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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ließ den Wagen zurückrollen.
    »Los!«, schrie ich.
    Er zögerte einen Moment und drückte den ersten Gang ins Getriebe.
    Ich hatte so was immer nur im Fernsehen gesehen. Funktionierte es auch in Wirklichkeit? Wie viel PS hatte so ein Wagen? Hundertsechzig? Hundertsiebzig? Zweihundert? Würden sie reichen, um auf so kurze Distanz durch die Schranke zu brettern?
    Kotten gab brutal Gas, der Wagen ruckte nach vorn. Es knallte und knirschte hässlich. Der Stab war in Sekundenschnelle verschwunden. Im Rückspiegel sah ich Leute, die wahrscheinlich gerade die Nummer von Kottens Wagen notierten. Doch dann schossen wir aus dem Parkhaus hinaus. Kotten folgte der engen Straße. Schilder tauchten auf.
    »Wohin?«, fragte er.
    »Auf die Autobahn. Egal, welche Richtung.«
    »Die Polizei kriegt uns doch.«
    »Sie kriegt vor allem dich. Wenn du nicht etwas Feuer unterm Hintern machst.«
    Kotten raste auf die nächtliche Autobahn. Es herrschte wenig Verkehr. Die Ausschilderung zur Düsseldorfer Messe näherte sich. Ich hielt immer noch die Pistole in Richtung Fahrersitz. Mit der linken Hand griff ich ins Lenkrad. Der Wagen schlingerte bedenklich, doch dann ließ ich wieder los und Kotten fing die Bewegung ab.
    »He, was soll das?«
    »Hier fahren wir wieder raus.«
    Wir kurvten in die Ausfahrt.
    »Hier einbiegen«, befahl ich.
    Es war die Einfahrt zum Messeparkplatz. Straßenlampen beleuchteten die Szenerie.
    »Anhalten. Lass den Motor an.«
    Kotten bremste. Der Wagen rollte aus und brummte im Leerlauf.
    »Und jetzt?« Angst keimte in seiner Stimme auf.
    Er glaubt, ich will ihn umlegen, dachte ich.
    »Ich zähle jetzt bis drei, und bis dahin sagst du mir, was auf der Baustelle los ist.«
    Er schluckte hörbar.
    »Schau dir noch mal genau an, was du vor dir siehst«, sagte ich. »Ein schöner einsamer Parkplatz.«
    »Ich kann doch nichts dafür.« Ängstliches Jammern. Er stand kurz vor dem Heulen.
    »Eins.«
    »Ich habe damit nichts zu tun!«
    »Zwei. Womit hast du nichts zu tun? Sprich dich aus.«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Das glaube ich aber schon. Drei.«
    Was sollte ich tun? Einen Warnschuss abgeben? Dann würden wir noch mehr auffallen.
    Ich lud die Waffe durch. Ein unschönes Ratschen. Vielleicht brachte das Geräusch Kotten dazu, vernünftig zu sein.
    »Da war etwas«, gab er endlich bekannt.
    »Dreieinhalb. Du machst es wirklich spannend.«
    »Ich saß auf dem Bagger.«
    »Und weiter?«
    Es war kein Schweiß, was im fahlen Licht auf seinem Gesicht glänzte. Es waren Tränen.
    »Knochen. Von Menschen.«
    »Was heißt das? Bitte sprich in ganzen Sätzen.«
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hab sofort Herrn Schroffbach informiert. Der kennt sich mit so was aus.«
    »Wer ist Schroffbach?«
    »Der Mann von Alexandra Schroffbach. Er wickelt den Hotelbau ab.«
    »Wieso kennt er sich mit Leichen aus?«
    Kotten wischte sich über das Gesicht.
    »Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Ich hatte Angst. Wir können keine Polizei auf dem Bau gebrauchen. Wir müssen den Termin einhalten. Herr Schroffbach hat einen Blick auf die Knochen geworfen. Ich sollte sie wegbringen. Und ich sollte zu keinem was sagen.«
    »Und da fahren Sie in Urlaub?«
    »Schroffbach hat darauf bestanden, dass ich wegfahre. Er hat mir sogar Geld gegeben.«
    Das machte Sinn. So war der einzige Zeuge aus der Schusslinie.
    »Ist Schroffbach der Typ in dem schwarzen Wagen, den ich heute mit Ihnen auf der Baustelle gesehen habe?«
    Kotten nickte und wischte über seine Augen.
    »Was hast du mit den Knochen gemacht?«
    »Herr Schroffbach wollte, dass ich sie wegbringe. In unser Lager. Jetzt habe ich diesen Mist am Hals. Wenn die einer findet, bin ich dran.«
    Bei mir fiel ein weiterer Groschen. Es war offenbar Schroffbachs Art, anderen die Dinge in die Schuhe zu schieben. Mir die Morde. Kotten den Fund und die Unterschlagung des Toten. Und Juttas Entführung? Wem würde er die anhängen?
    »Vielleicht ist das ja auch ein Mordopfer, das wir da gefunden haben«, fuhr Kotten fort. »Oder ein altes Grab. Jedenfalls wird es eine Menge Verzögerung geben, wenn die Behörden das erfahren. Schroffbach hat gesagt, er regelt alles, während ich weg bin.«
    Eine Weile war nur das Schnurren des Motors im Leerlauf zu hören.
    Schroffbach hat Jutta entführt, dachte ich. Er hat Kotten weggeschickt. Wo hat er sie versteckt? Bei jemandem, der über solche Verstecke verfügt. Und das war Kotten.
    »Wo ist das Lager?«, fragte ich.
    »In Wuppertal. In der

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