Nebel ueber Oxford
nahm.«
»Ich kann es noch immer nicht glauben«, sagte Jon. »Sie reden über eine hochintelligente Frau. Wie Sie bereits sagten, hat sie ihre Hausaufgabe ordentlich erledigt, ehe sie nach Oxford kam. Sie würde sich doch vergewissert haben, dass es sich um die richtige Person handelte, ehe sie etwas … so Endgültiges unternahm.«
»Mir fällt auf, dass Sie die Dame nicht für unfähig halten, einen Mord zu begehen«, stellte Blake fest.
»Ich will mich nicht streiten, aber für mich ist die Idee einfach nur abwegig.«
»Wenn Susie den Ordner ordentlich durchgelesen hat – wovon ich ausgehe –, wusste sie, dass wir vor einem bahnbrechenden Durchbruch stehen. Ich weiß, das hört sich an wie eine Schlagzeile in der Presse, aber so müssen wir nun einmal mit unseren Ergebnissen umgehen. Um unsere Forschung durchzuführen, brauchen wir Geld. Um aber an Geld zu kommen, muss es so aussehen, als ob unsere Investoren einen goldenen Riecher hätten. Und dafür müssen wir glaubhafte Ergebnisse produzieren.«
»Aber was hat das alles mit Kerri zu tun?«, fragte Kate.
»Die Demonstranten und Extremisten haben uns eine Menge unwillkommener Aufmerksamkeit beschert. Der Sprengstoffanschlag hielt uns mehrere Tage auf. Außerdem war er ein empfindlicher Angriff auf die Arbeitsmoral. Und dann gab es noch diese persönlichen Angriffe. Wer lebt schon gern so? Wenn sie es geschafft hätten, dass einige unserer Leute ernsthaft nervös geworden wären, hätte das unsere Arbeit unterminieren können. Und warum richteten sie ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf uns und nicht auf andere Labors? Weil wir, wie Susie herausgefunden hatte, Kerri beschäftigten. Die Angriffe begannen, kurz nachdem sie uns zugeteilt worden war.«
»Wann kam Conor ins Team?«, wollte Kate wissen.
»Gute Frage. Er kam einige Monate vor Kerri zu uns. Er war der Maulwurf der Tierversuchsgegner, wie Sie ja beide längst wissen. Ich nehme an, er hat sich eine Zeit lang zurückgehalten, bis neue Leute ins Team kamen. Es wäre einfach zu offensichtlich gewesen, wenn seine Freunde uns gleich nach seiner Einstellung angegriffen hätten.«
»Ich habe ihn eigentlich nicht als Fanatiker eingeschätzt«, sagte Kate. »Dazu ist er viel zu träge. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er ernsthaft glaubt, dass Tiere auch Rechte haben.«
»Möglicherweise hat er einfach einen starken Hang zur Anarchie. Er hat es getan, weil es ihm Spaß machte. Vielleicht wollte er nur seinem langweiligen Leben für einen Moment entfliehen.«
»Aber warum war Susie sich so sicher, dass es Kerri und nicht Conor war?«
»Weil Kerri mit Conor befreundet war. Sie hat sich seine Parolen zu Herzen genommen, weil sie sie im Prinzip für richtig hielt. Mit Sicherheit hätte sie keine Gewalt gutgeheißen. Als sie aber mit Susie sprach, hat sie vermutlich alle Argumente der Tierversuchsgegner brav nachgeplappert.«
»Trotzdem kann ich noch immer nicht verstehen, warum Susie ausgerechnet Kerri umbringen sollte«, wandte Jon ein. »Nie im Leben würde sie jemanden töten. Eine ganz schreckliche Vorstellung!«
»Und wenn es Gary war?«, gab Blake zu bedenken. »Möglicherweise hat Susie ihm erzählt, was sie herausgefunden hatte; daraufhin wurde er wütend und hat sich in den Jeep gesetzt.«
»Ich hatte immer den Eindruck, dass Susie in dieser Beziehung die treibende Kraft ist«, erwiderte Kate.
»Es ist ziemlich schwierig, sich vorzustellen, dass Gary nicht wusste, was los war«, meinte Blake. »Falls Susie den Wagen gefahren hat, muss Gary zu Hause beim Kind gewesen sein.«
»Vielleicht hat sie Gary erzählt, sie müsse zu ihrem Töpferkurs«, bemerkte Kate.
»Um Mitternacht? Bei Sturm und strömendem Regen? Was meinst du, Jon? Susie oder Gary?«
»Ich kann mir bei beiden nicht vorstellen, dass sie so etwas Grausames getan haben könnten«, sagte Jon. Doch er klang weniger überzeugt als zuvor.
»Susie wollte immer nur das Beste für sich und ihre Familie«, sinnierte Kate. »Erinnerst du dich an das Anwesen in Frankreich, von dem die beiden uns erzählt haben? Dann ist da noch Freddies Musikunterricht, und ich glaube kaum, dass sie den Kleinen in einem staatlichen Kindergarten betreuen lassen. Das Gleiche gilt für die Grundschule. Jede Wette, dass für den kleinen Freddie Browne das Beste gerade gut genug ist. Eaton und Oxford. Die Brownes sind altmodisch genug, um an solche Elite-Unis zu glauben. Doch eine solche Erziehung kostet Geld. Viel Geld.«
»Aber sie sind
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