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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die am Weihnachtsabend in dem Hotel waren, aus dem Nancy Phelan verschwunden ist, haben wir doch alle?«
    »Ja, auf dem Computer.«
    »Gut. Prüfen Sie sie nach. Ich möchte wetten, dass Michael Best unter den Gästen war.«
     
    Resnick nahm eines der Plakate mit dem Phantombild zur Hand, die zur Verteilung bereitlagen. Keine schlagende Ähnlichkeit, vielleicht war es ihm deshalb nicht gleich aufgefallen, aber jetzt war er überzeugt, dass er richtig lag.
»Dann vielleicht später. Dann darf ich Sie vielleicht später zu einem Drink einladen.«
Ein dunkelhaariger Mann im Abendanzug, der Lynn anstarrte.
    »Sir. Schauen Sie sich das an.«
    Die Firma Schotness Büromaterial war eines von zwei kleinen Unternehmen, die ihre Weihnachtsfeier gemeinsam im dritten Stock des Hotels abgehalten hatten, und auf ihrer Gästeliste stand Mr Michael Best.
    Resnick wollte gerade zum nächsten Telefon greifen, als dieses zu läuten begann. Sharon Garnett meldete sich aus King’s Lynn. »Ich habe gerade ein Päckchen erhalten, das ich an Sie persönlich weiterleiten soll. Es ist eine Kassette.«

52
    Als Lynn erwachte, hörte sie dicht neben sich Michael onanieren. Ohne den Kopf zu bewegen, konnte sie die Umrisseseines Körpers erkennen, der in der fast vollständigen Dunkelheit vorwärts und rückwärts schaukelte. Sie schloss die Augen wieder, gezwungen, zuzuhören, wie erseinem Höhepunkt entgegenkeuchte und mit einem letzten zitternden Aufstöhnen kam.
    Sie wartete mit angehaltenem Atem. Sie hatte ihn mit ihren Klagen über die Kälte schließlich doch dazu bewegen können, ihr ihre Jeans zurückzugeben. Er hatte die Kette, an der die Handschellen festgemacht waren, für die Nacht ein wenig gelockert, so dass sie wenigstens die Arme an ihren Rücken heranziehen konnte. Trotzdem war sie wie gerädert. Die Seite, auf der sie die meiste Zeit gelegen hatte, war taub.
    Sie hörte Michael atmen und merkte, dass er zu ihr hinunterschaute, um zu sehen, ob sie wach war. Voller Anspannung, als er ihre Wange berührte, schaffte sie es, keine Reaktion zu zeigen. Mehrere Minuten lang stand er da, über sie gebeugt, und streichelte ihr Gesicht. Als sie schon glaubte, es nicht länger ertragen zu können, ging er zum Glück.
    Die Wohnwagentür fiel zu, sie hörte, wie er absperrte. Nichts konnte sie jetzt tun als warten. Immer weiter warten. Jeder Versuch am Abend zuvor, Michael in ein Gespräch zu verwickeln, war fehlgeschlagen, hatte nichts weiter gebracht als ab und zu ein leicht zu deutendes Lächeln – glaubst du im Ernst, dass ich darauf hereinfalle? Glaubst du, ich weiß nicht, was du da tust?
    Lynn wusste, dass sie nach ihr suchten, Resnick und die anderen – Kollegen, denen sie nie begegnet war und nie begegnen würde   –, dass sie alle Mittel einsetzten, um sie aufzuspüren, jedem Hinweis folgten. Aber was hatten sie schon? Welche Hinweise? Sie war am vergangenen Abend so kurz davor gewesen, Resnick Michaels Namen zu nennen. Stattdessen aber hatte sie das Telefongespräch abgebrochen. Den Augenblick hinausgeschoben. Warum? Sie würde es vielleicht nie in ihrem Leben erfahren. Und dieses Leben würde vielleicht nur noch von kurzer Dauer sein.Es dauerte keine Stunde und Resnick war in King’s Lynn, begleitet von mehreren Mannschaftswagen. Sharon Garnetts Sergeant begrüßte ihn mit kräftigem Händedruck. »Wir werden tun, was wir können, um Ihnen zu helfen, dieses Schwein zu schnappen«, sagte er leise. Sie setzten sich in einen niedrigen Raum mit Blick über nasse Pflasterstraßen. Ganz in der Nähe läutete durchdringend eine Kirchenglocke. »Wenn sie dieses Scheißding nur endlich mal abstellen würden«, bemerkte der Sergeant. Sharon sah Resnick an und wartete auf ein Zeichen, das Band abzuspielen.
    Obwohl er wusste, was ihn erwartete, fuhr er zusammen, als er Lynns Stimme hörte, und bekam die ersten Worte nicht mit.
     
    … kann ich sagen, dass es mir gut geht. Ich meine, ich bekomme zu essen und zu trinken und bis jetzt ist nichts Schlimmes passiert. Ich werde versorgt. Ich leide keine Schmerzen. Der Grund   …
Sie stockte.
… der Grund, warum ich hier bin, ist   …
Wieder stockte sie. Die Pause war diesmal länger. Das Mikrofon schien bewegt zu werden, es knackte und knisterte.   …
der Grund –
Die Stimme des Mannes fuhr dazwischen, dem Zorn nahe.
Sie ist hier, weil sie gedacht hat, sie könnte mich reinlegen, so einfach ist das. Mich austricksen. Und mich benutzen, ja , das auch. Mich manipulieren. Und sie

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