Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
schachmatt bin!“
Sie hörte ihn in Gedanken seufzen. „Ich weiß Kleines, aber mir bringt es etwas, wenn ich seine Strategie kenne. Ich werde dir gleich sagen, welche Figur du wohin setzen sollst.“
Daran hatte sie gar nicht gedacht! Schnell tat sie, worum er sie gebeten hatte.
Felix wurde langsam schon unruhig und wartete auf ihren nächsten Zug.
Sie runzelte bedeutsam ihre Stirn und tat, als würde sie irgendwelche tiefsinnigen Überlegungen anstellen.
Kurzzeitig hatte sie überlegt, sich das Schachwissen direkt über Jaromirs Geist anzueignen, aber sie befürchtete, dass es ihr wie mit den Drachen ergehen würde: zu viele zu Infos in zu kurzer Zeit. Eine Ohnmacht wollte sie nun wirklich nicht riskieren.
Zum Glück sagte Jaromir wenige Sekunden später: „Nimm dein letztes Pferd und setze es hier hin.“ Er zeigt ihr das entsprechende Feld.
Sie tat, wie ihr geheißen und Felix begann nun seinerseits zu grübeln.
Victoria fiel auf, dass Jaromir im Geiste bereits die möglichen Züge seines Gegners durchdachte und schickte ihm Felix Gedanken.
Die Anerkennung in Jaromirs Gedanken war nicht zu überhören: „Gar nicht schlecht, der junge Mann!“
Dann hatte Felix sich entschieden und bewegte seine Dame.
Diesmal war Jaromir schneller mit seiner Anweisung. Er hatte mit Felix Zug gerechnet und sich bereits überlegt, wie er darauf reagieren wollte.
Victoria bewegte ihren König und Felix sah sie überrascht an. „Also hat Vici wirklich nur so getan… Dieses Biest! Und ich war mir schon sicher, dass ich sie an die Wand spiele.“
Ihr Kommilitone dachte eine Weile nach und setzte dann einen seiner Türme.
So ging das ein paar Mal hin und her. Zug für Zug hatte sich Victorias Lage verbessert. Das erkannte sogar sie selbst und macht Vorschläge, wie sie setzen könnte. Häufig schlug Jaromir dann aber doch etwas anderes vor. Das tat ihrer Freude jedoch keinen Abbruch: Schach war wirklich interessant und es lohnte sich bestimmt, ein paar Partien mit Jaromir zu spielen.
Nach fünfundzwanzig Minuten waren sie an einem Punkt, an dem Victoria ein Remis aushandeln konnte. Jaromir war sich zwar sicher, dass er die Partie gewinnen konnte, aber das wollte sie gar nicht. „Wenn ich nach diesem miesen Start die Partie gewinne, wird er mich zwingen, ihn zu meinem Schachunterricht mitzunehmen – falls er das jetzt nicht sowieso schon tun wird… Es kann nicht schaden, wenn wir das Ganze jetzt unentschieden ausgehen lassen, wirklich Jaromir! Außerdem müssen wir gleich zu Algebra und Professor Fischer kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand zu spät kommt.“
Jaromir seufzte tief und meinte dann augenzwinkernd: „Das Zuspätkommen stört mich auch immer bei euch faulen Studenten! Also gut: Remis. Dann muss ich meinen sportlichen Ehrgeiz wohl aufs nächste Mal verschieben!“
Jetzt grinste auch Victoria innerlich. „Was hältst du denn von ein paar Privatstunden im Schach für eine der faulen Studentinnen?“
„Ich hätte da am Mittwoch noch etwas frei“ , antwortete er lächelnd. „Aber erst nach dem Abendessen, denn da bin ich schon mit einer sehr attraktiven, jungen Frau verabredet.“
Victoria dachte nur: „Charmeur!“ und setzte ihren König für das Unentschieden.
Felix seufzte: „Also gut, Vici: dann eben Remis. Wir müssen eh gleich in die nächste Vorlesung.“ Dann sah er Victoria prüfend an und meinte: „Mann, nach deinen ersten Zügen habe ich gedacht, dass du gerade mal weißt, wie man die Figuren setzt, aber sonst keinen Schimmer hast. Tja, so kann man sich täuschen… Vielleicht solltest du es mal mit Poker versuchen. Bluffen kannst du jedenfalls!“
Victoria grinste ihren Kommilitonen an. „Poker ist nichts für mich, das kannst du mir glauben! Ich habe eben Blut und Wasser geschwitzt.“
Felix zog fragend eine Augenbraue hoch. „Was meint sie denn damit jetzt? Naja, auch egal - auf alle Fälle sollten wir das bald mal wiederholen!“
Victoria begann die Figuren einzuräumen und hoffte, dass Felix wenigstens eine Woche warten würde, bevor er sie erneut herausforderte.
Am Abend machte sie mit J ihr traditionelles Nudelessen. Sie hatte Albert am Montag frische Pasta abgeschwatzt und ihn um sein atemberaubendes Rezept für die Tomaten-Rindfleisch-Sauce mit frischen Kräutern gebeten. Der Butler war sehr erfreut über ihr Interesse gewesen und hatte ihr neben diversen Tipps für die Zubereitung auch gleich ein paar Kräutertöpfe mitgegeben.
J nahm drei Mal nach,
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