Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
fahren auf das Gelände. Dann Licht und Motor aus.«
    »Ich muss aussteigen, um das Tor aufzumachen.«
    »Dann los. Danach kommst du sofort zurück. Die Pistole verfolgt dich, klar?«
    »Ich muss den Autoschlüssel mitnehmen. Da ist auch der Schlüssel für das Tor dran.«
    »In Ordnung. Lass das Standlicht brennen.«
    Er nickte, verließ den Wagen und blieb im Scheinwerferkegel, als er das Tor öffnete. Er kam sofort zurück.
    Wir fuhren an das Gebäude heran, direkt vor den Eingang zum Büro.
    »Sitzen bleiben«, sagte ich.
    Ich stieg aus, die Pistole in der Hand. Im Kofferraum des Wagens fand ich, was ich suchte. Ein Abschleppseil.
    »Rauskommen.«
    Kotten wuchtete sich aus dem Wagen. Ich überlegte, ob ich das Richtige vorhatte. Aber es ging nicht anders. Ich konnte ihn dahinten nicht gebrauchen.
    Neben der Bürotür ragte ein Stahlrohr aus dem Boden, das ein kleines Vordach trug.
    »Setz dich hier hin.«
    Kotten verstand nicht, was ich meinte. Ich schob ihn in die richtige Position.
    »Los. Hinsetzen.«
    Er ließ sich an dem Stab hinuntergleiten, und ich band mit dem Abschleppseil seine Arme fest.
    »Was soll das?«, jammerte er.
    »Du bleibst hier.«
    »Ich kann um Hilfe rufen, wenn ich will.«
    »Und ich kann dir noch was über den Mund kleben.«
    Mir war klar, dass ich das nicht tun würde. In Krimis kam so etwas dauernd vor, aber im realen Leben konnte das tödlich sein. Wenn jemand auch nur leichten Schnupfen hatte oder ihm vor Panik die Nasenschleimhäute anschwollen, erstickte er qualvoll.
    »Du wirst hier ruhig warten. Wenn nicht, gibt’s eine Menge Ärger. Ich kenne die leitende Kommissarin. Die ist alles andere als sympathisch.«
    *
    Vorsichtig umrundete ich den Hauptbau. Ich bemühte mich, im Schatten der Hauswand zu bleiben - immer die Pistole im Anschlag. Auf der Rückseite des Gebäudes gähnte ein schwarzes Loch. Es sah aus, als hätte sich der schwarze Nachthimmel ein Stück herabgesenkt.
    Dort musste das Lager liegen.
    Ich näherte mich der Dunkelheit und riss die Augen auf, um jedes Quäntchen Licht auszunutzen. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass das half, sich im Dunkeln besser zu orientieren.
    In vagen Umrissen zeichnete sich ein Betonblock vor mir ab. Auf der Vorderseite sah ich drei Quadrate, daneben noch ein Rechteck. Die Quadrate mussten Garagentore sein, das Rechteck eine Tür.
    Ich tastete mich vor. Alles wirkte einsam und verlassen. Mit einem Mal überkamen mich Zweifel.
    Was, wenn ich da drin tatsächlich nichts anderes finden würde als eine Leiche? Bei jedem Schritt wuchs das Gebäude vor mir langsam, wie in Zeitlupe. Der Beton schimmerte.
    Ich blieb stehen und lauschte.
    Nichts.
     
    Verdammt, ich bin hier falsch, dachte ich. Jutta ist wahrscheinlich längst tot. Und Schroffbach wird mich bald in eine neue Falle locken, um auch mich umzubringen.
    Ich stand da, blickte das Gebäude an und überlegte, ob ich nicht tatsächlich die Polizei holen sollte. Kotten war ein veritabler Zeuge. Ich musste keine weiteren Ermittlungen durchführen, um meine Unschuld zu beweisen. Oder doch? 
    Aber Jutta, hämmerte es in meinem Kopf.
    Jede Sekunde zählt.
    Jutta ist längst tot, sagte eine andere Stimme.
    Durch meine deprimierenden Gedanken drang ein Geräusch. Ein rhythmisches Hupen. Es klang wie der permanent wiederholte Angstschrei eines fernen Dinosauriers.
    Kottens Wagen!
    Es musste dem Bauunternehmer irgendwie gelungen sein, die Alarmanlage in Gang zu setzen.
    Noch bevor ich mir darüber klar werden konnte, was ich unternehmen sollte, wurde die Tür des Lagers aufgerissen, und eine Gestalt stürmte heraus.
    Sie blieb neben mir stehen, schien zu lauschen. Trotz der Dunkelheit wusste ich, wer das war: Schroffbach. Er hatte mich nicht bemerkt. Ich nutzte meine Chance.
    Ich stürzte mich von hinten auf ihn und war mir sicher, ihn damit zu Fall zu bringen. Aber ich kam mir vor wie ein Eichhörnchen, das sich an einem Mammutbaum festkrallt. Nicht dass Schroffbach besonders groß gewesen wäre, aber unter seinem schwarzen Anzug steckten jahrelang trainierte Muskeln. Fest und kompakt.
    »He«, rief er überrascht und schüttelte mich ab, dass ich schmerzhaft mit dem Steißbein auf den Beton knallte. Er starrte zu mir herunter, während immer noch das ferne Gehupe durch die Nacht pulsierte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis er mich erkannte.
    »Der Journalist von der Baustelle«, rief er, machte einen Schritt nach vorn und stellte den Fuß so schwer auf mein Bein, dass ich wie festgenagelt

Weitere Kostenlose Bücher