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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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persönlich bin dem Sterben gegenüber nicht ganz so furchtlos und werfe mich bei jedem unangenehmen Geräusch, wie etwa der Fehlzündung eines Autos, augenblicklich demjenigen in die Arme, mit dem ich mich gerade unterhalte. Schließlich gab Sokrates’ mutiger Tod seinem Leben eine wirkliche Bedeutung, was man von meinem Dasein absolut nicht sagen kann, wenngleich es eine minimale Bedeutung für die staatliche Steuerbehörde besitzt. Ich muß gestehen, daß ich viele Male versucht habe, in die Sandalen dieses großen Philosophen zu schlüpfen, aber ganz gleich, wie oft ich das tue, immer nicke ich auf der Stelle ein und habe den folgenden Traum.
    (Schauplatz ist meine Gefängniszelle. Gewöhnlich bin ich allein und knoble an irgendeinem tiefgründigen Problem des rationalen Denkens herum, wie zum Beispiel: Kann ein Gegenstand ein Kunstwerk genannt werden, wenn man ihn auch zum Ofensaubermachen benutzen kann? Alsbald werde ich von Agathon und Simmias besucht.)
    AGATHON: Ach, mein guter Freund, du weiser alter Denker. Wie gehen dir die Tage der Gefangenschaft dahin?
    ALLEN: Wie kann man von Gefangenschaft denn reden, Agathon? Kann doch mein Körper nur gefangen sein. Mein Geist streift frei, von den vier Wänden unbeschränkt umher, und darum wahrlich frage ich, gibt es Gefangenschaft denn überhaupt?
    AGATHON: Nun, und wie steht’s, wenn du spazieren gehen willst?
    ALLEN: Sehr gut gefragt. Das kann ich nicht.
    (Wir drei sitzen in klassischen Posen da, ganz ähnlich wie auf einem Fries. Schließlich spricht Agathon.)
    AGATHON: Ich fürchte sehr, die Nachricht ist von Übel. Du bist zum Tod verurteilt worden.
    ALLEN: Ach, es macht mich traurig, daß Streit ich im Senat verursacht haben sollte.
    AGATHON: Kein Streit. Man war sich einig.
    ALLEN: Tatsächlich?
    AGATHON: Beim ersten Wahlgang.
    ALLEN: Hmmm. Ich hatte mit etwas mehr Beistand doch gerechnet.
    SIMMIAS: Der Senat ist wütend über deine Ideen zu einem utopischen Staat.
    ALLEN: Ich nehme an, ich hätte nie einen Philosophen als König vorschlagen sollen.
    SIMMIAS: Besonders, als du immer wieder auf dich aufmerksam machtest und dich diskret räuspertest.
    ALLEN: Und dennoch sehe ich meine Henker nicht als böse an.
    AGATHON: Auch ich nicht.
    ALLEN: Äh, tja also ... denn was ist böse anderes als gut im Übermaß?
    AGATHON: Wie das?
    ALLEN: Besieh es so. Wenn ein Mensch ein hübsches Liedlein singt, so ist das schön. Wenn er immer weitersingt, beginnt einem der Kopf zu schmerzen.
    AGATHON: Wahr ist’s.
    ALLEN: Und will er absolut nicht enden den Gesang, möcht schließlich Socken in den Rachen man ihm stopfen.
    AGATHON : Ja, sehr wahr.
    ALLEN: Wann soll der Urteilsspruch vollstreckt denn werden?
    AGATHON: Wie spät ist’s jetzt?
    ALLEN: Heute!?
    AGATHON: Die Kerkerzelle wird benötigt.
    ALLEN: So soll es sein! Laßt sie mir doch das Leben nehmen. Doch soll verzeichnet werden, daß ich lieber starb, als aufzugeben die Prinzipien von Wahrheit und ungestörter Wahrheitssuche. Weine nicht, Agathon.
    AGATHON: Ich weine nicht, das ist ’ne Allergie.
    ALLEN : Denn für den Mann des Geistes ist der Tod nicht Ende, sondern ein Beginn.
    SIMMIAS: Wie das?
    ALLEN: Tja, laß einen Augenblick mich überlegen.
    SIMMIAS: Laß dir Zeit.
    ALLEN: Es ist doch wahr, o Simmias, daß der Mensch vor der Geburt nicht existiert, nicht wahr?
    SIMMIAS: Sehr wahr.
    ALLEN: Noch existiert er nach dem Tode.
    SIMMIAS: Ja, da stimm ich zu.
    ALLEN: Hmmm.
    SIMMIAS: Also?
    ALLEN: Also, warte mal. Ich bin ein bißchen durcheinander. Ihr wißt ja, sie geben einem hier bloß Lamm zu essen, und nie ist es gut zubereitet.
    SIMMIAS: Die meisten Menschen sehn den Tod als absolutes Ende an und fürchten ihn darum.
    ALLEN: Der Tod ist ein Zustand des Nichtseins. Was nicht ist, existiert nicht. Also existiert der Tod nicht. Nur die Wahrheit existiert. Wahrheit und Schönheit. Beide sind austauschbar, doch sind sie Erscheinungen ihrer selbst. Äh - haben sie gesagt, was genau sie mit mir vorhaben?
    AGATHON : Den Schierlingstrank.
    ALLEN: (-verwirrt) Den Schierlingstrank?
    AGATHON: Du weißt doch, diese schwarze Flüssigkeit, die sich durch deinen Marmortisch gefressen hat.
    ALLEN: Tatsächlich?
    AGATHON: Nur einen Becher voll. Allerdings haben sie noch einen Reservebecher, falls du was verschütten solltest.
    ALLEN: Ich frag mich, ob’s wohl weh tut.
    AGATHON: Sie fragten an, ob du wohl versuchen könntest, keine Szene zu machen. Es stört die Mitgefangenen.
    ALLEN: Hmmm...
    AGATHON: Ich habe allen

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