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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Brett, so nahm er sich
vor, würde er heute nach Dienstschluss befestigen.
    Es war kurz vor
fünf Uhr früh, als er sich aufs Fahrrad schwang und die menschenleere
Fährstraße entlangradelte. Wütend zerrte der Wind an seiner Kleidung, der Regen
peitschte ihm ins Gesicht. Nur mühsam kam er voran. Wie gut, dachte Tsakalidis,
dass er den Plastikumhang angelegt hatte. Sonst wäre er völlig durchnässt an
seinem Arbeitsplatz angekommen.
    Seit
sechsundzwanzig Jahren war Georgios Tsakalidis als Busfahrer beim Stützpunkt
Rendsburg der Autokraft tätig. Im Sommer, wenn es schon hell war um diese Zeit,
machte es ihm Freude, in aller Herrgottsfrühe mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.
Aber an Tagen wie heute war es kein Vergnügen, ebenso wenig im regnerischen
November oder während der Wintermonate, wenn Schnee und Eis auf den Straßen
lagen. Dann waren an ihn, den Busfahrer, nicht nur im Beruf besondere
Anforderungen gestellt, auch der Weg zur Arbeit erwies sich als beschwerlich.
    Tsakalidis musste
stets lachen, wenn er im Winter die Aufforderung im Radio vernahm,
witterungsbedingt das eigene Fahrzeug stehen zu lassen und auf Bus und Bahn
auszuweichen. Und wer brachte das Personal des Nahverkehrs zum Arbeitsplatz?
    Eine Windbö
erfasste ihn, und er strauchelte fast, konnte sich aber noch fangen und
strampelte mit zusammengepressten Lippen weiter. Hoffentlich flaute der Wind
etwas ab, bevor Aliki den gleichen Weg zurücklegen musste, um zum
Helene-Lange-Gymnasium zu gelangen, das ebenso wie das Busdepot, das in der
Aalborgstraße angesiedelt war, auf der anderen Seite des Nord-Ostsee-Kanals
lag.
    Es lebte sich gut
in Osterrönfeld. Der aufstrebende Ort lag am südlichen Ufer des Kanals und war
durch eine Schwebefähre mit der regionalen Metropole Rendsburg verbunden.
    Rendsburg war
nicht nur als bedeutender Werft- und Handelsplatz bekannt, sondern genoss auch
wegen seines Wahrzeichens, der Eisenbahnhochbrücke, weit über die Landesgrenzen
hinaus Aufmerksamkeit. In einer Schleife schraubte sich die wichtige
Nord-Süd-Verbindung um den Stadtteil, der nach diesem technischen Meisterwerk
auch »Schleife« hieß, auf eine Höhe von zweiundvierzig Metern, um die
meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt zu überqueren. Unter dem
Mittelteil der Brücke hing die Schwebefähre an zwölf Seilen und überquerte an
dieser Stelle in etwa zwei Minuten den Kanal, und das seit gut einhundert
Jahren. Nur sieben Fähren dieser Art gab es auf der Welt, und eine war Teil von
Tsakalidis' Arbeitsweg. Da nur vier Pkws und etwa sechzig Passanten auf die
Fähre passten, hatte er es sich angewöhnt, unabhängig vom Wetter mit dem Rad zu
fahren und das Auto seiner Frau Daphne zu überlassen.
    Heute hatte
Tsakalidis keinen Blick für die Brücke. Manchmal sah man vom Ort aus die
Aufbauten der großen Schiffe, die über den Dächern Osterrönfelds zu schweben
schienen. Bei dieser Witterung konnte man allerdings nicht die Hand vor Augen
erkennen. Er bog um die Ecke und sah die hell erleuchtete Fähre, die Schranke,
die noch senkrecht stand, und das eine Fahrzeug, das sich zu dieser frühen
Stunde aufs Deck verirrt hatte.
    Zwei Radfahrer
hatten ihre Räder neben dem Pkw fast bis an die vordere Schranke geschoben,
zwei weitere Fahrgäste, die zu Fuß unterwegs waren, versuchten, hinter der
Plastikabdeckung notdürftig Schutz vor Regen und Wind zu finden.
    Er rollte auf die
Planken, zwischen deren schmalen Ritzen man auf das gurgelnde Wasser blicken
konnte, das etwa vier Meter unter dem Deck bei dieser Beleuchtung nur zu
erahnen war.
    Tsakalidis nickte
den anderen Fahrgästen zu. Man kannte sich von der gemeinsamen Benutzung der
Fähre. Oder man traf sich im Ort, grüßte, ohne dabei weitere Worte zu wechseln.
Die Wohnung der Familie nahe dem Lebensmittelmarkt war zudem prädestiniert
dafür, dass man zahlreichen Bewohnern des Ortes begegnete.
    Es ertönte das
Signal, das die Abfahrt der Fähre ankündigte und in das sich der etwas andere
Ton der Warnung mischte, mit dem das Herabsenken der Schranke auf Land
begleitet wurde.
    Mit einem leichten
Ruck setzte sich die Schwebefähre fast lautlos in Betrieb und überquerte den
Kanal, der mit etwa einhundert Metern Breite hier die engste Stelle seines
gesamten Verlaufs aufwies. Große Schiffe konnten sich hier nicht begegnen.
    Tsakalidis zog den
Kopf zwischen den Schulterblättern ein. Mit zusammengekniffenen Augen sah er
nach links, wo hell erleuchtet die Kais des Rendsburger Kreishafens lagen und
im

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