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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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ihr Schwert gezogen. Ihre Augen funkelten voller Entschlossenheit.
    Rumos setzte ein Lächeln auf. »Bist du versessen darauf, ein zweites Mal zu erfahren, dass deine Klinge mir nichts anhaben kann? Bei Tathril, ich kann dir auch die andere Hand verbrennen und dein schönes Gesicht dazu!«
    »Wenn ich Euch mit einem Hieb den Kopf vom Hals trenne, möchte ich sehen, mit welcher Zauberei Ihr ihn wieder aufsetzt«, erwiderte Ashnada.
    Für einen kurzen Moment schien Rumos sprachlos. Dann lachte er auf. »Deine gyranische Mörderin dient dir wirklich vortrefflich, Bars Balicor! Ich hoffe, du wirst ihr die Treue entsprechend vergelten, sonst wechselt sie eines Tages den Herrn und richtet ihre Klinge gegen dich.« Während dieser Worte lächelte er Ashnada verschwörerisch zu, und sie ließ ihr Schwert langsam sinken.
    Balicor hatte das Gewand unterdessen abgestreift und zu Boden geworfen. Noch immer schwelte schwarzer Rauch aus dem Stoff. Ein dünnes Hemd war alles, was der Erzprior noch anhatte. Sein schmaler Körper wirkte lächerlich und schwach neben der Gestalt des Troubliniers.
    »Verflucht sollst du sein, Rumos«, stieß Balicor hervor, »du und deine verdorbene Zauberkunst!« »Diese Zauberkunst hat dich dorthin gebracht, wo du jetzt stehst«, sagte Rumos ungerührt. »Wenn du Arnos noch heute erreichen willst, solltest du dich beeilen. Gib Acht, dass dir die Weißstirne nicht den hässlichen Kopf von den Schultern schlagen, wenn du aus dem Tempel reitest. Und nimm die Gyranerin mit, falls du dich vor Magro Fargh fürchtest.« Er faltete die Hände. »Ich werde mich unterdessen um die Zukunft der Kirche kümmern. Es wird sich einiges ändern müssen, damit unsere Gemeinschaft die Wirren der kommenden Zeit übersteht.«
    »Unsere Gemeinschaft?«, fauchte Bars Balicor. »Du bist kein Angehöriger der Tathrilya!«
    Rumos musterte ihn kalt. »Ich spreche von der einzigen Gemeinschaft, die Bestand haben wird: der Kirche des Tathril, und diese wird ab sofort wieder von den wahren Dienern des Glaubens geführt. Was von der Tathrilya übrig ist, wird zusammen mit Magro Fargh untergehen.« Und lachend wandte er sich der marmornen Säule zu. Schwarz schimmerte der Thron des Kaisers, schwarz die Krone auf seinem Kopf; das Licht schmolz dahin im dunklen Glanz des Sithalits. Auch Akendors schwarzes Gewand glitzerte infolge der in den Stoff eingewirkten Silberfäden. Es handelte sich um den traditionellen Kaufmannsrock, den einst die Fürsten bei den Sitzungen des Südbundes angelegt hatten. Inzwischen wurde er nur noch bei zeremoniellen Anlässen getragen, denn der Südbund war längst im Kaiserreich aufgegangen. Seit Kaiser Ewaron vor zweihundert Jahren das Bundesmitglied Troublinien in das sitharische Reich eingebunden und ihm einen Sitz im Silbernen Kreis eingeräumt hatte, traten die Führer des Südbundes nur noch als Fürsten des Kaiserreiches zusammen. Mit den Ratssitzungen war auch der schwarze Rock verschwunden, der die Fürsten als Angehörige der alten Kaufmannsschicht ausgewiesen hatte. Zuletzt hatten sie ihn vor sieben Jahren angelegt, als Troublinien sich wieder von Sithar losgesagt hatte. Während der Verhandlungen mit dem troublinischen Gildenrat war der Silberne Kreis gesammelt in Schwarz erschienen, um den Abtrünnigen ihren Verrat an der Gemeinschaft des Südbundes vor Augen zu führen.
    Nun war es der Kaiser, ausgerechnet der Kaiser, der das Kaufmannsgewand wieder im Thronrat trug. Die Fürsten hatten es mit Erstaunen, ja, mit Unbehagen aufgenommen. Was, so fragte sich mancher, wollte Akendor Thayrin mit der Gewandung zum Ausdruck bringen? War es eine neue Laune des Kaisers oder eine bewusste Provokation? Doch wer konnte in diesen Tagen schon sicher sein, was in des Kaisers Kopf vor sich ging.
    »Ich begreife das nicht«, rief Akendor voller Entrüstung. »Wie kann so etwas geschehen? Der siebte erschlagene Gardist in dieser Woche - könnt Ihr dem Morden nicht Einhalt gebieten?«
    »Wir geben unser Bestes«, beteuerte Graf Tarmin. Er stand neben dem Thron, ein korpulenter Mann mit gelocktem, zum Scheitel aufgeworfenem Haar. Sein Blick hastete durch die Reihe der Fürsten, die schweigend an der steinernen Tafel hockten. »Die Lage ist schwieriger, als wir annahmen. Ihr ahnt nicht, wie viele Menschen sich inzwischen auf den Straßen zusammenrotten.« Graf Tarmin war der Anführer der Stadtgarde von Thax, ein Emporkömmling aus dem thaxanischen Kaufmannsadel. Seine Unfähigkeit war allseits bekannt. Seit er

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