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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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dem Zeigefinger auf die Schriftstücke. »Doch hier liegen die Beweise. Ihr werdet dem Thronrat einiges zu erklären haben, Binhipar.«
    »Einem thokischen Krämer bin ich keine Rechenschaft schuldig«, fluchte Binhipar. »Haltet Euer Maul - oder erhebt Anklage gegen mich und den Orden, wenn Ihr es wagt.«
    »Das werde ich«, versicherte Arkon, »o ja, das werde ich!«
    Scorutar schien der Verlauf der Sitzung nicht zu behagen. Rasch wandte er sich dem Kaiser zu. »Gibt es nichts Wichtigeres, als über Steuern und ihre Verwendung zu streiten? Dort draußen tobt ein blutiger Volksaufstand! Fürst Binhipars Vorschlag war gut gemeint und tapfer dazu; niemand in diesem Saal wusste einen besseren vorzubringen.«
    »Verschont mich mit Eurer Heuchelei«, rief der Kaiser angewidert. »Ich werde die Beweise prüfen, die Fürst Arkon vorbringt. Falls die Ritter der Klippen tatsächlich kaiserliche Gelder unterschlagen haben, werde ich für eine angemessene Bestrafung sorgen.« Er blickte Binhipar tapfer in die Augen. »Ich verspreche Euch eine gerechte Behandlung der Anklage.«
    »Auf Eure Gerechtigkeit kann ich verzichten«, stieß der Fürst von Palidon hervor. »Dieses Verfahren stellt eine Beleidigung für die Ritter dar, die dem Reich die Treue geschworen haben. Nun seht zu, wie Ihr Euch die Weißstirne ohne ihre Hilfe vom Hals schafft!«
    »Was ist mit dem Priester, der die Tumulte ausgelöst hat?«, warf Jundala Geneder mit bedächtiger Stimme ein. »Er ist es, nach dem die Weißstirne schreien. Ich hoffe, Ihr habt Euch seiner angenommen!« »Ich sehe, Ihr wollt Euren Gemahl an Schlauheit noch übertreffen«, höhnte Scorutar. »Selbstverständlich haben wir alles über den Priester in Erfahrung gebracht. Sein Name ist Nhordukael, ein Schoßhund des Hohepriesters Magro Fargh. Leider schweigt sich die Tathrilya darüber aus, wo sie den Jungen versteckt. Auch eine Erklärung für das angebliche Wunder ist sie uns schuldig geblieben. Es scheint, als ob Magro Fargh die Zügel in seiner Kirche schleifen lässt. Der Gute ist, wie wir uns selbst überzeugen konnten, ernsthaft krank. Er siecht in Arnos vor sich hin, während sein Nachfolger Bars Balicor die Amtsübernahme vorbereitet.«
    »Warum kommt Magro Fargh nicht meinem Befehl nach und liefert Nhordukael der Stadtgarde aus?«, fragte Akendor verärgert.
    Scorutar lächelte. »Gelegentlich werden Befehle, selbst kaiserliche, ignoriert. Magro Fargh ist vermutlich nicht mehr in der Lage, sie zu lesen, und der Erzprior ist ein machthungriger Emporkömmling, dem man nicht trauen kann.«
    »Das ist leider wahr«, bestätigte Perjan Lomis. »Ich kenne Bars Balicor nur zu gut. Er war Kurator auf Morthyl, und schon dort fiel mir sein übler Charakter auf. Rechnet nicht damit, dass Ihr aus seinem Munde auch nur ein wahres Wort über das Wunder erfahrt.«
    Jundala Geneder zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Das Wunder … noch immer wissen wir nicht, was tatsächlich am Tag der Ernte geschah.«
    »Wir haben die Kreatur, die in der flüssigen Bronze verendet ist, ausführlich untersuchen lassen«, erklärte Scorutar. »Es handelt sich um ein echsenartiges Wesen; den Klauen und Zähnen nach zu urteilen ist es ausgesprochen gefährlich. Allerdings widerspricht seine Gestalt den Berichten, die uns von den Goldei überliefert wurden. Die Goldei, so heißt es, laufen aufrecht, und ihre Körper sind menschengroß. Dieses Wesen muss einer anderen Art angehören.«
    »Und die Kiste?«, fragte Akendor beunruhigt. »Ist es wahr, dass auf ihr goldeische Schriftzeichen zu sehen waren?«
    »Ja, es gibt diese Schriftzeichen«, gab Fürst Scorutar zurück. »Wir können sie leider nicht entziffern. Der einarmige Fremde soll behauptet haben, dass er die Kiste von einem goldeischen Schiff entwendete. Warum er sie allerdings nach Thax brachte und die darin gefangene Kreatur auf die Menge losließ, wird wohl immer ein Rätsel bleiben.«
    »Die Tat eines Wahnsinnigen«, sagte Binhipar mit düsterer Stimme. »Er hat das Volk in große Panik versetzt.« »Immerhin wissen wir nun, womit wir bei einem Krieg gegen die Echsen zu rechnen haben«, sagte Fürst Arkon. »Wir können uns glücklich schätzen, dass der junge Priester die Kreatur in die Bronzeglut riss, bevor sie weitere Morde begehen konnte.«
    »Er muss uns Rede und Antwort stehen«, rief Akendor entschlossen. »Lasst dem Hohepriester eine neue Botschaft zukommen - doch diesmal in einem schärferen Tonfall. Wenn die Tathrilya uns Nhordukael

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