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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Blumenerde. »Das habe ich gestern zwischen den Wurzeln gefunden. Ich dachte, du möchtest vielleicht …«
    Till nahm den Blumentopf entgegen und strich vorsichtig über die Blätter. »Glaubst du, dass sie …?«
    Wallerich zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie hat mal gesagt, sie sei sehr alt. Ihr Baum war nicht einmal hundert Jahre alt. Ich weiß nicht sehr viel über Dryaden … Alle Völker von Nebenan behalten ein paar Geheimnisse für sich. Aber vielleicht, wenn der Schössling zum Baum wird … Ich weiß, für ein Menschenleben heißt das ziemlich lange zu warten, aber …«
    »Danke, Wallerich.« Till zögerte. »Was ist mit dir? Ich meine, du …«
    Der Heinzelmann sah ihn fest an. Seine Schnauzbartenden zuckten und ein feuchter Glanz lag in seinen Augen. »Sie hat dich geliebt. Ich glaube, sie hätte zu dir gewollt.« Seine Stimme war rau. »Wenn ich dich aber dabei erwische, dass du sie schlecht pflegst und sich Borkenkäfer bei ihr einnisten …« Wallerich versuchte zu lachen.
    Lange standen die beiden einfach nur da und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich fluchte Wallerich leise. Er zog seine goldene Taschenuhr hervor, ließ den Deckel aufspringen und fluchte erneut.
    »Was ist?«
    »Du hast noch sieben Minuten Zeit, um den linken Aufzug im Hauptgebäude zu erwischen.«
    Till starrte den Heinzelmann verwundert an. »Was soll ich da?«
    »Nöhrgel hat es berechnet. Der Wahrscheinlichkeitskalkulator! Er hat ihn wieder in Gang gebracht. In sechseinhalb Minuten ist die letzte Chance, ihn allein zu erwischen. Komm schon!«
    »Ihn?«
    »Du wirst schon sehen! Die anderen warten!«
    *
    Till war ein wenig außer Atem, als er das Hauptgebäude der Universität betrat. Es war noch sehr früh. Nur wenige Studenten hockten im weiten Foyer.
    Zielstrebig ging Till zu den Aufzügen.
    »Du bist spät dran«, zischelte Wallerich, der für die normalen Menschen unsichtbar neben Till stand.
    Über der linken Aufzugtür leuchtete der Pfeil, der nach oben wies, auf. Mit dumpfem Summen setzte sich im Keller die stählerne Fahrkabine in Bewegung.
    »Nun drück schon den Knopf«, raunte der Heinzelmann. »Für mich ist er zu hoch!«
    Till gehorchte verwundert. »Was soll das?«
    »Du wirst schon sehen«, erwiderte sein Freund geheimnistuerisch.
    Das Summen der Aufzugkabine erstarb in leisem Ruckeln. Die Schiebetür glitt zurück. Im Aufzug stand Professor Mukke und er war nicht allein, auch wenn er das nicht ahnen konnte. Wallerich versetzte Till einen Stoß, sodass er in den Fahrstuhl stolperte.
    Mukke blickte auf. Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Na, beim Tagträumen über die eigenen Füße gestolpert?«
    Leise schloss sich die Schiebetür und der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung. Till fluchte stumm. Wenn er gewusst hätte, wer hier auf ihn wartete, dann hätte er keinen Fuß in die Uni gesetzt. Was hatte sich Wallerich dabei nur gedacht? Und dann noch die anderen …
    Der Professor nickte in Richtung des Blumentopfs. »Sie gehören also auch zu denen, die heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, selbst wenn morgen die Welt untergeht. Haben Sie den Aufzug abgepasst, um mir das zu zeigen? Das wird Ihnen morgen bei unserem Prüfungsgespräch auch nicht helfen. Verlassen Sie sich darauf, Ihre Welt wird untergehen!«
    Der Aufzug kam mit einem Ruck zum Halten. Mukke machte einen Schritt in Richtung der Tür, doch die Stahlwand schob sich nicht zurück.
    Der Professor blickte zu Till und runzelte die Stirn. »Hören Sie mal, wenn Sie glauben, Sie könnten mich …«
    »Nein, jetzt hören Sie mal!« Birgel hatte sich einen der Zauberringe über den Finger gezogen und war damit für den Professor sichtbar geworden. »Ich bin der Sendbote des Herrn von Wolkenstein und ich soll Ihnen ausrichten, dass mein Herr sehr ärgerlich über die Dinge ist, die sie über ihn verbreiten!«
    Mukke war bis in die hinterste Ecke des Fahrstuhls zurückgewichen, was bedeutete, dass ihn kaum mehr als ein Meter von Birgel trennte.
    »Till, haben Sie etwas damit zu tun?«, röchelte Mukke mit erstickter Stimme.
    Neben seinem Kameraden wurde nun auch Wallerich für den Professor sichtbar. Er hielt einen großen, schwarzen Motorradhandschuh in den Händen und zischte wütend: »Sie unbedeutender Zwerg! Sie haben sich erdreistet meinen Herren zu kränken.« Wallerich warf Mukke den Handschuh vor die Füße. »Der Herr von Wolkenstein fordert Sie zum ritterlichen Zweikampf. Als sein Wappenherold

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