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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der zweite Besuch innerhalb kurzer Zeit war. »Aber das hab ich doch alles erklärt«, sagte Michelle, »als der Sozialarbeiter mich mit ihm hierhergeschickt hat. Er hatte einen Unfall, er war gegen eine Tür gerannt.« Und diesmal, dachte die Krankenschwester, hat er rein zufällig ein Messer zur Hand genommen, das jemand herumliegen ließ.
    Der Name des Sozialarbeiters stand auf der Karte, Wrigglesworth. Die Schwester nahm sich vor, in ihrem nächsten freien Moment bei seiner Dienststelle anzurufen. Dass die zuständige Polizeidienststelle informiert werden würde, verstand sich von selbst.
    BERGSTEIGER IN DEN TOD GESTÜRZT, stand auf dem Anschlag vor dem Laden an der Ecke.
    »Wie wär’s mit Fischstäbchen, Karl? Hast du Lust auf Fischstäbchen?«
    »Fischschäbschen.« Karl hüpfte strahlend auf und nieder, hatte die Hand vergessen. »Au ja.«
    Als sie die Haustür aufsperrte und nach Gary rief, war sie froh, keine Antwort zu bekommen.
     
    »Also, was glauben Sie?«, fragte Lynn.
    Er hatte ihr aufgewärmte Tomatensuppe aus der Dose und ein zusammengeklapptes Butterbrot gebracht und eine ihrer Hände befreit, damit sie essen konnte. Auf einem der windigen Stühle sitzend, redete er ganz locker drauflos, aßselbst nichts bis auf den Rest einer Tafel Schokolade und beobachtete sie unablässig. Besorgt.
    »Schmeckt’s? Die Suppe, meine ich. Die Auswahl im Dorf ist eher bescheiden, außerdem bin ich mir nie sicher, welche Marke die beste ist. Heinz, glaube ich, das sagen jedenfalls alle. Ich kaufe gern diese schottische, aber die haben sie nie da. Das Brot war das letzte, was noch da war. Morgen muss ich früher losgehen.«
    »Michael, warum antworten Sie mir nicht?«
    »Was denn?«, fragte er. »Tut mir leid, was hast du gesagt?«
    »Ich habe gefragt, was Ihrer Meinung nach passieren wird?«
    Er schien darüber nachzudenken. »Ach, ich denke, wir bleiben eine Weile hier. Es ist ja ganz gemütlich jetzt, wo ich dieses Gerät hier habe, findest du nicht? Das macht angenehm warm.«
    »Michael   …«
    »Aber heute Nachmittag – na ja, morgen würde wahrscheinlich auch noch reichen – muss ich sehen, ob ich irgendwo einen Rotovator mieten kann. Die Erde da draußen – umgraben mit der Hand tut’s da nicht.«
    »Michael, Sie hören nicht zu.«
    Er zwinkerte. »Nein? Ich dachte   …«
    »Ich spreche von mir.«
    »Was ist mit dir?«
    »Was glauben Sie, wird aus mir? Aus dieser – ganzen Situation?«
    Er sah sie lange an, bevor er antwortete. »Na, wir kommen doch gar nicht so schlecht miteinander aus, oder?«
     
    Vor fünf Jahren hatte Michael Stuart Best auf einem Antrag zur Eröffnung eines Kontos bei der Halifax Building Society als Geburtsort Dublin angegeben und als Bürgen seinen Vater genannt, Matthew John Best, mit einer Adressein Deutschland, Angehöriger der Britischen Armee im Auslandseinsatz. Als er vor zwei Jahren einen Existenzgründungskredit beantragt hatte, hatte er erklärt, er sei in Greater Manchester geboren und sein Vater verstorben.
    »Er hat es nur ein einziges Mal erwähnt«, hatte der Verkaufsleiter der Firma Schotness Graham Millington an diesem Morgen berichtet. »Den Unfall, meine ich, durch den seine Eltern ums Leben gekommen sind. Alle beide. Er hatte Glück, dass er selbst überlebt hatte, er war nämlich hinten angeschnallt. Sie wollten Verwandte irgendwo in Richtung Norfolk besuchen. Schreckliche Geschichte. Über so was kommt man nie hinweg. Aber er war ein guter Verkäufer, das muss man sagen. Wenn er in Fahrt war, hätte er einem noch den Dreck unterm Fingernagel andrehen können.«
    Ein ruhiger Mensch, lautete das allgemeine Urteil der Nachbarn in Ruddington, wo Divine und Naylor von Tür zu Tür gingen. Sehr zurückhaltend, aber umgänglich, nicht hochnäsig. Und immer hatte er am Wochenende Blumen gekauft, um sie sonntags seiner Mutter ins Pflegeheim zu bringen. Richtig nett.
    Man hatte ihnen im Revier einen Raum zur Verfügung gestellt. Inzwischen war auch Skelton da, wieder ein wenig aufgekratzter. »Sie hat recht gehabt«, war so ziemlich das Erste, was er zu Resnick sagte, als er eintraf. »Helen, meine ich. Mit ihrer Vermutung, dass eine Verbindung zum Fall Susan Rogel besteht.«
    Resnick war Helen scheißegal. Der Mensch, der ihm wichtig war, befand sich in der Gewalt eines Mannes, der bereits eine Frau, wahrscheinlich sogar zwei Frauen, getötet hatte.
    Sie engten die Räume stetig ein, und Resnick ging unablässig hin und her, vom Schreibtisch zur Wand und wieder

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