Nebel ueber Oxford
in Oxford getroffen?«
»Ein- oder zweimal. Und es war wirklich nichts zwischen uns – Ehrenwort.«
Beide schwiegen für eine Weile.
»Haben wir etwa die Nachrichten verpasst?«, fragte Jon schließlich und schaltete den Fernseher ein.
»Für die Regionalnachrichten reicht es noch.«
Kate wollte gerade das Zimmer verlassen, als wirres Gebrüll aus dem Fernseher drang. Sie blieb stehen und drehte sich um.
»Wieder einmal eine Tierschützer-Demo in Oxford.« Jon griff nach der Fernbedienung, um das Programm zu wechseln.
»Nein, warte! Ich möchte das sehen!«
»Das war fast vor unserer Haustür. St Giles, wenn ich nicht irre.«
Ein Meer von Spruchbändern und Plakaten wogte Aufmerksamkeit heischend vor der Kamera. Unter den Teilnehmern der Demonstration entdeckte Kate eine zerzauste Mittvierzigerin, die sich mit einem selbst gemachten Plakat durch die Menge drängte.
Denkt an Jenny – sprachlos, hilflos, sterbend, stand in großen Lettern auf dem Karton.
»Das ist Emma!«, rief Kate. »Sieh einmal, Jon! Das ist Emma!«
»Was macht sie denn da? Und wer um alles in der Welt ist Jenny?«
»Jenny ist ihre Freundin. Und ich glaube, dass Emma im Gegensatz zu den anderen für Tierversuche demonstriert . Sie sind die einzige Hoffnung, eines Tages ein Medikament gegen Jennys Krankheit zu finden – obwohl es für Jenny selbst vermutlich zu spät kommen wird.«
Die Kameras zoomten auf Emmas Gesicht. Emma kämpfte sich einen Weg durch die Demonstranten. Man hielt ihr ein Mikrofon vor den Mund.
»Mistkerle!«, schrie sie. »Warum bleibt ihr nicht daheim?«
Sie schwenkte ihr Plakat so zornig herum, dass mehrere Demonstranten nervös auswichen. Irgendwann stand sie dem Anführer der Tierversuchsgegner Auge in Auge gegenüber, hob ihr Plakat hoch und ließ es unsanft auf seinen Kopf krachen. Dann verschwanden Emma und der Anführer vom Bildschirm. Im Hintergrund hörte man aufgeregte Rufe. Die Kameras fuhren zurück, als die Polizei sich bereit machte, das Handgemenge aufzulösen.
»Meinst du, dass mit ihr alles in Ordnung ist?«, fragte Kate.
»Ich könnte mir vorstellen, dass man sie festgenommen hat.«
»Du liebe Zeit! Ich denke, ich sollte es Sam mailen.«
»Es gibt nichts, was man tun könnte. Du solltest ihn nicht unnötig beunruhigen.«
»Und wer passt auf die Kinder auf? Meinst du, ich sollte anrufen und meine Hilfe anbieten?«
»Das alles ist doch schon vor Stunden passiert. Ihr Mann wird Emma längst aus dem Gefängnis geholt haben.«
»Ist noch etwas von dem Whisky da?«
»Genug für zwei Gläser. Bleib hier, ich hole die Flasche und die Tumbler.«
Als sie gemütlich bei ihrem Drink saßen, sagte Jon leise: »Ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns ein Haus kaufen und sesshaft werden.«
»Sesshaft werden?«
»Haus, Garten, Hund.«
»Und Kinder?«, fragte Kate.
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