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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Scheinwerferlicht Kräne die Ladung von kleineren Frachtschiffen löschten.
Durch den Regenschleier hoben sich gegen die Lichtkuppel Rendsburgs, die sich
schwach vor dem dunklen Himmel abzeichnete, die hohen Silos der Getreide AG ab.
    Er sah nicht nach
oben. Wenn der Wind die Geräusche nicht davontrieb, konnte man manchmal das
Rumpeln der Züge hören, die vierzig Meter höher auf dem metallenen Viadukt den
Kanal überquerten.
    Die
Uferbeleuchtung des Kanals deutete die Konturen des Schifffahrtsweges an, der,
heute kaum wahrnehmbar, nach etwa zwei Kilometern einen sanften Bogen nach
links machte, um nach weiteren sechzig Kilometern an den Schleusen in
Brunsbüttel in die Elbe zu münden.
    Tsakalidis warf
einen Blick in Richtung des südlichen Ufers. Unwillkürlich blieb er bei einer
Welle haften, die die Fähre hinter sich herzog. Es sah aus wie ein Schiff, das
das Wasser teilte. Zunächst schenkte er dem Phänomen keine Aufmerksamkeit, bis
sein Auge erneut darauf fiel. Das konnte nicht sein. Die Schwebefähre war kein
Wasserfahrzeug und konnte auf der Kanaloberfläche keine Bewegung erzeugen.
Neugierig machte er ein paar Schritte bis zur hinteren Schranke und blinzelte
ins Wasser. Tatsächlich. Die Fähre zog ein Seil hinter sich her. Er folgte dem
Tau bis ans Ende.
    Es war, als hätte
ihn der Schlag getroffen. Trotz der fast alles verschlingenden Dunkelheit waren
die Konturen eines Menschen ersichtlich. Tsakalidis rieb sich die Augen. Nein!
Das Bild verschwand nicht. Die Schwebefähre zog einen Körper hinter sich her,
der mit einem Seil an dem Fahrzeug befestigt war.
    In diesem Moment
verringerte sich unmerklich das Tempo der Fähre, und kurz darauf stieß sie mit
einem leichten Ruck ans Ufer. Automatisch hakte sich der Haken des
Schwebepontons an der Halterung an Land ein und verriegelte sich.
    Das gelbe
Blinklicht ging an, die Schranke wurde geöffnet, und die Ampel sprang von Rot
auf Grün und gab die Ausfahrt frei.
    Noch einmal beugte
sich Tsakalidis über den rot-weißen Balken auf der Wasserseite. Jetzt war
nichts mehr zu sehen.
    Er zitterte vor
Aufregung. Es waren nicht das unwirtliche Wetter, Wind und Regen, die ihn
frösteln ließen. Er versuchte, dem Maschinisten, der hoch oben über Deck in
seinem achteckigen Fahrstand saß, ein Zeichen zu geben. Aber der Mann sah ihn
nicht, sondern konzentrierte sich auf die Entladung.
    Tsakalidis
überquerte das Deck und stieg beherzt die steile Leiter zur Brücke empor. Mit
beiden Händen klammerte er sich am Geländer fest und achtete darauf, dass er
auf den regennassen Sprossen nicht abrutschte. Endlich hatte er das kleine
Brückendeck erreicht und klopfte an die Tür. Der Schwebefährenführer zuckte
zusammen und erschrak. Fast böse kam er zur Tür und öffnete sie.
    »Das Betreten ist
streng verboten –«, begann er, wurde aber von Tsakalidis mit einer Handbewegung
unterbrochen.
    »Da hängt einer am
Seil hinter der Fähre«, stammelte der Grieche.
    »Wo?«, fragte der
Mann von der Besatzung und schob gleich hinterher: »Das kann nicht sein.«
    »Doch, ich bin mir
ziemlich sicher.«
    »Ganz bestimmt?«,
fragte der Maschinist.
    Tsakalidis nickte
heftig. »Ich bin mir ziemlich sicher. So sehr kann ich mich nicht täuschen.«
    Der Mann von der
Fähre griff sich seine wetterfeste Jacke, schnappte sich eine Taschenlampe und
folgte Tsakalidis auf das Brückendeck.
    »Rückwärts
runter«, rief er Tsakalidis zu, der unsicher an der steilen Leiter stand, sich
krampfhaft an die Holme klammerte und vorsichtig die glitschigen Stufen
hinabtastete. Er folgte dem Fährmann, der über den Anleger zu dem kleinen
Wartehäuschen ging, daneben eine Sperrkette aushakte, sich unter einem Geländer
durchzwängte und über die feuchte Wiese zur Fähre stapfte, die hier mit ihrer
vollen Länge von vierzehn Metern über Land schwebte. Mit der Taschenlampe
leuchtete der Mann die Fähre, die Träger und die Halterungen für die acht
leuchtend roten Rettungsinseln ab, die auf der Unterseite des Schwebepontons
angebracht waren.
    »Da ist nichts«,
sagte der Fährmann. Deutlich war der Ärger aus seiner Stimme zu hören.
    »Doch«, behauptete
Tsakalidis. »Hinten.«
    Der Mann von der
Fähre ging an seinem Gefährt entlang und lenkte den Strahl der Taschenlampe auf
die hintere Halterung der Rettungsinseln. Der Lichtkegel fing ein Tau ein, das
dort verknotet war. Langsam ließ er den Strahl an dem Nylonseil entlangwandern,
das über den Uferrand verschwand. Vorsichtig näherten sich die

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