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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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heiratet eine Tänzerin und stirbt mit zweiundvierzig am Gehirnschlag. (Sie packen mich und trichtern mir mit Gewalt den Schierling ein. Hier wache ich normalerweise schweißgebadet auf, und nur ein paar Eier und Räucherlachs beruhigen mich wieder.)

Das Zwischenspiel mit Kugelmaß
     
     
    Kugelmass, Professor der klassischen Philologie am City College, war zum zweitenmal unglücklich verheiratet. Daphne Kugelmass war eine dumme Gans. Außerdem hatte er von seiner ersten Frau, Flo, zwei beschränkte Söhne und steckte bis zum Hals in Unterhaltszahlungen für Frau und Kinder.
    "Konnte ich wissen, daß es so schlimm käme?" jammerte Kugelmass eines Tages seinem Analytiker vor. "Daphne war so vielversprechend. Wer konnte ahnen, daß sie sich so gehen ließe und schwellen würde wie ein Strandball? Obendrein hatte sie ein bißchen Kohle auf der hohen Kante, was an und für sich kein hinreichender Grund ist, einen Menschen zu heiraten, aber es tut nicht weh bei den Betriebskosten, die ich habe. Wissen Sie, worauf ich hinauswill?"
    Kugelmass war kahl und vital wie ein Bär, aber er hatte Gemüt.
    "Ich muß eine neue Frau kennenlernen", fuhr er fort, "ich muß unbedingt ein Verhältnis haben. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich bin ein Mensch, der Romantik braucht. Ich brauche Sanftmut, ich brauche den Flirt. Ich werde nicht jünger, und darum will ich, ehe es zu spät ist, in Venedig noch mal die Liebe spüren, im „21“ Bonmots austauschen und bei Rotwein und Kerzenlicht scheue Blicke wechseln. Verstehen Sie, was ich meine?"
    Dr. Mandel rutschte in seinem Sessel hin und her und sagte: "Eine Affäre würde gar nichts lösen. Sie sind so unrealistisch. Ihre Probleme liegen viel tiefer."
    "Und diese Affäre müßte auch diskret vonstatten gehen", fuhr Kugelmass fort. "Ich kann mir keine zweite Scheidung leisten. Daphne würde wirklich hemmungslos über mich herfallen. "
    "Mr. Kugelmass -"
    "Aber es darf niemand am City College sein, denn Daphne arbeitet auch dort. Nicht daß irgend jemand an der Fakultät im C. C. N. Y. der große Schlaganfall wäre, aber ein paar von den Studentinnen..."
    "Mr. Kugelmass -"
    "Helfen Sie mir. Ich hatte letzte Nacht einen Traum. Ich hüpfte mit einem Picknickkorb in der Hand über eine Wiese, und auf dem Korb stand . Und dann sah ich, daß der Korb ein Loch hatte."
    "Mr. Kugelmass, das Schlimmste, was Sie tun könnten, wäre, diese Sache auszuleben. Sie müssen Ihren Gefühlen einzig und allein hier Ausdruck geben, wo wir sie dann zusammen analysieren. Sie sind lange genug in Behandlung, um zu wissen, daß es keine Heilung über Nacht gibt. Ich bin schließlich Analytiker und kein Zauberer."
    "Dann brauche ich vielleicht einen Zauberer", sagte Kugelmass und erhob sich aus seinem Sessel. Und damit beendete er seine Therapie.
    Ein paar Wochen später, als Kugelmass und Daphne eines Abends gerade wieder einmal wie zwei alte Möbelstücke trübsinnig in ihrer Wohnung rumhingen, klingelte das Telefon. "Ich geh ran", sagte Kugelmass. "Hallo?" "Kugelmass?" sagte eine Stimme. "Kugelmass, hier spricht Persky." "Wer?" "Persky. Oder sollte ich sagen: Der Große Persky?" "Wie bitte?" "Ich höre, Sie suchen in der ganzen Stadt nach einem Zauberer, der ’n bißchen was Exotisches in Ihr Leben bringt. Ja oder nein?" "Schschsch", flüsterte Kugelmass. "Legen Sie nicht auf. Von wo rufen Sie an, Persky?" Am frühen Nachmittag des folgenden Tages stieg Kugelmass drei Treppen in einem heruntergekommenen Appartementhaus in dem Bushwick genannten Teil Brooklyns hinauf. Er spähte durch die Dunkelheit des Korridors, fand die Tür, die er suchte, und drückte auf die Klingel. Das werde ich noch bereuen, dachte er bei sich. Augenblicke später wurde er von einem kleinen, dünnen, wachsgesichtigen Mann begrüßt.
    "Sie sind Persky der Große?" fragte Kugelmass. "Der Große Persky. Möchten Sie Tee?" "Nein, ich möchte Romantik. Ich möchte Musik. Ich möchte Liebe und Schönheit." "Aber keinen Tee, ha? Erstaunlich. Okay, setzen Sie sich." Persky ging ins Hinterzimmer, und Kugelmass hörte, wie Kisten und Möbel herumgeschoben wurden. Persky erschien wieder und schob einen großen Gegenstand auf quietschenden Rollen vor sich her. Er nahm ein paar alte seidene Tücher ab, die darauf lagen, und blies etwas Staub weg. Es war ein billig aussehendes, schlecht lackiertes chinesisches Schränkchen.
    "Persky", sagte Kugelmass, "was führen Sie im Schilde?" "Passen Sie auf", sagte Persky. "Das ist eine

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