Nebelgrab (German Edition)
Schmuckstücke ins Heim gebracht. Dort sind sie hoffentlich noch immer.«
»Na, dann bekomme ich sie hoffentlich mal zu Gesicht«, brummte Adrian, der ein bisschen beleidigt schien.
Marie überhörte diese Forderung und erzählte weiter: »Dass dann Heckers Frau Karla dich, Adrian, beauftragt hat, darüber zu schreiben, hat mir Guido erst erzählt, als ich ihm das Tagebuch gebracht habe.«
»Wieso Heckers Frau?«, fragte Adrian verwirrt.
»Na ja, deine Chefin ist Frau Hecker!«
Adrian rieb wieder seine Stirn, bis sie rot wurde.
Ihm fiel keine Erwiderung darauf ein. Dass Karla mit Professor Hecker verheiratet war, wirbelte seine Gedanken durcheinander. Dann fragte er: »Und wer war der Kerl, der mich beziehungsweise uns töten wollte?«
»Das war Rainer Adler, der Sohn von Johannes, Cousin dritten Grades von Frau Meester, ein übler Schläger, der eine Vorstrafenliste hat, die von Düsseldorf bis Köln reicht«, antwortete Herr Michels.
»Dann wäre ja erst mal alles für Sie klar, oder?«, sagte Adrian. Er seufzte und lehnte sich erschöpft zurück.
»Nein, nicht alles. Wir haben zwar einen Mörder, jenen Rainer, aber er war es nicht, der den Professor umgebracht hat.«
»Nicht?« Adrian setzte sich ruckartig wieder auf.
»Nein, erstens hat er ein wasserdichtes Alibi für den Freitag, zweitens ist dieser Mord nicht seine Handschrift. Es war jemand anderes, jemand, der vermutlich das Erscheinen des Buches um jeden Preis verhindern will.«
»Sie meinen, den Adlers ging es nur ums Geld und nicht um ihr ramponiertes Image, wenn die Vergangenheit ans Licht gerät?«, fragte Marie.
Die Kommissare nickten. Herr Freund erläuterte: »Was in den 50ern geschehen ist, interessiert heute keinen mehr, zumindest nicht, was damals in Süchteln geschah. Dass die Adlers negative Schlagzeilen für eine verjährte Tat bekommen, fürchten sie nicht – in Düsseldorf würde das keine hohen Wellen schlagen. Also, wen haben wir übersehen? Wer profitiert vom Tod des Professors? Familie hat er keine, die Haushälterin ist harmlos und im Testament nur marginal bedacht.«
»Und Sie meinen, Elke Fabian spielt nur eine Nebenrolle in diesem Stück?«, erkundigte sich Marie vorsichtig.
»Sie diente Frau Meester nur als Hilfsperson, als Mittel zum Zweck. Sie hatte einen guten Draht zu den Alten – pardon, ich meine zu den Senioren – und sollte nur Türen öffnen. Sie gibt an, vom Tagebuch nur wenige Auszüge gelesen zu haben, weil es aus ihrem Büro verschwunden war.«
Marie nickte.
»Tja, bleibt immer noch einiges zu klären, darum sind wir hier«, sagte sein Kollege und sah auffordernd zu Adrian, als wüsste der die Lösung.
Es klopfte kräftig an die Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. Karla betrat den Raum.
»Adrian, Schatz, wie geht es dir?«
Karla rauschte ans Bett und nahm Adrian mütterlich in den Arm.
Die Beamten verfolgten die Szene und tauschten Blicke aus.
»Und Sie sind?«, wollte Herr Freund wissen und streckte Karla eine Hand entgegen.
»Das ist Karla Kolumna, meine Chefin«, feixte Adrian und verzog das Gesicht vor Schmerz, »ich meine, das ist Karla Schröder – sie ist die NRW, die NiederRheinWoche, und ich bin ihr Lakai. Oder sollte ich dich lieber mit Karla Hecker vorstellen?« Adrian warf Karla einen beleidigten Blick zu.
Karla lächelte und ihre Lippen leuchteten mit dem gleichfarbigen Haarband um die Wette, als sie allen die Hand gab.
»Schatz, du musst nicht alles wissen. Was wäre das Leben ohne Geheimnisse, nicht wahr?«
Sie lächelte in die Runde und suchte mit den Augen einen Stuhl. Kommissar Freund, ganz Galan, nahm Karla die Jacke ab und schob ihr einen Stuhl hin.
Karla reichte Adrian ein Diktiergerät mit den Worten: »Wir sind alle furchtbar gespannt auf deine Story. Und Frank ist richtig neidisch auf dich! Du schaffst es doch bis zum nächsten Redaktionsschluss?«
Die Kommissare entschuldigten sich kurz darauf mit einem mitleidigen Blick für Adrian und verließen den Raum.
Karla
Die Kommissare Freund und Michels drückten auf die Schelle mit der Betitelung »Redaktion NiederRheinWoche«. Der Türöffner summte und sie stiegen die Treppe hinauf.
»Hoffentlich ist sie hier«, murmelte Benno Freund.
»Das sagte ihr Mann doch. Die Frau ist ein Arbeitstier«, gab Michels zur Antwort.
Auf der Etage des Büros mussten sie noch einmal klingeln, und Karla öffnete persönlich die Tür.
»Was für eine nette Überraschung«, sagte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln und
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