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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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man seinen Rücken sehen, auf dem die Haut bereits in Fetzen hing.
    Angewidert wandte sich Baniter ab.
Oh, du wirst schreien,, Mestor Ulba! Deine Schmerzen werden noch größer sein als jene, die An'Chaki erleiden musste, als sie dein Gift trank. Ich habe kein Mitleid mit dir!
Er spürte eine Berührung an der Schulter. Lyndolin Sintiguren war neben ihn getreten und hatte ihre knochige Hand auf seine Schulter gelegt. »Es ist nicht Eure Schuld«, sagte sie sanft.
    Baniter glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Natürlich ist es nicht meine Schuld«, höhnte er. »Soll ich ein schlechtes Gewissen haben, weil nicht ich dort unten liege, so wie Mestor Ulba es sich ausgerechnet hatte?« Er lachte auf. »Wir wären wohl alle im Blassen Sand geendet, wenn Eure Prophezeiung nicht gewesen wäre … sofern man Eure obskure Sterndeuterei so nennen kann.« Enttäuscht zog Lyndolin die Hand zurück. »Ihr glaubt mir noch immer nicht, Fürst Baniter? Sagte ich Euch nicht, dass meine Anwesenheit in Praa einen Krieg verhindern wird? Hätte ich nicht Intharas Schicksal in den Sternen gelesen, wäre Ulbas Attentat geglückt, und zwischen Arphat und Sithar wäre ein mörderischer Krieg entbrannt. Wie könnt Ihr noch immer an der Macht des Schicksals zweifeln?«
    »An jenem Abend saßet Ihr an meiner Seite«, erwiderte Baniter. »Mir kam der Gedanke, Ihr hättet vielleicht beobachtet, wie Mestor Ulba das Gift in den Becher gab - und hättet mich dennoch ins offene Messer laufen lassen!« Er senkte die Stimme. »Sollte ich jemals herausfinden, dass Eure Prophezeiung auf diese Weise zustande kam, werdet Ihr bitter dafür bezahlen!«
    »Wie könnt Ihr so von mir denken!«, sagte Lyndolin vorwurfsvoll. »Ich schwöre Euch, allein der Lauf der Sterne verriet mir, in welcher Gefahr die Königin schwebte. Ich deutete die Zeichen anhand von Cladimors Sternkarte und konnte so Schlimmeres verhindern. Was an diesem Abend geschah, war vorherbestimmt!«
Ja, aber von wem?,
grübelte Baniter.
Der Traum! Lyndolins Prophezeiung! Der Windstoß, der den Schatten des Norfes tanzen ließ! Dies alles kann kein Zufall gewesen sein.
    Ein gedehnter Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Baniters Augen wanderten zum Grund von As'Farkal zurück, doch er ertrug den Anblick nicht lange.
Nun schreist du also doch, Siegelmeister! Du zahlst einen hohen Preis für deinen Wahn. Vielleicht hast du Glück; vielleicht hast du dir mit deinem Attentat einen Platz in den arphatischen Geschichtsbüchern erobert, deren Schlusskapitel du eigenhändig schreiben wolltest.
Er wandte sich von der Dichterin ab und schritt auf die Königin zu. Inthara wirkte erschöpft; mit hängenden Schultern stand sie zwischen den vermummten Alunai-Priesterinnen. Sie erschien Baniter schöner als je zuvor. Das schwarz schimmernde Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein dunkler Schleier, ihre Augen wirkten schüchtern und verängstigt. Das zu weit geschnittene Priestergewand wirkte an ihrem schlanken Leib wie das zerzauste Gefieder einer Dohle.
    »Ich hasse diesen Ort«, sagte sie leise, als der Fürst vor ihr stand. »In diesem Tal spuken die Geister der Verstorbenen, die keine Ruhe finden.« Im Hintergrund gellten Mestor Ulbas Schreie. Sie wurden immer lauter, immer entsetzlicher, das schrille Kreischen eines Wahnsinnigen. »Spürt Ihr ihre Nähe, Baniter? Sie warten auf uns. Sie ergötzen sich an unserer Angst.«
    »Mich würde es nicht wundern, wenn es an diesem Ort spukte«, erwiderte Baniter. »Diese Hinrichtungsart ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Sicher, er hat den Tod verdient, doch musste es auf diese Weise geschehen?« Inthara beobachtete ihn aufmerksam. »Es war nicht leicht, die Priester davon abzubringen, auch Euch dem Blassen Sand zu übergeben. Der Schechim Ejo ist der Überzeugung, dass Mestor Ulba in Eurem Auftrag handelte.«
    Baniter lächelte. »Ejo war gewiss nicht der Einzige, der meinen Tod forderte. Dennoch habt Ihr mich am Leben gelassen. Warum, Königin Inthara?«
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?« Sie ließ einen Augenblick verstreichen, bevor sie fortfuhr. »Ich habe mich für das Bündnis mit Sithar und gegen den Frieden mit den Goldei entschieden. Ich habe mein Heer angewiesen, die Grenzen nach Kathyga zu überschreiten und den Echsen entgegenzuziehen. Es wird ein langer und furchtbarer Krieg werden.«
    »Arphat und Sithar werden ihn gemeinsam gewinnen«, versicherte Baniter. »Was aber werdet Ihr mit dem Goldei machen, der nach Praa kam und Euch den Frieden

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