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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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Finger. Der Wunderfusel würde seinen verläßlichen Zauber tun. Er hatte mich in der Vergangenheit noch nie im Stich gelassen. Selbst wenn das arglose Opfer mit hochgezogenen Augenbrauen zurückzuckte, konnte man sich mit Anstand aus der Affäre ziehen, indem man alles der Wirkung dieses Inselgebräus zuschob.
    "Verzeih mir", konnte ich mich herausreden, "ich bin einfach so bedudelt von dem Zeug. Ich weiß gar nicht, was ich tue."
    Ja, die Zeit für höflichen Schnickschnack sei vorbei, dachte ich mir. Ich bin in zwei Frauen verliebt, kein so schrecklich ungewöhnliches Problem. Daß sie zufällig Mutter und Tochter sind? Eine desto größere Herausforderung! Langsam wurde ich hysterisch. Doch von so glühender Zuversicht ich in dem Augenblick auch war, ich muß zugeben, daß sich die Dinge schließlich nicht ganz wie geplant ereigneten. Klar, wir verzogen uns eines kalten Februarnachmittags ins "Trader Vic’s". ,  Wir sahen auch einander in die Augen und wurden poetisch angesichts des Lebens, während wir riesige, schaumig-weiße Gesöffe in uns reinkippten, in denen winzige hölzerne, in Ananaswürfel gepiekte Sonnenschirmchen schwammen - aber hier hörte es auch auf. Und das tat es, weil ich trotz der Freisetzung meiner unedleren Triebe fühlte, das werde Connie total vernichten. Am Ende war es mein eigenes Schuldbewußtsein - oder genauer, meine Rückkehr zur Vernunft -, die mich daran hinderte, die besagte Hand auf Emily Chasens Bein zu legen und meinen finsteren Begierden freien Lauf zu lassen. Daß ich mir plötzlich vor Augen führte, ich sei nur ein verrückter Schwärmer, der in Wahrheit Connie liebe und es niemals darauf ankommen lassen dürfe, sie auf irgendeine Weise zu verletzen, brachte mich zur Strecke. Ja, Harold Cohen war ein viel konventionellerer Typ, als er uns glauben machen wollte. Und viel verliebter in seine Freundin, als er Lust hatte zuzugeben. Diese Schwärmerei für Emily Chasen mußte abgeheftet und vergessen werden. So schmerzlich es vielleicht auch wäre, meine Regungen gegenüber Connies Mom unter Kontrolle zu bringen -Vernunft und bescheidene Rücksichtnahme würden den Vorrang haben.
    Nach einem wunderschönen Nachmittag, dessen krönender Abschluß das wilde Küssen von Emilys ansehnlichen und einladenden Lippen hätte sein sollen, ließ ich die Rechnung kommen und machte Schluß mit der Geschichte. Lachend gingen wir in das leichte Schneetreiben hinaus, und als ich sie an ihren Wagen gebracht hatte, sah ich ihr nach, wie sie sich in Richtung Lyme auf den Weg machte. Ich dagegen kehrte nach Hause zu ihrer Tochter zurück, mit einem neuen, tieferen Gefühl der Wärme für diese Frau, die nächtens das Bett mit mir teilte. Das Leben ist wirklich verworren, dachte ich. Die Gefühle sind so unvorhersehbar. Wie schafft das jemand, vierzig Jahre verheiratet zu sein? Das, scheint’s, hat mehr von einem Wunder als die Teilung des Roten Meeres, obwohl mein Vater in seiner Naivität diese für die bedeutendere Leistung hält. Ich küßte Connie und gestand ihr die Tiefe meiner Zuneigung. Sie antwortete darauf. Wir schliefen miteinander. Überblendung, wie es beim Film heißt, auf ein paar Monate später. Connie ist nicht mehr in der Lage, mit mir zu schlafen. Und warum? Ich selber habe es dahin gebracht, wie der tragische Held eines griechischen Schauspiels. Unser Sex begann vor Wochen ganz allmählich nachzulassen. "Was ist los?" fragte ich. "Hab ich was verkehrt gemacht?" "Lieber Gott, nein, es liegt nicht an dir. Teufel noch mal." "Was dann? Sag’s mir." "Ich habe einfach keine Lust dazu", sagte sie. "Müssen wir denn jede Nacht?" Dieses , worauf sie anspielte, war in Wirklichkeit nur ein paar Nächte pro Woche und bald noch weniger. "Ich kann nicht", sagte sie schuldbewußt, wenn ich versuchte, sie in Stimmung zu bringen. "Du weißt doch, ich mach ’ne schlechte Zeit durch."
    "Was für eine schlechte Zeit?" fragte ich ungläubig. "Hast du noch jemand anderen?" "Natürlich nicht." "Liebst du mich?" "Ja. Ich wollte, ich tät’s nicht." "Was dann? Warum dieses Abwenden? Und wird’s nicht besser, wird’s noch schlimmer." "Ich kann nicht mit dir schlafen", gestand sie mir eines Nachts. "Du erinnerst mich an meinen Bruder." "Bitte?" "Du erinnerst mich an Danny. Frag mich nicht, warum." "An deinen Bruder? Du machst doch einen Witz!" "Nein." "Aber er ist ein dreiundzwanzigjähriger blonder protestantischer Angelsachse, der in der Anwaltspraxis deines Vaters arbeitet, und ich

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