Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
wenn es mir nicht gefällt.“
Dann sah er ihr in die Augen und wieder floss warmes Glück in sie hinein. „Ich bin mir in meinem ganzen Leben bei nichts so sicher gewesen wie bei dir. Ich will mit dir zusammen sein, seitdem ich dich zum ersten Mal gesehen habe! Und wenn es nur um mich gehen würde, könnten wir es von mir aus hier und heute vor allen Menschen offiziell machen.“ Er hatte seinen Geist geöffnet und sie konnte sehen, dass er die Wahrheit sprach. „Aber es geht hier eben nicht nur um mich.“
Victoria stellte sich vor, was ihre Kommilitonen und ihre Eltern sagen würden, wenn sie ihnen erzählte, dass sie mit ihrem Professor zusammen war. Sie alle würden argumentieren, dass das nicht gut gehen könne, dass er zu alt für sie sei, dass er sie nur ausnutzen würde und, und, und. Der Witz war, dass andere Studenten garantiert behaupten würden, dass sie IHN ausnutzen wollte, um leichter durch das Studium zu kommen.
Er sprach weiter: „Und das ist nur ein Teil der Gründe, warum ich es vorziehen würde, das mit uns vorerst geheim zu halten. Ich selbst habe noch nie von einer Verbindung von Drachen und Menschen gehört und bin mir auch nicht sicher, was meine Artgenossen darüber denken. Dazu kommt noch, dass du magisch begabt bist und das nicht zu knapp. Mein Gefühl sagt mir, dass unsere Beziehung nicht gerade auf Begeisterung stoßen wird. Die Reaktionen und die Konsequenzen, die aus unserer Verbindung resultieren, könnten sehr drastisch ausfallen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich muss vorher sicherstellen, dass ich alles getan habe, um dich zu schützen, bevor jemand anderes von uns erfährt.“
Sie nickte leicht, aber dann fiel ihr etwas ein. „J weiß schon von uns und ich werde ihm kaum weiß machen können, dass aus uns nichts geworden ist – nicht wenn wir uns weiterhin sehen wollen.“
Er sah sie fragend an. „Können wir J um Stillschweigen bitten und darauf vertrauen, dass er sich auch daran hält?“
Sie überlegte kurz und war sich sicher. „Ich denke schon. Wie du heute Nachmittag im Auto gesagt hast: Er ist ein sehr treuer Freund. Ich werde ihn bitten, niemandem etwas zu sagen.“
Allerdings gefiel Victoria das alles gar nicht. „Ich hasse diese Heimlichtuerei! Warum kann es bei mir in Sachen Liebe nicht zur Abwechslung einfach mal unspektakulär normal sein? So in der Art: Studentin trifft Student, Liebe entwickelt sich mit der Zeit – fertig. Das Ganze hier ist eindeutig NICHT normal und endet doch bestimmt nur wieder mit Tränen.“
Er sah sie besorgt an und sagte dann leise: „Ich habe dir heute die notwendigen Dinge beigebracht, um dein Wissen und dein Talent zu verbergen. Ich will dich nicht in Gefahr bringen oder dich unglücklich machen. Wenn wir unsere Beziehung jetzt beenden und uns ab heute nicht mehr sehen, wärst du so sicher, wie du es nur sein kannst und könntest ein ganz normales Leben führen.“
Alles in Victoria schrie: „NEEEEIINNNN!“
Allein der Gedanke daran, dass er sie nicht mehr treffen wollte, schnürte ihr die Kehle zu und ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch erfrieren. Sie versuchte sich zusammenzureißen und flüsterte: „Ich wusste schon im ersten Moment, dass es kompliziert werden würde – darum habe ich mich anfangs ja auch dagegen gewehrt und wollte einfach nicht wahrhaben, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Dann sah sie ihm fest in die braunen Augen und machte ihre Gedankenfenster weit auf. „Ich WILL mit dir zusammen sein. Allein der Gedanke, dass du mich nicht mehr sehen willst, fühlt sich an, als müsste ich sterben.“
Bei diesen Worten begannen seine Augen wieder zu brennen. Er nahm sie in die Arme und das Prickeln seiner Berührungen taute die Schmetterlinge vorsichtig wieder auf. Dann hörte sie seine Gedankenstimme: „Komm her, ich möchte dir etwas zeigen.“
Sie näherte sich seinem Geist vorsichtig. Er schien sie durch ein offenes Fenster herein zu winken. Zögernd schlüpfte sie in seinen Geist.
Und dann sah sie es: Jaromir konnte ohne sie genauso wenig sein wie sie ohne ihn. Er würde alles dafür tun, sie zu beschützen und sie glücklich zu machen – selbst wenn das bedeuten würde, dass er sie nicht mehr sehen durfte. Der Gedanke, dass ihr seinetwegen ein Leid zugefügt wurde, war für ihn nicht zu ertragen. Er würde lieber sterben.
„Es ist nicht so, dass ich dich nicht von ganzem Herzen will, Victoria. Ich liebe Dich, mehr als ich sagen kann. Und mir ist kein Preis zu hoch, um dich in
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