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Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Titel: Nebelsphäre - haltlos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Das Dach war mit roten Tonschindeln gedeckt. Hier ragten mehrere kunstvoll aus rotem Klinker gemauerte Schornsteine heraus, die auf eine Vielzahl von Koch- und Feuerstellen hindeuteten.
    Efeu war an einigen Wänden das Gemäuer hochgeklettert. Das Gebäude und der kleine Vorhof waren von einem dichten Wald umgeben. Nur direkt am Haus waren ein paar gutgepflegte Blumenbeete angelegt worden.
    Die vielen großen Bäume bedrückten Victoria und auch das gepflegte Herrenhaus wirkte eher kühl auf sie. Schon meldete sich wieder ihr Verstand: „Siehst Du? Hab ich es dir nicht gesagt?“
    Aber die Schmetterlinge antworteten nur: „Klappe!“
    Jaromir brachte den Wagen auf dem Vorplatz zum Stehen und sah Victoria an. Seine braunen Augen ließen wieder Glück in ihre Adern fließen, konnten das Unbehagen aber nicht ganz vertreiben.
    Sie sagte trocken: „Ich wusste nicht, dass man als Professor so gut verdient, dass man sich ein solches Anwesen leisten kann.“
    Er lachte. „Es hat schon Vorteile, wenn man einen ausgeprägten Sinn für Edelsteine, Edelmetalle und andere Schätze hat, wie er uns Drachen nicht zu Unrecht nachgesagt wird. Die lange Lebensspanne sorgt dann dafür, dass sich im Laufe der Zeit so einiges ansammelt. Aber keine Angst, dieses Anwesen gehört nicht mir, sondern meinem Mentor. Mir wäre es auf Dauer viel zu düster und zugewachsen. Allerdings sorgen die Bäume für die Privatsphäre, die ich brauche, um mich auch mal ungestört in meiner wahren Gestalt zu bewegen.“
    Sie stiegen aus. Er kam um den Wagen herum und fasste ihre Hand. Nun fühlte sie sich schon wieder viel wohler. Gemeinsam gingen sie zum Eingang.
    Einen Augenblick bevor sie an der prächtigen Eingangstür angekommen waren, öffnete sich diese wie von Zauberhand.
    Jaromir lachte, als er ihr Erstaunen bemerkte. „Zur Abwechslung ist das mal keine Magie, sondern mein treuer Freund Albert!“
    Als Victoria die Eingangshalle betrat, sah sie, dass Albert ein ungefähr fünfzig Jahre alter Butler war. Er trug eine schlichte schwarzweiße Uniform, war zirka eins siebzig groß und schon vollkommen ergraut.
    Jaromir sah ihn freundschaftlich an und sagte mit offiziellem Ton: „Albert, ich möchte dir Victoria Abendrot vorstellen. Sie ist eine meiner besten Studentinnen.“
    Dann wandte er sich lächelnd an sie: „Victoria, das ist Albert Buchbinder. Er ist seit mehr als fünfzig Jahren mein treuer Freund und mir stets zu Diensten.“
    Sie sah in das freundliche Gesicht des älteren Mannes und spürte neben seinem ehrlichen Interesse auch nahezu grenzenloses Erstaunen. Das alles versuchte Albert jedoch hinter höflicher Reserviertheit zu verstecken, wie es sich für einen guten Butler gehörte.
    Victoria hatte noch nicht mit Bediensteten zu tun gehabt und fragte sich, ob es unschicklich wäre, Albert die Hand zu geben.
    Prompt sagte Jaromir: „Victoria weiß über mich Bescheid – genau wie Albert im Übrigen. Wir brauchen also kein Theater zu spielen.“
    Das Erstaunen in Alberts Augen wurde noch größer, aber er begrüßte sie formvollendet mit einer leichten Verbeugung: „Herzlich Willkommen im Hause Brookstedt, Frau Abendrot.“
    Victoria spürte, dass er noch nie einen solchen Gast wie sie hier gehabt hatte und genau wie sie nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Sie fand ihn sympathisch und so wie es aussah, würde sie ihn in der nächsten Zeit wohl öfter treffen. Also streckte sie ihm lächelnd die Hand entgegen: „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Herr Buchbinder.“
    Er war eindeutig irritiert, schüttelte dann aber herzlich ihre Hand. „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Frau Abendrot. Ich muss allerdings darauf bestehen, dass Sie mich Albert nennen – alles andere wäre mir sehr unangenehm.“
    Dann wandte er sich wieder Jaromir zu und fragte: „Wo darf ich den Nachmittagstee servieren? Im weißen Salon?“
    Jaromir nickte. „Ja Albert, das wäre prima. Vielen Dank.“
    Er hatte Victorias Hand nicht losgelassen und führte sie nun durch die düstere Eingangshalle eine breite, geschwungene Treppe hinauf. An den Wänden hingen verschiedene Gemälde alter Meister. Sie zweifelte keinen Augenblick an der Echtheit der Bilder. Dann zog er sie durch einen langen, mit dunklem Holz vertäfelten Flur, von dem einige massive, aber kunstvoll verzierte Türen abgingen.
    Jaromir öffnete die Tür am Ende des Ganges und Victoria atmete erleichtert auf. Der Raum dahinter war von Licht durchflutet und wirkte viel offener und

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