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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zurück, und wünschte, das Telefon würde läuten.
    »Taktische Einheiten stehen bereit, Charlie. Ein Hubschrauberist da, wenn wir ihn brauchen. Zwei Fahrzeuge mit bewaffneten Beamten sind unterwegs, eins aus Nottingham, eins aus Leeds.«
    Resnick war in Gedanken mehrere Jahre zurückgewandert, in ein ganz gewöhnliches Wohnzimmer in einem ganz gewöhnlichen Haus, nur dass Lynn Kellogg dort soeben ihre erste Leiche gefunden hatte, eine Frau, deren Haar von Blut durchzogen war wie von dunklen Bändern. »Wie fühlen Sie sich?«, hatte Resnick gefragt, und Lynn war beinahe zusammengebrochen. Er hatte sie gehalten, ihren Kopf an seiner Brust.
    »Charlie?«
    Ehe er antworten konnte, läutete das Telefon und er grapschte nach dem Hörer. Während er zuhörte, zeichnete er mit dem Zeigefinger Linien auf die Karte vor sich. »Sind Sie ganz sicher?«, fragte er. »Kein Zweifel?«
    »Nein«, sagte Sharon Garnett. »Nicht der geringste.«
    Resnick zog zwei der verbliebenen Pinnwandnadeln aus der Karte und legte sie weg. Jetzt war nur noch eine übrig. »Wir haben ihn«, sagte er zu Skelton, und seine Stimme klang ungewöhnlich ruhig.
    »Dann nichts wie los«, versetzte Skelton.
     
    Michelle war dabei, Natalies Essen zu richten, als Josie zur Tür hereinstürzte, völlig außer Atem, weil sie den ganzen Weg auf ihren hohen Absätzen gerannt war.
    »Die Bullen, sie haben Brian mitgenommen. Gary ist abgehauen.«
    Michelle starrte sie offenen Mundes an. »Was hat Gary   … Brian   … ich versteh nicht.«
    »Mensch, Michelle, wo bist du die ganze Zeit gewesen? Brian hat schon seit vor Weihnachten gedealt. Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Aber Gary würde nie im Leben   …«
    »Ach, Gary. Du kennst doch deinen Gary. Der will doch immer gern der große Macker sein. Er hat einfach mitgemacht. Wie auch immer, ich muss unbedingt zu Brians Anwalt. Kann ich die Kinder solange bei dir lassen?«
    Michelle nickte, die Arme fest über der Brust verschränkt. »Josie, was soll ich denn jetzt tun?«
    »Bete, dass sie Gary schnappen, bevor er wieder hier aufkreuzt. Wenn er einmal im Knast ist, tausch die Schlösser aus oder, noch besser, zieh um. Gary ist ein Loser und das wird er auch bleiben. Ohne ihn bist du auf jeden Fall besser dran.«
     
    Michael saß am anderen Ende des Wohnwagens und blätterte in einem Katalog, gelegentlich machte er sich am Rand einen Vermerk oder notierte auf einem Blatt Papier einen Preis. Bisweilen spitzte er die Lippen und pfiff leise. »Die hier«, bemerkte er dann und wann, »die werden ganz besonders aussehen, pass nur auf.«
    Irgendwo in seinem Kopf, dachte Lynn, hatte Michael die Vorstellung, er und sie lebten glücklich und zufrieden auf diesem kleinen Stück Land zusammen. Das perfekte Paar.
    »Was ist mit deinem Vater?«, fragte Michael einmal, plötzlich aufblickend. »Vielleicht könntest du ihn irgendwie anrufen und hören, wie es ihm geht. Das wäre doch eine Beruhigung.« Aber das war vor fast einer halben Stunde gewesen und seitdem hatte er nichts mehr davon gesagt. Lynn fragte sich, ob Skelton eine Nachrichtensperre gefordert hatte oder ob ihre Mutter, während sie in der Küche herumwerkelte, plötzlich durch die Erwähnung ihres Namens zu Tode erschreckt worden war. Bei dem Gedanken schossen ihr Tränen in die Augen, und zum ersten Mal war sie nahe daran aufzugeben.
    »Wie war das mit Nancy?«, fragte sie, nur um etwas zu sagen, nur weil sie unbedingt reden musste. »Haben Sie sie auch gekannt? Vorher schon?«
    Michael, der ganz mit Saatgut, Stecklingen und Kosten-Nutzen-Rechnungen beschäftigt war, schien überrascht. »Ach, das war gar nichts«, sagte er schließlich. »Hat sich nur so ergeben. Ganz anders als mit uns.«
     
    Die Hauptgebäude waren mehrere hundert Meter von dem Wohnwagen und der baufälligen Wellblechhütte daneben entfernt. »Ich schaff das alles allein nicht mehr«, erklärte der Bauer, »seit ich ständig mit meinem Bein zu tun habe. Als er letztes Jahr ankam und fragte, ob er die Parzelle pachten könnte, war das für mich ein echter Segen.«
    Resnick nickte und ging weiter in den hinteren Teil des Hauses. Sharon Garnett reichte ihm den Feldstecher, schon auf den cremefarbenen Wohnwagen gerichtet, der auf Klötzen in der Ecke des abgelegenen Feldes stand.
    Auf drei Seiten waren Scharfschützen postiert, der nächste keine hundert Meter entfernt flach auf dem Bauch, die Ellbogen in die aufgeworfene Erde gedrückt. Ein paar Augenblicke zuvor hatte er im

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