, verband sie keine Freundschaft – so etwas gab es für einen Oshanta nicht.
    In spätestens drei Tagen sind wir den Kleinen los, dachte Iyen. Eher früher, er wird die Nacht kaum schaffen. Und dann? Warten auf den nächsten Mord. Und den Nächsten. Und dann wieder warten …
    Wenn er nur wüsste, wohin er gehen sollte, wäre Iyen schon vor langer Zeit geflohen. Seit seiner Geburt war er zum Oshanta ausgebildet worden, er war ein vollkommener Attentäter. Nur wenige überlebten die harte Ausbildung, die so viel mehr bedeutete als nur Umgang mit Waffen und Körperbeherrschung. Ihre Fähigkeiten waren Legende, ihr Name der Inbegriff des Schreckens. Wer ihre mit Metallperlen gezeichneten Gesichter erblickte, wusste, dass er verloren war. Wenn sie keinen Auftrag hatten, warteten sie in der geheimen Festung der Bruderschaft. Sie trainierten dort ihre

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